Foils-Probleme: Herrmann bei Route du Rhum "nicht mehr im Rennmodus"
Für Boris Herrmann geht es beim Transatlantik-Klassiker Route du Rhum 2022 nur noch darum, ins Ziel zu kommen. Nach einem technischen Problem an den Foils der "Malizia - Seaexplorer" wird der Skipper nur noch langsam Richtung Guadeloupe segeln.
"Natürlich ist es enttäuschend, nicht mehr im vollen Rennmodus unterwegs zu sein", sagte der Hamburger. "Aber ich werde das Rennen beenden, damit im Gesamtklassement geführt werden und mich damit für die Vendée Globe 2024/2025 qualifizieren, unser ultimatives Ziel."
Herrmann hatte mit seinem fünften Platz bei dem Rund-um-die-Welt-Rennen Vendée Globe 2020/21 für großes Aufsehen gesorgt.
"Diese Probleme zu finden, ist Teil des Spiels, wenn man ein neues Boot baut und es zuverlässig macht." Boris Herrmann
Auf den letzten 700 Meilen ohne Foils
Die Route du Rhum steht derweil unter keinem guten Stern für den deutschen Skipper. Nach einem bewusst vorsichtigen Start und einer falsch gewählten Route segelte der Hamburger dem Feld hinterher. Zum Zeitpunkt der Entdeckung des technischen Problems lag Herrmann auf Poistion 26 im Feld der verbliebenen 34 Imoca-Rennyachten. Nun geht es für ihn nur noch darum, ins Ziel zu kommen.
"Ich werde die letzten 700 Meilen so effizient wie möglich segeln, ohne die Foils zu verwenden", sagte der gebürtige Oldenburger. Drei Bolzen, die das Oberteil des Lagers für seine Foils zusammenhalten, haben sich verbogen und gelöst. Ein Problem, das Herrmann allein auf hoher See nicht beheben kann und weshalb das Team beschlossen hat, es ruhiger angehen zu lassen und nichts mehr zu riskieren. Das sei "eine kleine Enttäuschung", weil er "nicht mehr im vollen Rennmodus" segeln könne.
Foils sind die gewölbten Tragflächen am Rumpf der Hightech-Boote, die Rennyachten wie die von Herrmann quasi übers Wasser fliegen lassen.
Wohl erst Mittwoch im Ziel
Wie sein Malizia-Team mitteilte, wird Herrmann wohl erst am kommenden Mittwoch die Ziellinie erreichen. Der Franzose Charles Caudrelier hatte diese bereits am vergangenen Mittwoch als Sieger überquert. Er legte die 3.542 Seemeilen vom französischen Saint-Malo nach Guadeloupe in der Rekordzeit von 6 Tagen, 19 Stunden und 47 Minuten zurück.
Um den Sieg war es Herrmann von vorneherein nicht gegangen, sondern um einen Härtetest für sein neues Schiff. "Das Team und ich sind eigentlich froh, dass wir das Problem jetzt und nicht später, zum Beispiel während des Ocean Race gefunden haben."
"Haben ein wunderschönes Boot gebaut"
Die Team-Weltumseglung wird der Norddeutsche Mitte Januar mit der "Seaexplorer" angehen, die er trotz aller Probleme so langsam anfängt "zu mögen".
"Wir haben ein wunderschönes Boot gebaut, das bisher eine sehr gute Leistung gezeigt hat", sagte Herrmann. "Als Team werden wir den Rest der Reise über den Atlantik genießen und das Abenteuer weiterhin teilen."