Boxerin Natalie Zimmermann © Imago Foto: Lobeca

Schäferstochter von der Ostsee will Box-Weltmeisterin werden

Stand: 02.11.2021 13:15 Uhr

Im reifen Sportleralter von 39 Jahren ist Natalie Zimmermann in den Profi-Boxsport gewechselt. Die Quereinsteigerin arbeitet als Physiotherapeutin in Hamburg und hat sich ein hohes Ziel gesetzt: den WM-Titel.

Im Oktober 2021 unterschrieb die Leichtgewichtlerin einen Zwei-Jahres-Vertrag beim Traditions-Boxstall Universum. In sieben Kämpfen blieb sie bisher unbesiegt, drei Mal gewann sie durch K.o. Eine sportliche Karriere hat die 1,68 Meter große Rechtsauslegerin bereits hinter sich: Als Kickboxerin gewann sie drei deutsche Meistertitel, 2019 wurde sie Vize-Weltmeisterin. Dass sie den Finalkampf verloren hat, ärgert sie noch heute. Auch deshalb will sie im Boxen einen erneuten Anlauf starten, um den WM-Titel zu holen. Zwei Mal täglich trainiert sie dafür. Die Umstellung von Kickboxen zum Boxen war nicht groß, sie habe beides immer parallel betrieben: "Ich bin es gewohnt, schnell zu switchen und die Beine einfach wegzulassen."

Zimmermann: "Ich liebe es, Kämpferin zu sein"

Woher nimmt sie ihre Motivation? "Ich liebe es, Kämpferin zu sein. Das begleitet mich schon so viele Jahre", sagte sie im NDR Sportclub. Sich mit 20-Jährigen zu hauen, sei schon "verrückt, auf jeden Fall". Aber: "Es macht auf jeden Fall Spaß." Sie wache morgens mit einem Lächeln auf und schlafe trotz der Anstrengungen auch wieder mit einem Lächeln ein. "Wenn man glücklich ist, macht man alles richtig."

Universum-Sportdirektor Robert Harutyunyan ist mit seinem Schützling zufrieden: "Die harte Arbeit überwiegt Talent. So ist das nun mal." Zimmermanns Wunsch nach dem WM-Titel hält er für ambitioniert, aber auch realistisch: "Das schaffst du nur, wenn du deine Ziele hochschraubst."

An der Ostseeküste mit Schafen aufgewachsen

Aufgewachsen ist Natalie Zimmermann an der Ostseeküste in der Nähe von Kiel. Der Vater hat einen Hof mit rund 1.000 Schafen. Schon früh lernte sie, mit anzupacken, wie ihre Schwester Patricia erzählt. "Sie hat da eine sehr prägende Zeit gehabt, wo Ehrgeiz und Kraft entstanden sind, mal etwas durchzuziehen und durchzuhalten." Das bestätigt auch Natalie: "Ich hatte eine sehr aktive Kindheit. Ich musste Schafen hinterherrennen, sie fassen und warten, bis mein Vater kam, um mir zu helfen." Außerdem habe sie Futter- und Wassereimer geschleppt und Heu hin- und hergeschaufelt. "Das war das beste Athletik-Trainingslager, das du haben kannst." Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination habe sie auf diese Art trainieren können - damals noch unbewusst.

Udo Lindenberg zählt zur Stammkundschaft

Zimmermann ist ausgebildete Physiotherapeutin, Trainerin und Coach. Sie hat eine Praxis in Hamburg-Rotherbaum. Von ihr lässt sich unter anderem Udo Lindenberg fit machen. Der 75-jährige Sänger werde im Hotel Atlantic an der Alster, wo er lebt, auch mal die Treppen hochgescheucht, erzählt die Sportlerin dem NDR. Der Panikrocker sei für sie ein Vorbild. Er müsse auf der Bühne performen und dort auch drei Stunden hin- und herrennen. "Dazu muss man fit sein."

Kinderwunsch steht hinten an

Ein bis zwei Jahre werde es wohl dauern, bis sie sich mit der Box-Weltelite messen könne, glaubt Zimmermann. "Dann gucken wir mal, wo ich stehe."

Boxerin Natalie Zimmermann © Imago Foto: Lobeca
Muskeln aufgebaut: Boxerin Natalie Zimmermann (r.).

Falls ihre Reflexe altersbedingt langsamer werden sollten, habe sie mit ihren Trainern besprochen, dass sie ihr das ehrlich sagen sollen. "Dazu ist mir meine Gesundheit zu wichtig." Aber sie habe sich athletisch zuletzt enorm entwickelt und Muskeln aufgebaut. Außerdem wisse sie als Physiotherapeutin, wie sie am besten regenerieren kann.

Trotz des späten Quereinstiegs in den Boxsport und den daraus resultierenden Belastungen hat Zimmermann einen Kinderwunsch. Die biologische Uhr ticke zwar, aber der Wunsch, Box-Weltmeisterin zu werden, sei sehr groß. "Es ist das, was ich liebe und lebe. Jetzt habe ich die Chance." Sie bete "zu Gott, dass es mir danach noch möglich ist, Kinder zu kriegen". Das liege aber nicht zu 100 Prozent in ihrer Hand. "Ich bin bereit, jetzt alles zu geben, um meinen Traum zu erfüllen und wie ein Profi zu trainieren." Sie wolle sich von Kampf zu Kampf steigern. Der nächste ist am 20. November.

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 31.10.2021 | 22:50 Uhr

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