Heidtmann: Die offene Rechnung mit Olympia
Jacob Heidtmann aus Pinneberg ist nominiert als Sportler des Jahres. Bei den Olympischen Spielen erfüllte er sich einen Lebenstraum - und schwamm drei neue Bestzeiten.
Jacob Heidtmann reichen drei Worte, um sein Sportjahr 2021 zusammenzufassen: "Einfach nur schön." Denn der 27-Jährige hat sich einen Lebenstraum erfüllt. Bei den Olympischen Spielen schwamm er im Finale. Der Weg bis nach Tokio war allerdings stressig und lang. "Bei mir war alles darauf ausgelegt, dass 2020 die Olympischen Spiele stattfinden", erzählt er. 2019 war er nach San Diego gezogen, um dort in einem Profiteam zu schwimmen. "Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und bin finanziell ins Risiko gegangen, um mich bestmöglich auf die Spiele vorzubereiten."
Anfang März 2020 hatte Jacob Heidtmann die Olympianorm über seine Paradestrecke 400 Meter Lagen erfüllt und seitdem nur noch trainiert. Die Corona-Pandemie brachte vieles durcheinander, es folgten Rückschläge im Training. "Richtung Frühjahr 2021 habe ich auf jeden Fall gemerkt, wie lang dieser Olympische Zyklus ist und dass es auf jeden Fall wichtig ist, nochmal ein bisschen Luft zu holen", erzählt er. Es folgte die Qualifikation über zwei weitere Disziplinen. "Darauf konnte ich noch mal neue Motivation mitnehmen."
Rückblick: Disqualifikation zerstört Traum vom Finale
In Rio 2016 war Jacob Heidtmann schon einmal mit dabei. Mit seiner Vorlaufzeit über 400 Meter Lagen war er unter seinem eigenen deutschen Rekord geblieben und hätte sich mit dem fünften Platz das Finale sichern können. Damals wurde er jedoch wegen eines technischen Fehlers bei der Wende disqualifiziert. In Tokio wollte Heidtmann die verpasste Finalchance unbedingt nachholen.
Drei Bestzeiten bei Olympia
Die Olympischen Spiele fanden unter strengen Corona-Maßnahmen statt. Trotzdem kamen bei Jacob Heidtmann olympische Gefühle auf. "Ich hatte sehr abgespeckte Spiele erwartet. Aber ich war positiv überrascht. Die Japaner haben das super organisiert. Es war trotzdem ein richtiges olympisches Feeling im Dorf. Das war total cool.“
Über seine Hauptstrecke, die 400 Meter Lagen, ging er als erstes ins Becken. Und der Pinneberger hatte keine Chance auf das Finale. Er wurde Zwölfter. In 4:12,09 Minuten hatte er aber das zweitschnellste Rennen seiner Karriere geschwommen und blieb nur 0,01 Sekunden über seiner sechs Jahre alten Bestleistung von 2015. "Ich wäre gerne ein bisschen schneller gewesen. Im Prinzip bin ich aber Bestzeit geschwommen und kann damit zufrieden sein, auch wenn ich gerne noch ein bisschen weiter vorne gelandet wäre", resümiert er zum Jahresende. Auch über 200 Meter Lagen und 200 Meter Kraul schwamm er mit zwei Landesrekorden neue persönliche Bestzeiten.
Ein Lebenstraum geht in Erfüllung
Mit der 4 x 200 Meter Freistil-Staffel gelang Jacob Heidtmann als Schlussschwimmer dann der lang ersehnte Einzug ins Olympische Finale. "Das war ein Lebenstraum von mir, den ich mir damit erfüllen konnte. Da habe ich mich riesig drüber gefreut", erzählt der 27-Jährige. Im Finale belegte die Staffel den siebten Platz.
Seit Herbst ist Jacob Heidtmann zurück in Hamburg. Sein Sozialökonomie-Studium hatte er für die Olympia-Vorbereitung unterbrochen. Das möchte der 27-Jährige jetzt zu Ende bringen.
