Holstein Kiel: "Ein Wunder zu wenig"
Die vergangene Saison von Fußball-Zweitligist Holstein Kiel war in großen Teilen sensationell. Die "Störche" gewannen mit ihren Leistungen auch überregional viele neue Fans.
Sie sorgten für mächtig Aufsehen im deutschen Fußball: Wie zum Beispiel am 13. Januar, an dem die Holstein-Mannschaft in der zweiten Runde des DFB-Pokals den FC Bayern München im Elfmeterschießen bezwang und danach bis ins Halbfinale durchmarschierten. Oder die vielen Auftritte in der Zweiten Liga, bei denen sie in der Abwehr fast nichts zuließen und im Angriff durch Einsatz und Kreativität glänzten. Leider ging den Kielern dann im Saisonendspurt die Puste aus. Schuld daran waren auch zwei Corona-Quarantänen. Wer weiß, ob ihnen ohne diese beiden Zwangspausen nicht doch der große Traum vom Bundesliga-Aufstieg gelungen wäre.
Wahl: Geil, aber nicht erfolgreich
So mussten die "Störche" am Saisonende innerhalb von viereinhalb Wochen acht Punktspiele und das Pokal-Halbfinale bei Borussia Dortmund absolvieren. Das war der erste kräftige Dämpfer, denn beim BVB war die Partie nach dem 0-5 Pausenrückstand schnell entschieden. Danach gewann die KSV zwar noch vier Spiele in Folge, um dann anschließend in der regulären Saison zwei Aufstiegs-Matchbälle zu vergeben und in derRelegation nach einem Auswärtssieg vollkommen ausgelaugt zu Hause mit 1:5 gegen den 1. FC Köln unterzugehen.
Der damalige KSV-Trainer Ole Werner stellte vor den Fans fest: "Es war in den letzten Wochen zu merken, dass uns irgendwo die Kraft verlassen hat. Am Ende war es ein Wunder zu wenig." Die Kieler standen mit leeren Händen da, wie Kapitän Hauke Wahl nach der Relegation feststellte: "Wir haben eine geile Saison gehabt. Trotzdem können wir nicht sagen, dass es eine erfolgreiche Saison war."
Aufbruch nach Umbruch
Zur aktuellen Spielrunde stand ein Umbruch bevor, mit Lee, Serra und Meffert verließen Leistungsträger den Verein. Abgänge, die teilweise nicht gut oder rechtzeitig kompensiert wurden. Hatte man in der Vorsaison noch mit der besten Abwehr der Liga geglänzt, standen nach sieben Spieltagen schon 15 Gegentore und Tabellenplatz 15. zu Buche. Deshalb zog Ole Werner die Reißleine und trat freiwillig zurück. Ein schwerer Schlag für alle Fans, die den Trainer mit Stallgeruch verehrt hatten. Nach einer kurzen Phase unter Interimstrainer Dirk Bremser steht nun Marcel Rapp an der Seitenlinie. Er konnte in seinen ersten vier Ligaspielen immerhin sechs Punkte sammeln und blieb ungeschlagen. Vom Aufstieg träumt in Kiel wohl aber vorerst keiner mehr, ein vorzeitiger Klassenerhalt wäre nach dem turbulenten Saisonende sicherlich auch schon ein Erfolg.
