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Am Ijsselmeer

Samstag, 01. Oktober 2022, 13:15 bis 14:00 Uhr

Die Niederländer haben das Meer einfach ausgesperrt - mit einem 32 Kilometer langen Abschlussdeich. So wurde aus der früheren Nordseebucht Zuiderzee Westeuropas größter Süßwassersee: das Ijsselmeer. Verwirrend, denn "Meer" bedeutet im Niederländischen "See" - und umgekehrt. Das Westufer des Ijsselmeeres bildet die Provinz Nordholland, mit idyllischen Dörfern und Hafenstädtchen, wie Edam. Dort bewältigt Joep Steur, der Hafen- und Brückenmeister, im Sommer täglich 60 Kilometer mit dem Fahrrad, um die sieben Kanalbrücken zu öffnen - zum Teil in Handarbeit.

Ein Dorf ohne Straßen

Im ehemaligen Fischerdorf Volendam stehen Besucher aus Holland und aus aller Welt Schlange, um sich in original Volendamer Tracht ablichten zu lassen - mit Holzschuhen und Akkordeon. Die Fotografin findet das "sexy". Das Ostufer des Ijsselmeeres bilden Friesland und Flevoland. Der größte Teil davon ist nicht einmal 70 Jahre alt, eine Polderlandschaft, neu gewonnenes Land - unter dem Meeresspiegel. Giethoorn ist ein Dorf ohne Straßen. Da die meisten Häuser auf flachen Inseln zwischen den Kanälen stehen, kommt die Müllabfuhr mit dem Boot. Die Bewohner brauchen die Müllsäcke nur an der Wasserkante abzustellen. Der ganze Stolz der Giethoorner Feuerwehr ist das 240 PS starke Löschboot. Früher waren "Giethoorner Punter" hier das einzige Fortbewegungsmittel. Jan Schreur baut diese traditionellen Holzboote auch heute noch - in der 10. Generation.

"Stabweitsprung" über den Kanal

Auf den Kanälen fährt man mit den Stechkähnen wie auf einer Gondel. Draußen auf dem Ijsselmeer werden die Seiten-Schwerter herunter geklappt und das Segel gehisst. Das "Fierljeppen" darf man getrost als friesische Extremsportart bezeichnen. Im kleinen Dorf It Heidenskip versucht Ysbrand Galama den Weltrekord zu knacken - 21,51 Meter! Dabei muss er höllisch aufpassen, sich nicht den Hals zu brechen beim "Stabweitsprung" über den Kanal. Die atemberaubende Technik entstand nur aus Bequemlichkeit. Ohne sie musste man früher Kilometer weit laufen, um ans andere Kanalufer zu kommen.

Knochenjobs im Hafen

Im Hafen von Amsterdam, gleich hinter den Ijsselmeer-Schleusen, arbeiten 65.000 Menschen - wie Rob Groot und Dennis van As. Die beiden Festmacher bringen mit einem winzigen offenen Boot zentnerschwere Trossen von großen Seeschiffen zum Kai und belegen sie dort. Bei Wind und Wetter ist das ein gefährlicher Knochenjob. An dem Beruf hat sich seit 140 Jahren kaum etwas geändert.

Produktionsleiter/in
Eva-Maria Wittke
Redaktionsleiter/in
Dirk Neuhoff
Redaktion
Alexander von Sallwitz
Autor/in
Michael McGlinn
Regie
Michael McGlinn
Redaktion
Ralf Quibeldey
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