"Das Boot"-Schauspieler Martin May: So war der Dreh mit Wolfgang Petersen
Bei "Das Boot" spielte der damals 19-jährige Martin May 1981 den verliebten Fähnrich Ullmann. Im Interview blickt er immer noch beeindruckt auf die Zusammenarbeit mit Wolfgang Petersen zurück.
Mit Wolfgang Petersen ist einer der ganz großen Regisseure gestorben. Als einer der ganz wenigen Deutschen machte er auch in Hollywood Karriere, drehte mit Stars wie Clint Eastwood oder Dustin Hoffmann. Sein Durchbruch, auch international, war der Thriller "Das Boot".
"Wolfgang Petersen war ein großartiger, kompletter Regisseur"
In dem legendären Film "Das Boot" von 1981 spielten Jürgen Prochnow, Martin Semmelrogge, der ganz junge Herbert Grönemeyer - und der junge Hamburger Schauspieler Martin May, der damals seinen zweiten Film drehte.
Herr May, Sie standen damals auch ganz am Anfang. Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?
Martin May: Ich war bei Beginn der Dreharbeiten 19. Das war mein zweiter Film. Ich dachte damals: "Wow, so geht Film." Ja, so geht Film. Aber leider hat man es nie wieder so gemacht. Es war eine sehr besondere Produktion. Wolfgang Petersen war ein großartiger, kompletter Regisseur, der in in allen Belangen, um die es da geht, einfach perfekt war. Er konnte Schauspieler führen, auch ganz junge, unerfahrene wie mich. Er hatte die Drehbücher selbst geschrieben, war also auch dramaturgisch wirklich top, außerdem technisch auf der Höhe der Zeit. Es war wirklich ein ganz tolles Jahr.
Wir hatten ursprünglich ein Dreivierteljahr lang drehen sollen - dann brach unser Modell vor La Rochelle auseinander, ein großes Eins-zu-eins-Modell des U-Boots. Die Dreharbeiten verzögerten sich dadurch, so dass wir insgesamt ein Jahr an dem Film gearbeitet haben. In dieser ganzen Zeit gab es nicht einmal eine Schreierei oder ein lautes Wort von Wolfgang. Er hat immer sehr positiv geführt.
Sie spielen ja diesen verliebten, romantischen Fähnrich, der eine Freundin in Paris hat. Er schreibt ihr Liebesbriefe, die Herbert Grönemeyer in seiner Rolle als Leutnant Werner eigentlich überreichen sollte, was dann nicht funktioniert. Außerdem spielt ein Blumenladen eine Rolle. Eine Geschichte, die fast außerhalb des Bootes spielt - was bestimmt gar nicht so einfach war, oder?
May: Es war eine der wenigen Rollen mit einem Hintergrund außerhalb des Bootes. Wolfgang sagte am Anfang zu mir: "Um dich werden die deutschen Mütter weinen" Und das war sehr spannend und sehr schön. Es war wie gesagt mein zweiter Film. Ich habe sehr viel gelernt und die Arbeit mit ihm war unheimlich gut für mich. Es war eine Ausbildung - wie er mich geführt hat, wie er mit mir gearbeitet hat, wirklich großartig.
Wie hat Wolfgang Petersen diese reine Männertruppe auf dem Boot zusammengehalten?
May: Immer positiv. Wir haben sehr viele Klappen gedreht, also Wiederholungen der einzelnen Einstellungen. Oft ist es so, dass man nach der fünften, sechsten, siebten das Gefühl hatte: Ja, so ist es gut. Und selbst wenn es wirklich schon richtig gut war, ließ er uns weitermachen. Das führt dann dazu, dass man eigentlich nach einer sehr guten Leistung, wo alle zufrieden sind, noch ein mal so einen kleinen Durchhänger hat. Aber wenn man dann bei der 13., 14. Klappe ist, dann ist das eben einen Tick besser, weil noch etwas dazugekommen ist.
Es war ein großer Glücksfall, dass für den Film so viel Geld da war und Wolfgang sich einfach nicht mit dem Guten begnügt hat, sondern immer das Beste wollte. Oft kam dann auch Spruch: "So Jungs, jetzt noch einmal die Hollywood-Fassung." Oder: "Jetzt noch einmal für den Oscar." Aber immer positiv, immer auf das auf das Gute hinweisend oder Vorschläge machend, wie es noch ein bisschen besser geht. Es war wirklich ein ein großes Vergnügen. Gerade wenn man sieht, wie andere Regisseure zum Teil gearbeitet haben, wo es halt mit Druck und solchen Sachen ging. So war es überhaupt nicht. Es war immer sehr positiv, ansprechend und angenehm.
Das Interview führte Philipp Schmid.