Stand: 20.04.2014 10:16 Uhr

Tausende feiern Dänemarks 150. "Geburtstag"

Ein neues Bild von Düppel

Ein kleines Mädchen schwenkt die Dänische Fahne. © DPA Foto: Jens Ressing
Der 18. April wird für Dänemark immer mehr zu einem familiengerechten Feiertag.

Noch vor einigen Jahren wurde der Düppeltag in Dänemark deshalb nicht wie eine historische Niederlage, sondern eher wie ein Sieg gefeiert. Das hat auch damit zu tun, dass Geschichte in Dänemark lange eher als historische Sage tradiert wurde. Seit einigen Jahren ändert sich das. Nicht zuletzt im Vorfeld des Jubiläums ist viel zum 2. Schleswigschen Krieg veröffentlicht worden. Der Blick auf die eigene Rolle hat sich in Dänemark dadurch stark verändert. Vor allem das Buch "Schlachtbank Düppel" des Historikers und Journalisten Tom Buk Svienty hat dazu beigetragen. Die vor allem aus Berichten deutscher und dänischer Kriegsteilnehmer vom General bis zum gemeinen Mann zusammengetragene Gesamtschau des Krieges ist in Dänemark ein Bestseller. Er hat mit vielen lieb gewonnenen Vorurteilen aufgeräumt - zum Beispiel, Dänemark sei "Opfer" der bösen Preußen geworden.

Erwartete Hilfe blieb aus

Inzwischen ist akzeptiert, dass der Krieg von den Dänen provoziert wurde. Auch dass die Dänen schlecht vorbereitet waren und die Lage in Kopenhagen völlig falsch eingeschätzt wurde: Die erwartete Hilfe - vor allem der Engländer - kam nicht, die Österreicher und Preußen marschierten sofort ein und warteten nicht auf den Sommer. Und schließlich: Eine noch im Aufbau begriffene Armee mit Waffen aus dem Krieg von 1851 - und zum Teil noch in Zivil - traf auf eine reformierte und mit den neuesten Waffen ausgerüstete preußische Armee sowie gut ausgebildete Österreicher. Zum Symbol dafür wurde der Kampf mit dänischen Vorderladern gegen die hochmodernen Hinterlader der Preußen.

Achtstündige Serie im dänischen Fernsehen

Simon Faber (SSW) © SSW Foto: SSW
Freut sich über die guten deutsch-dänischen Beziehungen: Flensburgs Oberbürgermeister Simon Faber.

Eine Wanderausstellung in Dänemark und der Grenzregion gedenkt des Konflikts. Das dänische Fernsehen drehte eine achtstündige Serie mit dem Titel "1864". Sie gilt als teuerste Produktion in der Geschichte des Landes. Im Vorfeld und über das ganze Jahr gibt es im Grenzland gemeinsam von Dänen und Deutschen viele gemeinsame Aktivitäten, historisch wie kulturell. Flensburgs Oberbürgermeister Simon Faber (zweisprachig und dem SSW als Partei der dänischen Minderheit angehörig) bewertet Düppel deshalb als "ein einschneidendes Ereignis der dänischen Geschichte in seiner Entwicklung vom mehrsprachigen Gesamtstaat zum kleinen kulturellen homogenen Königreich". Inzwischen überwiege das Positive, meint Faber. Er empfindet "Freude über die heutigen guten deutsch-dänischen Beziehungen und das Bewusstsein, dass das Miteinander unter Nachbarn kein Selbstläufer ist".

Deutsche Vertreter halten sich zurück

Die offiziellen Vertreter der Bundesrepublik Deutschland hielten sich bei den Feierlichkeiten merklich zurück - so folgte Bundespräsident Joachim Gauck nicht der Einladung nach Düppel. Nach Ansicht von Professor Auge ist Gaucks Absage nicht überraschend. Durch "zwei katastrophale Weltkriegserfahrungen" stünden Deutsche militärischen Ereignissen reservierter gegenüber. "Wenn ein solcher zu erinnernder Sieg dann noch von der preußischen Armee herbeigeführt wurde, mit der man in der Geschichte weiß Gott nicht nur Positives verbindet, tut man sich in Deutschland verständlicherweise mit der Erinnerung oder einer positiven Zuschreibung schwer", so Auge. Dazu kommt die historische Rückschau. In der deutschen Geschichtsschreibung ist der Schleswigsche Krieg nur der erste von drei Einigungskriegen. Auf den Schleswigschen Krieg folgte 1866 Königsgrätz und 1871 schließlich Sedan. Ergebnis war die Kaiserkrönung in Versailles.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 18.04.2014 | 18:00 Uhr

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