Joshua Groß © Charlotte Krusche
Joshua Groß © Charlotte Krusche
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AUDIO: Die Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse (6 Min)

Braunschweiger Autor für Preis der Leipziger Buchmesse nominiert

Stand: 23.03.2023 12:08 Uhr

Die Leipziger Buchmesse hat die Nominierungen für die im Rahmen der Messe vergebenen Buchpreise bekannt gegeben. Das Buch "Prana Extrem" des Braunschweigers Joshua Groß ist in der Kategorie Belletristik nominiert, Jan Philipp Reemtsma und Birgit Weyhe aus Hamburg in der Kategorie Sachbuch.

465 Werke wurden in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung eingereicht. Jeweils fünf hat die siebenköpfige Jury ausgewählt.

Die Nominierten in der Kategorie Belletristik

Leipziger Buchpreis: Würdigung von Experimenten

"Beim Leipziger Buchpreis geht es immer auch darum, Autorinnen und Autoren in den Mittelpunkt zu stellen, deren Bücher bislang vielleicht eher am Rande der Wahrnehmung stehen, gewissermaßen unterm Radar schweben. Bücher, in denen etwas gewagt und experimentiert wird", ordnet NDR Kultur Literatur-Redakteur Alexander Solloch die Nominierungen ein. "Dazu zählen auf dieser Liste zweifellos der in Braunschweig lebende junge Autor Joshua Groß, dessen 'Prana extrem' unheimlich viel Potential' - und leider auch manche Länge - aufweist und vor allem "Unser Deutschlandmärchen von Dinçer Güçyeter. Ein Familienporträt, das zutiefst lyrisch mit der Romanform spielt."

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In Leipzig sind die Außenseiter Favoriten

Clemens J. Setz ist mit "Monde vor der Landung" erneut für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. 2011 gewann er den Preis bereits einmal mit dem Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes". Als Favorit sieht Alexander Solloch jedoch Ulrike Draesners "Die Verwandelten". Aber Vorsicht: "In Leipzig sind oft genug die Außenseiter die Favoriten - mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn am Ende Angela Steidele mit ihrem Leipzig- und Musik-Roman 'Aufklärung' ausgezeichnet wird."

"Prana Extrem": Ein Gegenraum zur Wirklichkeit

"Prana Extrem" ist eine Reise der Selbstwerdung. An einem unwirklichen Ort in den Alpen erzählt Joshua Groß von einer Gemeinschaft auf Zeit, die durch Liebe und Aufmerksamkeit einen Raum für ein anderes Miteinander entstehen lässt. Das Buch ist ein Versuch, die sich überstürzend verändernde Welt vielschichtig abzubilden - und einen Ort zu schaffen, der einen Gegenraum zur Wirklichkeit bildet. "Skispringen im Treibhausklima, während die schönsten Frühlingstage verdächtig und die Libellen immer größer werden. Zeit für Lisa und Joshua, 'jeglicher Future-Flauheit abzuschwören', Allianzen zu schmieden und vom Meteoriten bis zum Chupa-Chup sämtliche verfügbaren Energien zu bündeln - und dazu gehören insbesondere auch die Kräfte der Kunst und eine leuchtende Sprache", schreibt die Jury.

Birgit Weyhe: "Rude Girl" als Sachbuch nominiert

Dass mit Birgit Weyhe eine Hamburger Graphic-Novel-Autorin in der Kategorie Sachbuch nominiert ist, ist sicherlich eine Überraschung. In "Rude Girl" erzählt sie, wie sie an einem US-College mit dem Vorwurf der kulturellen Aneignung konfrontiert wird. Ist sie sich ihrer Privilegien als weiße Autorin bewusst, wenn sie Geschichten von Schwarzen Menschen erzählt? Zurück in Deutschland, trifft sie auf die afroamerikanische Germanistin Priscilla Layne. "Neben der starken visuellen Kraft, die "Rude Girl" entwickelt, ist das Besondere die Montage: Auf einer zweiten Erzählebene legt Weyhe der US-Professorin Layne immer wieder Versatzstücke ihrer gezeichneten Biographie vor", heißt es in der Begründung der Jury. "So entsteht ein produktiver und höchst offener Austausch zweier kooperierender Erzählerinnen: über kulturelle Aneignung, Race und Gender."

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Reemtsma holt Wieland aus dem Schatten von Goethe und Schiller

Jan Philipp Reemtsma © Imago/Karina Hessland Foto: Karina Hessland
Jan Philipp Reemtsma gründete 1984 das Hamburger Institut für Sozialforschung und leitete es bis 2015.

Der Schriftsteller Christoph Martin Wieland ist bei weitem nicht so bekannt wie Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Schiller. Aber er war ein bedeutender Wegbereiter der Weimarer Klassik. Jan Philipp Reemtsma hat Wieland aus dem langen Schatten geholt und eine 700-seitige Biografie geschrieben. Reemtsmas Buch ist die "Frucht eines jahrzehntelangen Engagements für dessen Werk, geboren aus der Bewunderung für einen der wichtigsten ästhetischen und politischen Aufklärer. Nach Lektüre wissen wir, was wir Wieland schuldig geblieben sind, und wollen ihn sofort wieder oder erstmals lesen", heißt es in der Begründung der Jury.

Verleihung und Bekanntgabe am 27. April

Tomer Gardi © picture alliance/dpa Foto: Jan Woitas
Im vergangenen Jahr ging der Belletristik-Preis an Tomer Gardi und seinen experimentellen Roman "Eine runde Sache".

Die Verleihung folgt am Eröffnungstag der Leipziger Buchmesse, die in diesem Jahr vom 27. bis zum 30. April veranstaltet wird. Im vergangenen Jahr gingen die Preise an Tomer Gardi (Belletristik), Anne Weber (Übersetzung) und Uljana Wolf (Sachbuch).

Die Nominierten wurden ausgewählt von einer siebenköpfigen Jury, bestehend aus der Kritikerin Insa Wilke, dem Literaturwissenschaftler Moritz Baßler, der rbb-Redakteurin Anne-Dore Krohn, dem Feuilleton-Chef der "FAZ" Andreas Platthaus, der Journalistin Shirin Sojitrawalla, der Literaturwissenschaftlerin Maryam Aras und der Kritikerin Cornelia Geißler.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 23.03.2023 | 11:00 Uhr

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