Nikolaustag: Sich selbst verschenken
Viele Menschen träumen von einer fürsorglichen Gesellschaft, wo Zuversicht und Weitblick stärker wirken als Zukunftsängste. Der Heilige Nikolaus inspiriert dazu, das Gute in uns miteinander zu teilen.
Aufregung beim Blick in den Schuh am Nikolaustag spürt Hannes schon lange nicht mehr - immerhin ist er schon 14. Überhaupt beschäftigen ihn ganz andere Dinge: Er fühlt sich eigentümlich müde in letzter Zeit. Und unruhig. Denn er kriegt es ja mit: Die Sorgen der Eltern, wie sie die Rechnungen bezahlen sollen. Die Debatten in der Schule über das Klima, das immer mehr in Grund und Boden gewirtschaftet wird. Der Krieg in der Ukraine, der Tausende von verzweifelten Menschen aus ihren Häusern und in andere Länder treibt. Ehrlich: Vorfreude auf Weihnachten sieht anders aus.
Stattdessen treibt ihn ein tiefgehendes Verlangen danach um, etwas zu tun. Er will, dass sich etwas zum Besseren ändert. Jetzt! Er will an den Entscheidungen, die die Älteren treffen beteiligt werden. Und er will sich einsetzen für andere, will sich quasi verschenken. Denn er träumt von einer fürsorglichen Gesellschaft, die zeigt, was sie kann. Einer Gesellschaft, in der die Kinder keine Angst vor der Zukunft haben und wo den Vergessenen unter uns Würde und Hoffnung zurückgegeben wird.
Nikolaus verteilte sein Vermögen an die Armen
Am 6. Dezember war Nikolaustag, der Tag, der auf den Bischof Nikolaus von Myra zurückgeht. Auch er hat sich selbst verschenkt, im wahrsten Sinne des Wortes: Der Legende nach hat er sein ganzes geerbtes Vermögen an die Armen - vor allem an die Kinder - verteilen lassen. Er wollte keine Reichtümer um sich horten. So kommt es nun, dass am 6. Dezember Kindern (und gern auch Erwachsenen) Süßigkeiten und kleine Geschenke in die Schuhe gelegt werden - ganz im Stil des Heiligen Nikolaus.
Sich verschenken - das ist ein schöner Gedanke. Sich engagieren und stark machen für die, die Not leiden. Es gibt so viele Möglichkeiten. Bei der Hamburger Tafel oder im Winternotprogramm für Wohnungslose. In der eigenen Kirchengemeinde oder in Unterkünften für Geflüchtete. Die Sorgen gemeinsam tragen, damit sie aushaltbarer werden. Und das Gute teilen, das in jedem von uns liegt. Damit nicht die Angst die Oberhand gewinnt, sondern die Zuversicht und der Weitblick. Das ist für mich Advent.