Stand: 08.06.2010 07:53 Uhr

Beginn einer Weltkarriere: Die Beatles in Hamburg

von Ocke Bandixen, NDR Info
Im Indra in der Großen Freiheit (Hamburg) spielten die Beatles 1960 © NDR Online Foto: Beatrix Hasse
Im Indra in der Großen Freiheit hatten die Beatles ihre ersten Auftritte. Heute erinnert ein Schild daran.

Am 17. August 1960 wird gemeldet, dass der westafrikanische Staat Gabun nun von Frankreich unabhängig ist. Das Wetter in Mitteleuropa ist ein wenig zu kalt für diese Jahreszeit. Dass an diesem Tag eine Handvoll junger Musiker aus Liverpool in Hamburg ankommt, die sich "The Beatles" nennen, interessiert dagegen fast niemand. "Hamburg, das war einer unserer Anfänge", erinnerte sich Paul McCartney später. Die Beatles, damals noch zu fünft, spielen am Abend im Indra, einem Striplokal in der Großen Freiheit, am Hamburger Kiez. Sie werden ausgepfiffen. Hören und auch sehen will sie niemand.

"Als die Beatles damals das erste Mal hier waren, also, ein musikalisches Highlight war das nicht", sagt Rosi McGuinnity heute. Sie erinnert sich noch genau an die jungen Burschen aus Liverpool in den Lederklamotten und mit den Elvis-Haartollen. Die Pilzköpfe hatten sie erst später. Rosi stand hinterm Tresen, als die Beatles die ersten Abende spielten. Bald nicht mehr im Indra, sondern im Kaiserkeller, den es heute noch gibt.

Aus einem fensterlosen Raum ins Rampenlicht

The Beatles: Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr, George Harrison (v. l. n. r.) © Picture-Alliance / empics
The Beatles (v. l.): Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr, George Harrison.

Die Beatles wohnten in einem fensterlosen Raum hinter einem Kino, sie spielten jede Nacht acht Stunden. Sie lernten schnell von anderen, besseren britischen Musikern, die schon hier waren. "Aufgewachsen sind wir nicht in Liverpool, sondern in Hamburg", sagte John Lennon später. Der Druck war hart, erinnert sich Paul McCartney: "'Mach Schau, mach Schau', sagte der Geschäftsführer immer. Die Leute guckten in dem Laden nach den Bierpreisen. Unsere Aufgabe war es, eine Show abzuziehen, sodass sie reinkamen und blieben. Wir machten also Schau."

Von eigenen Liedern ist noch nichts zu merken. So spielten die Beatles Rock-'n'-Roll-Songs, moderne Tanzmusik und Pfadfinder-Lieder - alles, was ihnen einfiel. Die Nächte waren lang und der Konkurrenzkampf hart. Die Beatles sprangen und schrien, sangen abwechselnd und gemeinsam, damit ihre Stimmen durchhielten. Der Kunststudent Klaus Voormann hörte die rohe, energiegeladene Musik auf der Straße und ging hinunter. Und das, obwohl er Angst hatte, im Kaiserkeller eins auf die Nase zu kriegen: "Ich wäre ja fast nicht reingegangen in den Kaiserkeller. Ich konnte mich dann hinsetzen, habe ein Bier bestellt und kriegte das hingeknallt." Voormann erkannte die Qualität der Musik und schleppte immer mehr seiner Studienkollegen an. Das Publikum wandelte sich, mischte sich. Die Beatles wurden bekannt.

Bert Kaempfert zieht die falschen Schlüsse

Zurück in Liverpool galten sie als Band aus Hamburg und mischten die Szene auf mit ihrer neuerlernten Show. Aber immer wieder, bis Ende 1962, traten sie wochenlang in Hamburg auf: im Top Ten, dann später im Star Club.

Bert Kaempfert © Doris Kaempfert
Bert Kaempfert

Für einen gewissen Bert Kaempfert nahmen die Beatles zusammen mit Tony Sheridan in Hamburg einige Lieder auf. Die Aufnahmen fielen auch in Großbritannien auf. Kaempfert dagegen löste den Vertrag wieder, weil er für die Beatles keine Zukunft sah. Er sollte sich getäuscht haben.

Weitere Informationen
"The Beatles" in der Ernst-Merck-Halle im Zuge ihrer Bravo-Beatles-Blitz-Tournee © ullstein bild Foto: Photo Ambor

Als die Beatles Hamburg verrückt machten

Am 26. Juni 1966 gaben die Beatles zwei Blitzkonzerte in Hamburg. In der Stadt war bei den letzten Auftritten der "Pilzköpfe" die Hölle los. mehr

Die Beatles in den 60er-Jahren bei einem Konzert © picture-alliance / maxppp

Auf den Spuren der Beatles in Hamburg

Am 17. August 1960 geben die Beatles ihr erstes Hamburger Konzert - im Kiez-Club Indra. Viele Orte erinnern an die Anfänge der Band. Ein Spaziergang rund um die Reeperbahn. mehr

Die Beatles John Lennon, Ringo Starr, Paul McCartney und George Harrison (v. l. n. r.) 1963 in London. © picture-alliance / dpa /Ipol

Die Beatles: Wie alles anfing

Liverpool 1960: Ein paar Jungs machen Musik. Erst spielen John, Paul, George und Pete in Kellerbars, dann geht es nach oben. mehr

Die Beatles (v.l.n.r. George Harrison, Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr) © picture alliance/Apple Corps Ltd./dpa Foto: Apple Corps Ltd

Die Beatles: Trennung nach nur zehn Jahren

1960 fanden die Beatles zusammen und starteten eine einzigartige Karriere. Nur zehn Jahre später war wieder Schluss. Warum? mehr

Gedenkstätte für John Lennon im Central Park in New York © dpa/picture-alliance Foto: Monika Graff

Die Beatles auf dem Weg in die Unsterblichkeit

Nach der Auflösung der Beatles gingen die vier Musiker eigene Wege und starteten Soloprojekte. Der Schock kam am 8. Dezember 1980: Das Attentat auf John Lennon in New York. mehr

Begeisterte Jugendliche feiern 1964 im Hamburger Star-Club. © picture alliance / Fritz G. Blumenberg Foto: Fritz G. Blumenberg

Als der Rock 'n' Roll nach Hamburg kam

Mit dem Rock 'n' Roll erfasst die Jugend ab Mitte der 50er-Jahre ein neues Lebensgefühl. Viele Hamburger Klubs verschreiben sich der neuen Musik. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 08.06.2010 | 07:53 Uhr

NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Die-Beatles-in-Hamburg,beatles156.html

Mehr Geschichte

Der deutsche Schauspieler Jan Fedder repapariert einen US-Straßenkreuzer, aufgenommen 1991 in Hamurg. © picture alliance / Stefan Hesse Foto: Stefan Hesse

Jan Fedder: Publikumsliebling und Hamburger Jung

Großstadtrevier oder Büttenwarder: Jan Fedder spielte viele norddeutsche Charaktere. Aus seinem Nachlass werden nun einige Schätze versteigert. mehr

Norddeutsche Geschichte