Abschied vom Walde op. 53,9
O Täler weit, o Höhen,
o schöner grüner Wald,
du meiner Lust und Wehen
andächt'ger Aufenthalt!
Da draußen, stets betrogen,
saust die geschäft'ge Welt;
schlag' noch einmal die Bogen
um mich, du grünes Zelt!
Im Walde steht geschrieben
ein stilles ernstes Wort
vom rechten Tun und Lieben,
und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
die Worte, schlicht und wahr,
und durch mein ganzes Wesen
ward's unaussprechlich klar.
Bald werd' ich dich verlassen,
fremd in der Fremde geh'n,
auf buntbewegten Gassen
des Lebens Schauspiel seh'n.
Und mitten in dem Leben
wird deines Ernst's Gewalt
mich Einsamen erheben,
so wird mein Herz nicht alt.
Text: Joseph von Eichendorff (1810)
Melodie und Satz: Felix Mendelssohn Bartholdy (1837-43)
