Vendée Globe - Herrmann ohne Wind: "Manchmal möchte ich weinen"

Stand: 29.11.2024 15:06 Uhr

Die Vendée Globe 2024 hat sich Boris Herrmann irgendwie anders vorgestellt. Für den Malizia-Skipper aus Hamburg läuft es bei der Weltumseglung schlecht. Er liegt weit zurück, hat mit einer Flaute und auch sich selbst zu kämpfen.

von Matthias Heidrich

"Vier Jahre Vorbereitung, ein neues Boot und der Traum, mit 20 Knoten durch die Wellen zu schneiden. Und jetzt sitze ich hier, in der Flaute. Das macht mich traurig. Manchmal möchte ich weinen", sagt eine emotionaler Herrmann am 19. Tag der Weltumseglung.

"Die Foils wären jetzt eine gute Badeplattform. Ich könnte sogar schwimmen gehen." Boris Herrmann in der Flaute

Die von ihm schon prophezeite Leichtwindzone hat die Malizia nun voll erwischt. Die Hightechyacht des gebürtigen Oldenburgers kam am Freitagmittag fast zum Stehen, während vorne auf dem Weg ins Südpolarmeer Charlie Dalin (MACIF) und Co. weiter mit über 20 Knoten unterwegs sind. Herrmann auf Rang zwölf hat über 850 Seemeilen (circa 1.500 Kilometer) Rückstand auf die Spitze des Feldes - Tendenz schnell steigend.

"Beängstigend und schön zugleich"

Der Norddeutsche sucht nach seiner Kursänderung weiter gen Süden Wind, aber der ist nicht in Sicht. Stattdessen dümpelt die Malizia im Atlantik vor sich hin und lässt den 43-Jährigen auf ganz andere Gedanken kommen.

"Die Foils wären jetzt eine gute Badeplattform. Ich könnte sogar schwimmen gehen", sagte er mit einem Anflug von Galgenhumor, aber in ihm drin sieht es anders aus. "Es ist beängstigend und schön zugleich. Ich bin ein sehr emotionaler und sensibler Mensch. Wenn so etwas passiert, geht einem viel durch den Kopf."

Sicher auch der Gedanke, ob dieser Rückstand noch einmal aufzuholen ist. Schließlich war der Hamburger mit der extra für die rauen Bedingungen im Sudpolarmeer konzipierten neuen Malizia angetreten, um nach Platz fünf 2020 bei der Vendée Globe 2024 ganz vorne mitzumischen.

"Es ist ein Rennen, eigentlich nur ein Spiel", sagte Herrmann, aber zwischen den Zeilen schwingt mit, dass es natürlich mehr als das ist. Für ihn und auch für das ganze Malizia-Team, das jahrelang auf diese Regatta hingearbeitet hat.

Es koste ihn viel Anstrengung, "nicht in Negativität zu verfallen", gab Herrmann zu, will aber trotzdem optimistisch nach vorne schauen, für sich und sein Team: "Liebe Malizia, wir werden den Wind finden. Der Wind wird irgendwann zurückkommen. Da bin ich mir sicher."

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 01.12.2024 | 22:50 Uhr

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