Martin May im Porträt © Martin May

"Das Boot"-Schauspieler Martin May: So war der Dreh mit Wolfgang Petersen

Stand: 17.08.2022 10:30 Uhr

Bei "Das Boot" spielte der damals 19-jährige Martin May 1981 den verliebten Fähnrich Ullmann. Im Interview blickt er immer noch beeindruckt auf die Zusammenarbeit mit Wolfgang Petersen zurück.

Martin May im Porträt © Martin May
Beitrag anhören 4 Min

Mit Wolfgang Petersen ist einer der ganz großen Regisseure gestorben. Als einer der ganz wenigen Deutschen machte er auch in Hollywood Karriere, drehte mit Stars wie Clint Eastwood oder Dustin Hoffmann. Sein Durchbruch, auch international, war der Thriller "Das Boot".

"Wolfgang Petersen war ein großartiger, kompletter Regisseur"

In dem legendären Film "Das Boot" von 1981 spielten Jürgen Prochnow, Martin Semmelrogge, der ganz junge Herbert Grönemeyer - und der junge Hamburger Schauspieler Martin May, der damals seinen zweiten Film drehte.

Herr May, Sie standen damals auch ganz am Anfang. Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?

Martin May: Ich war bei Beginn der Dreharbeiten 19. Das war mein zweiter Film. Ich dachte damals: "Wow, so geht Film." Ja, so geht Film. Aber leider hat man es nie wieder so gemacht. Es war eine sehr besondere Produktion. Wolfgang Petersen war ein großartiger, kompletter Regisseur, der in in allen Belangen, um die es da geht, einfach perfekt war. Er konnte Schauspieler führen, auch ganz junge, unerfahrene wie mich. Er hatte die Drehbücher selbst geschrieben, war also auch dramaturgisch wirklich top, außerdem technisch auf der Höhe der Zeit. Es war wirklich ein ganz tolles Jahr.

Weitere Informationen
Der Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen auf einem Archivbild von 2019 in München © picture alliance / dpa Foto: Felix Hörhager

Wolfgang Petersen: Ein Ostfriese in Hollywood

Mit "Das Boot" hat Regisseur Wolfgang Petersen in den 1980er-Jahren den Sprung nach Hollywood geschafft. Am 12. August 2022 starb der gebürtige Emder. mehr

Wir hatten ursprünglich ein Dreivierteljahr lang drehen sollen - dann brach unser Modell vor La Rochelle auseinander, ein großes Eins-zu-eins-Modell des U-Boots. Die Dreharbeiten verzögerten sich dadurch, so dass wir insgesamt ein Jahr an dem Film gearbeitet haben. In dieser ganzen Zeit gab es nicht einmal eine Schreierei oder ein lautes Wort von Wolfgang. Er hat immer sehr positiv geführt.

Sie spielen ja diesen verliebten, romantischen Fähnrich, der eine Freundin in Paris hat. Er schreibt ihr Liebesbriefe, die Herbert Grönemeyer in seiner Rolle als Leutnant Werner eigentlich überreichen sollte, was dann nicht funktioniert. Außerdem spielt ein Blumenladen eine Rolle. Eine Geschichte, die fast außerhalb des Bootes spielt - was bestimmt gar nicht so einfach war, oder? 

May: Es war eine der wenigen Rollen mit einem Hintergrund außerhalb des Bootes. Wolfgang sagte am Anfang zu mir: "Um dich werden die deutschen Mütter weinen" Und das war sehr spannend und sehr schön. Es war wie gesagt mein zweiter Film. Ich habe sehr viel gelernt und die Arbeit mit ihm war unheimlich gut für mich. Es war eine Ausbildung - wie er mich geführt hat, wie er mit mir gearbeitet hat, wirklich großartig.

Wie hat Wolfgang Petersen diese reine Männertruppe auf dem Boot zusammengehalten?

May: Immer positiv. Wir haben sehr viele Klappen gedreht, also Wiederholungen der einzelnen Einstellungen. Oft ist es so, dass man nach der fünften, sechsten, siebten das Gefühl hatte: Ja, so ist es gut. Und selbst wenn es wirklich schon richtig gut war, ließ er uns weitermachen. Das führt dann dazu, dass man eigentlich nach einer sehr guten Leistung, wo alle zufrieden sind, noch ein mal so einen kleinen Durchhänger hat. Aber wenn man dann bei der 13., 14. Klappe ist, dann ist das eben einen Tick besser, weil noch etwas dazugekommen ist.

Es war ein großer Glücksfall, dass für den Film so viel Geld da war und Wolfgang sich einfach nicht mit dem Guten begnügt hat, sondern immer das Beste wollte. Oft kam dann auch Spruch: "So Jungs, jetzt noch einmal die Hollywood-Fassung." Oder: "Jetzt noch einmal für den Oscar." Aber immer positiv, immer auf das auf das Gute hinweisend oder Vorschläge machend, wie es noch ein bisschen besser geht. Es war wirklich ein ein großes Vergnügen. Gerade wenn man sieht, wie andere Regisseure zum Teil gearbeitet haben, wo es halt mit Druck und solchen Sachen ging. So war es überhaupt nicht. Es war immer sehr positiv, ansprechend und angenehm. 

Das Interview führte Philipp Schmid.

Weitere Informationen
Regisseur Wolfgang Petersen © dpa-Bildfunk Foto: Clemens Bilan

Wolfgang Petersen schuf Meilensteine der Filmgeschichte

Der gebürtige Emder verstarb im August 2022 mit 81 Jahren in Los Angeles. Stars wie Jürgen Prochnow und Glenn Close würdigten den Regisseur. mehr

Regisseur Wolfgang Petersen lehnt lässig an einem Steuerrad. © picture alliance/dpa Foto: Felix Hörhager
21 Min

Wolfgang Petersen: Interview zum 80. Geburtstag

Der Regisseur erzählte 2021 über seine Karriere, seinen Start in Norddeutschland und neue Projekte (aus dem Archiv). 21 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 17.08.2022 | 08:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Spielfilm

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mann und Frau sitzen am Tisch und trinken Tee. © NDR Foto: Christian Spielmann

Tee mit Warum - Die Philosophie und wir

Bei einem Becher Tee philosophieren unsere Hosts über die großen Fragen. Denise M‘ Baye und Sebastian Friedrich diskutieren mit Philosophen und Menschen aus dem Alltag. mehr

Mehr Kultur

Eine Frau schießt ein Foto mit einem Tablet in einer Fotobox. © Museum Industriekultur Osnabrück

Heute Internationaler Museumstag - Museen laden zum Mitmachen ein

Kostenfrei können Besucher Ausstellungen sehen und Dinge ausprobieren. Ganz nach dem Motto "Museen mit Freude entdecken". mehr