Zu sehen sind die Beine einer erwachsenen Person, die auf einem Balken balancieren. © Andrei Puzakov / photocase.de Foto: Andrei Puzakov / photocase.de

Das Leben ist ein Balanceakt

Stand: 21.11.2022 09:20 Uhr

Das Leben ist ein täglicher Balanceakt. Manchmal geraten wir aus dem Gleichgewicht, dann wird Balance halten schwieriger. Aber wir können uns auch täglich darin üben, im Lot zu bleiben.

von Pastor Frabk Howaldt

"Kannst du das auch?" fragt mich mein Patenkind Helene auf dem Spielplatz. "Was kann ich auch?" frage ich. Sie läuft zu ein paar Holzstämmen. Wahrscheinlich waren es mal dicke Äste an großen Bäumen. Sie sind nicht bearbeitet. Sie sind, wie sie gewachsen sind. Uneben und krumm und ein wenig glitschig vom letzten Regen. Sie liegen hintereinander auf der Erde. Sie bilden einen schmalen hölzernen Weg am Rand des Platzes.

Sie läuft zu den Stämmen und ruft: "Dies! Kannst du dies?" Dann beginnt sie auf den Ästen zu balancieren. Sie breitet ihre Arme aus und setzt einen Fuß vor den anderen. "Komm hinterher!", fordert sie mich auf. Ich versuche es und steige auf. Ich wanke sofort. Ich habe lange nicht balanciert. Ich rudere mit den Armen und zögere bei jedem Schritt. Ich wackele ordentlich. Manchmal ziehe ich zurück, weil ich denke, dass es schief geht und ich falle. Das Kind geht in großer Ruhe über Astlöcher und Stolperfallen. Einmal muss ich fast absteigen, weil ich Angst habe, zu fallen. Sie dreht sich um zu mir und grinst. Nur ein paar Schritte und sie hat es geschafft. Ich schaffe es auch. Aber es dauert und ich ahne, wie ungelenk es aussah.

Balance halten auf einem schmalen Grat ist schwierig

Wie lange ist es her mit Ihrem letzten Balanceakt? Im Grunde machen wir das jeden Tag, wie selbstverständlich. Es ist mit dem aufrechten Gang vermacht. Wir können das: Balance halten. Nur auf einem ungewohnt schmalen Grat wird es schwierig. Auf Wegen, von denen ich fallen kann, gehe ich unsicher. Unsere Welt ist gerade voll davon. Wir kennen die Abgründe. Und wir wissen, dass wir dort Wege finden müssen. Also: Balance üben.

"Du darfst nicht auf deine Zehenspitzen gucken," sagt Helene, "du musst nach vorne schauen. Sei aufmerksam auf das, wo es hingehen soll. Und du musst innen einen Halt haben," sagt sie und zeigt auf ihr Herz. Ich denke an ein Kirchenlied: "Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land." Ich wünsche einen gesegneten Tag in guter Balance!

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 21.11.2022 | 09:40 Uhr

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