"Ein Aber macht jede Bitte um Entschuldigung kaputt"
Nach dem Motto: Ich? schuldig? Nein! Ich muss bei solchen Vorfällen immer an die christliche Beichte denken. Ja, die gibt es auch bei uns in der evangelischen Kirche. Zu einer echten Beichte gehört, dass ich zu meinen Fehlern stehe. Dass ich nicht herumdruckse und alles nur scheibchenweise zugebe. Ich mache mich ehrlich, gebe zu: "Ich habe hier versagt. Das war falsch." Und zwar ohne jedes "Wenn". Kein: "Ich entschuldige mich, wenn ich Dich verletzt haben sollte." Nein, so nicht. Man sagt: "Ich habe dich verletzt. Das war meine Schuld." Punkt.
Ehrlichkeit gehört zu einer Beichte
Außerdem "entschuldigt man sich" nicht, sondern man bittet um Entschuldigung. Und auch ohne jedes Aber: "Ja Entschuldigung, aber Du musst doch verstehen, die anderen haben auch …" Nein. Ohne Aber. Denn ein Aber macht jede Bitte um Entschuldigung kaputt. Diese Ehrlichkeit gehört zu einer Beichte. Aber eine Beichte bleibt dabei nicht ste-hen. Wenn ich ehrlich meine Schuld eingestanden habe, kommt noch etwas zweites. Der Zuspruch: Ich vergebe Dir. Oder, wie wir in der Kirche sagen: "Im Namen Gottes vergebe ich Dir."
"Ich gebe meinen Fehler zu und mir wird gnädig begegnet"
Wer einen Pastor um eine Beichte bittet, der kann sich darauf verlassen: Die Gnade kommt. Und so ein "Klima der Gnade", das fehlt mir oft in unserem Umgang miteinander. Dass der andere sich darauf verlassen kann: Die anderen hauen nicht auf mich drauf, wenn ich meinen Fehler zugebe. Die anderen werden es mir nicht für immer vorhalten. Denn wer beichtet, macht sich verwundbar. Und das kostet Kraft. Ich gebe meinen Fehler ehrlich zu und mir wird gnädig begegnet. Beides kommt in der Beichte zusammen. Und beides wünsche ich mir auch für unseren Umgang miteinander.
