News-Blog Vendée Globe: Foil-Schaden beim zweitplatzierten Simon
Die 10. Auflage der Vendée Globe läuft. Der Hamburger Boris Herrmann ist mit der Malizia - Seaexplorer zum zweiten Mal dabei. Alle News und Hintergründe zur Solo-Weltumseglung im Live-Blog des NDR.
Steuerbord-Foil bei Simon gebrochen
Hiobsbotschaft für den zweitplatzierten Sébastien Simon (Groupe Dubreuil): Am Samstagnachmittag brach am Boot des Franzosen das Steuerbord-Foil. "Ich habe gerade geschlafen, als das Boot plötzlich wild hin und her ging. Als ich es stabilisieren wollte, hat es nicht mehr auf die gleiche Art und Weise reagiert. Ich habe schnell verstanden, dass es um das Foil geht. Ich bin an Deck gegangen und das Steuerbord-Foil war am Ellenbogen, dem am stärksten gebogenen Teil, gebrochen", berichtete Simon.
Die jeweils an den Seiten der Imoca-Rennyachten angebrachten "Foils" ("Flügel") erzeugen Auftriebskraft und lassen die Boote regelrecht über das Wasser "fliegen".
Mit nur einem intakten Foil ist Simon stark gehandicapt, segelt aber trotzdem mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 bis 18 Knoten. "Das ist wirklich sehr schwer zu verkraften", gab der Franzose zu, räumte aber ein: "Das ist Teil des Spiels, es ist ein mechanischer Sport. Jetzt geht es darum, konzentriert zu bleiben und Spaß zu haben."
Pfannkuchen-Party bei Boris Herrmann
Vier Wochen sind die Skipper nun auf See - und bei Boris Herrmann gibt es zur Feier des Tages Pfannkuchen mit Ahornsirup.
Überhaupt ist der Weltumsegler offenbar ein regelrechter Pfannkuchen-Fan. In der Segel-Hochburg Lorient gibt es sogar den Boris-Herrmann-Crêpe - nach einem Rezept des Hamburgers.
Shiraishi nach Reparatur wieder im Rennen
Kojiro Shiraishi ist zurück. Der Japaner hat sein Großsegel auf DMG Mori repariert, darunter fünf gebrochene Segellatten und den Großschot-Traveller. Ob die Reparaturen halten werden? Der 57-Jährige ist nicht ganz sicher: "Es ist nicht perfekt, aber niemand wird ohne Bruch aus diesem Rennen kommen." Nach einem Tag Verlust für die Reparaturarbeiten hat er nun auf Platz 33 das Rennen wieder aufgenommen.
Auch Conrad Colman (Rang 29) ist happy, nachdem er sein Vorsegel unversehrt aus dem Wasser bergen konnte. Ein paar Reparaturen wird der Neuseeländer auf der MS Amlin im Zuge dessen vornehmen müssen, doch das Segel blieb intakt und tut nun wieder uneingeschränkt seinen Dienst.
Gute Bedingungen für Herrmann - Dalin langsamer unterwegs
Boris Herrmann segelt mit seiner Malizia - Seaexplorer bei der Vendée Globe weiter auf Rang elf, mit rund 1.335 Seemeilen (circa 2.470 Kilometer) Rückstand auf den Führenden Charlie Dalin (Macif). Der Franzose hat etwas an Fahrt verloren und immer noch knapp 500 Seemeilen bis zum Kap Leeuwin zurückzulegen. So dürfte es eng werden für einen neuen Rekord.
Die Vierergruppe rund um Herrmann hat gute Bedingungen, um schnell zu segeln, wie Samantha Davies (Initiatives-Coeur) berichtet. Die Britin liegt dicht hinter Herrmann und legt wie die anderen Skipper auch einen ständigen Drahtseilakt im Südpolarmeer hin: "Diese Boote sind wirklich stark und man muss die richtigen Einstellungen finden. Dann geht es nur noch um Antizipation, um Dinge zu tun, bevor es zu spät ist."
Dalin auf Rekordkurs?
Am Samstagabend ist Spitzenreiter Charlie Dalin mit seiner Macif Santé Prévoyance nur noch rund 800 Seemeilen vom zweiten großen Kap der Vendée Globe, dem Kap Leeuwin im Südwesten Australiens, entfernt. Passiert er das bis um 8.14 Uhr (Weltzeit UTC) am Montagmorgen, würde er einen neuen Zwischenzeit-Rekord aufstellen. Den hat aktuell Armel Le Cléac'h inne, der das Kap nach nach 28 Tagen und 20:12 Stunden erreichte und bei seinem Sieg 2016/2017 in 74 Tagen und 3:35 Stunden auch einen Gesamtrekord aufstellte. Um das Kap vor 8.14 Uhr am Montagmorgen zu passieren, muss Dalin mit einer Geschwindigkeit von etwa 19 Knoten im Schnitt segeln. Am Abend liegt er bei knapp 21 Knoten.
Dalin verzückt den NDR Segel-Experten Kröger
Charlie Dalin drückt der Vendée Globe weiter seinen Stempel auf. Nicht zuletzt, weil er sich in die harschen Bedingungen im Tiefdruckgebiet an der Eisgrenze gewagt hat. NDR Segel-Experte Tim Kröger zieht den Hut vor dem Franzosen: "Chapeau!".
Schaffen Herrmann und Co. den Anschluss?
Die Malizia - Seaexplorer von Boris Herrmann kann im Südpolarmeer zwar nicht nachhaltig Seemeilen auf die Spitze gutmachen und auch nicht den drei Begleiterinnen davonfahren. Aber: Die Plätze fünf bis zehn rücken - nicht zuletzt dank des südlicheren Kurses - immer dichter heran.
Yannick Bestaven, Sieger der 9. Auflage, mit seiner Maître CoQ V, gerade auf dem neunten Platz, liegt nur noch 250 Seemeilen vor dem Hamburger. Der Franzose segelt seit geraumer Zeit "zusammen" mit Paul Meilhat (Biotherm) und Sam Goodchild (Vulnerable). Und auch Herrmanns Rückstand auf seinen ehemaligen Navigator Nicolas Lunven (Holcim PRB), der aktuell 470 Seemeilen voraus ist, könnte noch geringer werden, weil der Franzose zuletzt den Kurs geändert hat und für besseren Wind nach Süden segelt.
Lunven erklärte, er habe sich mehr von der nördlichen Route versprochen, die die Skipper gewählt hatten, um den harschen Bedingungen im Süden aus dem Weg zu gehen. "Gestern steckte ich sogar für einen großen Teil des Tages fest", ärgerte er sich und schimpfte über die falsche Vorhersage. Aber es ist wie immer ein Wettlauf mit der Zeit: Wer die besseren Winde im Süden zuerst erreicht, sichert sich für die nächsten Stunden entscheidende Vorteile.
"Gruppe Herrmann" eng beisammen
Boris Herrmann lag auch am frühen Samstagmorgen noch auf dem elften Platz - inmitten einer kleinen Gruppe, die eng beisammen ist. Die Schweizerin Justine Mettraux als Zehnte hat lediglich gut 30 Seemeilen Vorsprung auf den Hamburger. Hinter ihm liegen jedoch Samantha Davies (Großbritannien) und Clarisse Crémer (Frankreich) ebenfalls nur gut 30 bzw. 40 Seemeilen zurück.
An der Spitze liegt weiterhin Charlie Dalin, der in der Nacht mit starken Winden und hohen Wellen zu kämpfen hatte. Das Schlimmste hat er aber wohl überstanden.
Herrmann repariert Vorsegel erfolgreich
Noch einmal musste "MacGyver" Boris Herrmann heute basteln, diesmal am wichtigsten Vorsegel. Er musste für die Reparatur das Tempo drosseln, doch nun ist er wieder flott unterwegs und das J2 intakt.
Schaden am Großsegel bei Kojiro Shiraishi
Der japanische Skipper Kojiro Shiraishi meldet von Bord der DMG MORI Global One Probleme am Großsegel. Bei zwei unbeabsichtigten wilden Halsen brachen ihm unter anderem fünf Segellatten und es gab Schäden an der Mastschiene. Der Mast ist aber insgesamt intakt und Kojiro, der aktuell auf Platz 29 segelt, unverletzt. Er hat seinen Kurs nach Nordosten geändert, um ruhigere Wetterbedingungen für Reparaturen zu finden. Ob er die Probleme bewältigen kann? Es wird schwer. Aber auch bei der Vendée Globe 2020/21 bekam der Japaner heftige Schäden am Großsegel in den Griff und schaffte es bis ins Ziel.
Boris Herrmann: Gutes Tempo und Zimtsterne an Nikolaus
"Happy Nikolaus" wünscht Boris Herrmann aus dem Indischen Ozean. Von Ehefrau Birte Lorenzen-Herrmann hat er kleine Geschenke mit auf den Weg bekommen und außerdem Zimtsterne, es weihnachtet auch an Bord der Malizia. Passend dazu werden die Nächte nun merklich kälter, die Wassertemperatur beträgt noch sieben Grad. Der Hamburger kleidet sich im "Zwiebellook", trägt also mehrere Schichten übereinander und hat den dickeren Schlafsack hervorgekramt.
"Ich kann nicht klagen, alles ist gut", vermeldete der fünfmalige Weltumsegler, der im aktuell verträglich ruppigen Südmeer mit Geschwindigkeiten von bis zu 29 Knoten auf dem Weg nach Osten gut vorankommt. Demnächst wird er die Crozetinseln passieren und will dann via Funk Kontakt zu den dort lebenden Wissenschaftlern aufnehmen.
Boris Herrmann weiter auf Rang elf
Boris Herrmann ist unverändert Elfter und kommt in einem von Justine Mettraux angeführten Quartett gut voran, ist aber mehr als 1.400 Seemeilen (knapp 2.600 Kilometer) hinter dem überragenden Charlie Dalin an der Spitze zurück. Er hofft auf seine Chancen und darauf, ein paar Plätze gutzumachen. Immerhin: Auf den Drittplazierten Yoann Richomme und die Verfolgergruppe hat er etwas aufgeholt und zudem wahrscheinlich auch noch einige Tage die besseren Bedingungen.
Dalin baut seinen Vorsprung auf Verfolger Simon aus
Der Führende Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) hat seinen Vorsprung auf den Zweitplatzierten Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) über Nacht beinahe verdoppelt. Hatte der Franzose am Vorabend rund 110 Seemeilen vor seinem Landsmann gelegen, sind es am Morgen beinahe 200 (etwa 370 Kilometer). Für beide zahlt sich der Kurs mitten durch ein großes Tiefdruckgebiet aus, der französische Ausnahmesegler Dalin segelt aber in einer eigenen Liga und rast voran.
Der Drittplatzierte Yoann Richomme (Paprec Arkéa), auf einer deutlich nördlicheren Route als die beiden Führenden unterwegs, hat an der Spitze des Verfolgerfeldes mittlerweile mehr als 500 Seemeilen (926 Kilometer) Rückstand. Der dürfte weiter wachsen, sofern die Boote des vorderen Duos der Belastung standhalten.
Hare sorgt für Geschwindigkeitsrekord
Vor wenigen Tagen kämpfte Pip Hare aufgrund von verschiedenen Schäden an Bord noch mit den Tränen. Doch die Reparaturarbeiten waren offenbar erfolgreich, am Donnerstagabend nun hatte die Britin Grund zu feiern. Mit 39,6 Knoten stellte die 50-Jährige mit ihrer Imoca-Yacht Medallia einen Geschwindigkeitsrekord auf - und strahlte in einer Videobotschaft, die die Veranstalter über Social Media verbreiteten, übers ganze Gesicht. Neben einem Raketen-Emoji gab es rockige Musik: "Girls Got Rhythm" von AC/DC.
Herrmanns Rückstand so groß wie noch nie
Nach den Problemen an den vergangenen Tagen ist Boris Herrmann im Südpolarmeer in Fahrt gekommen. Der Elftplatzierte nimmt mit seiner Malizia - Seaexplorer nun wieder den zehnten Platz in Angriff. Den Rückstand auf die Schweizerin Justine Mettraux (TeamWork - Team Snef) vor ihm hat der Hamburger im Laufe des Tages von 170 Seemeilen auf unter 65 gedrückt.
Aber: Weil die Führenden der Flotte noch immer vor dem großen Unwetter hersegeln, wächst Herrmanns Rückstand nach wie vor an: Aktuell sind es 1.372 Seemeilen, so viel wie noch nie in diesem Rennen.
War Dalins Kursentscheidung richtig? Die Antwort naht
Der Führende Charlie Dalin und Sébastien Simon auf Rang zwei müssen auf ihrem Südkurs durch ein Tiefdruckgebiet, das möglicherweise extreme Bedingungen verursachen wird. Noch läuft es aber gut, wie Dalin am Donnerstagmittag betonte: "Die Bedingungen sind nicht übertrieben hart. Ich komme gut gen Osten voran", sagte der Franzose, der nach eigener "gegen dieses Monster von Tiefdruckgebiet" segelt.
"Was die Entscheidungsfindung angeht, habe ich zehn Stunden vor dem Computer verbracht, Hunderte von Routen durchgerechnet und versucht herauszufinden, welche Wahl die richtige ist und aus welchem Grund.“ Skipper Charlie Dalin
Bei der Fahrt nach Osten sei "jede Meile Gold wert". Irgendwann werde er "sicher" vom Tief erfasst. Aber umso später das passiert, desto geringer werde der Seegang sein und desto schwächer der Wind. "Also kämpfe ich hart, um so lange wie möglich vorne zu bleiben", erklärte der 40-Jährige. "Ob meine Kursentscheidung richtig war, werden wir in etwas mehr als 24 Stunden herausfinden."
Dabei versucht er, sich nicht zu sehr mit den digitalen Vorhersagen und den drohenden Bedingungen mit zehn Meter hohen Wellen und dem Sturm zu beschäftigen, die das Tiefdruckgebiet mit sich bringt. "Denn wenn man zu lange hinschaut, sieht man die roten Pfeile bei 60 Knoten und ich sage mir: ‚Da will ich nicht sein.‘ Ich bin wie ein Pferd, das mit Scheuklappen nur nach vorne auf die Strecke schaut."
Boris MacGyver Herrmann mit einer "Vokuhila"?
Vorne kurz, hinten lang: Wenn es Boris Herrmann unter die Top Drei bei der Vendée Globe 2024 schafft, lässt sich der Malizia-Skipper eine "Vokuhila"-Frisur verpassen. "Okay, offiziell versprochen", postete der Hamburger bei Instagram, nachdem ihm ein User die Wette vorgeschlagen hatte. Zuvor hatte das Malizia-Team ein Bild gepostet, das Herrmann als MacGyver zeigt.
Die berühmte Fernsehfigur der gleichnamigen Fernsehserie aus den 1980er- und 90er-Jahren hatte auch in den schwierigsten und gefährlichsten Situationen immer eine Lösung parat, indem der Held schnell etwas zusammenbastelte.
Herrmann war zuletzt zum "Malizia-MacGyver" mutiert, als er mit einer selbst konstruierten, langen Greifzange seine Reparatur am Foilkasten startete. Nun könnte der 43-Jährige auch optisch dem berühmten Tüftler nahekommen, sollte er aufs Podium segeln.
Crémer mit Problemen am Foil
Clarisse Crémer, die als 13. nicht weit von Boris Herrmann entfernt ist, musste in der Nacht Reparaturarbeiten an ihrer Foil-Halterung vornehmen. "Es ist noch nicht alles gefixt, aber unter Kontrolle. Zurzeit kann ich meine Foils nicht richtig ausrichten, was ärgerlich im Hinblick auf die Performance ist. Aber immerhin konnte ich den Sonnenaufgang genießen", sagte die Französin an Bord der L'Occitane en Provence.
Schwerer Schaden am Boot: Burton muss aufgeben
Bittere Stunden für Louis Burton. Der Franzose ist aus der Vendée Globe ausgestiegen und auf dem Weg nach Kapstadt. An Bord seiner Bureau Vallée hatte der Skipper am Mittwochmittag einen schweren Schaden an einem mechanischen Element der Takelage festgestellt. Burton kann das Boot so nicht mehr manövrieren. Stundenlange Reparaturversuche waren vergeblich, sodass sich der Dritte der Vendée Globe 2020 zur Aufgabe gezwungen sah.
Vor rund zwei Wochen hatte er bereits Risse an seinem Boot reparieren müssen. Der weitere schwerwiegende Schaden und die Aussicht auf die extrem anspruchsvollen Bedingungen im Südpolarmeer ließen keine andere Entscheidung zu. Burton ist der zweite Ausfall des Rennens. Zuvor hatte bereits Maxime Sorel (V and B - Monbana - Mayenne) wegen einer schweren Knöchelverletzung aufgeben müssen.
Wieder kleines Problem bei Herrmann - Boot kurz gestoppt
Boris Herrmann hatte am Donnerstagmorgen mit einem weiteren kleinen Problem zu kämpfen und musste die Malizia - Seaexplorer sogar kurz stoppen. Der Hamburger musste eine Befestigung am J2-Segel reparieren, hat aber schnell wieder Fahrt aufgenommen. "Jetzt fahre ich gut, 20 Knoten", berichtete der 43-Jährige, der auf Platz elf liegt, mit 1.360 Seemeilen Rückstand (rund 2.500 Kilometer) auf den weiter Führenden Charlie Dalin (MACIF).
"Für die nächste halbe Woche oder so herrschen fast schon moderate Bedingungen", sagte ein trotzdem ausgeruhter Herrmann. "Ich habe letzte Nacht viel geschlafen, was gut war. Heute ist Aufräumen angesagt, denn ich habe das Boot auf schnelles Segeln eingestellt."
Armamputierte Skipper lassen Experte Kröger schwärmen
Bei der Vendée Globe müssen alle Seglerinnen und Segler an ihre Belastungsgrenze gehen. Umso bemerkenswerter ist es, dass mit Damien Seguin (Groupe Apicil) und Jingkun Xu (Singchain Team Haikou) zwei armamputierte Skipper mit dabei sind. "Was die machen, das ist die hohe Schule", sagte NDR Segel-Experte Tim Kröger. "Es ist beeindruckend, was die beiden leisten. Davor muss man den Hut ziehen."
Der Chinese Xu hat als Vorletzter mit über 3.000 Seemeilen Rückstand zwar den Anschluss verloren - hinter ihm ist lediglich noch Szabolcs Weöres unterwegs, der einen mehrtägigen Reparaturstopp einlegen musste. Seguin, der zum zweiten Mal bei der Vendée Globe segelt, ist allerdings als 18. des Klassements mittendrin in der Flotte.
Der 45-jährige Franzose hat zweimal Paralympics-Gold im Segeln gewonnen - und ist laut Kröger bestens auf die Weltumsegelung vorbereitet - auch technisch mit einer Manschette am Grinder. Kröger gerät ins Schwärmen: "Auch das ist die Vendée Globe. Sie hat eine Bandbreite an Heldinnen und Helden - das ist absolut gigantisch."
NDR Experte Kröger: "Rennen für Boris noch nicht zu Ende"
Auch wenn Boris Herrmann deutlich über 1.000 Seemeilen Rückstand auf das Führungsduo hat, sieht NDR Segel-Experte Tim Kröger weiter Chancen für den Hamburger. "Es sind erst 30 Prozent des Rennens gesegelt, und er hat schon ein paar Meilen aufgeholt. Für Boris ist noch nicht alles zu Ende", erklärte der zweimalige Weltumsegler im Live-Talk und erklärte zu den sich häufenden Meldungen über Reparaturarbeiten an Bord der Schiffe: "Bei den Booten setzen jetzt langsam Auflösungserscheinungen ein."
Gerade mit Blick auf die beiden führenden Boote, die auf ihrem Kurs im Süden in der Nacht von Freitag auf Sonnabend in sehr schwierige Bedingungen kommen werden, sagte Kröger: "Da können sie aufgefressen werden. Das sind keine Regattabedingungen, das sind Überlebensbedingungen. Das kann gruselig werden." Die Belastung "für Mensch und Material ist echt hart".
Noch größere Probleme bei Pip Hare
An Bord der Medallia muss Pip Hare mit großen Problemen klarkommen. Die britische Seglerin kämpfte mit den Tränen, als sie am Mittwoch von zahlreichen Schäden berichtete. "Ich habe wirklich einen harten Tag. Es fühlt sich an, als ob ich bestraft würde", sagte die 50-Jährige, die auf Rang 17 liegt.
Wegen technischer Probleme hatte sie in der vergangenen Nacht ihre Ufercrew kontaktiert. Die konnte ihr aber trotz zweistündiger Fehlersuche nicht helfen. Während sie danach schlief, riss ein Seil ihres großen Segels und schlug ein großes Loch in ein anderes Segel.
"Niemand hat gesagt, dass es einfach würde. Und es ist wirklich nicht einfach." Skipperin Pip Hare
Sie konnte zwar mittlerweile die technischen Probleme beheben, für die weiteren Reparaturen müsse sie aber auf leichtere Winde warten, erklärte sie. Konsterniert stellte die Skipperin fest: "Niemand hat gesagt, dass es einfach würde. Und es ist wirklich nicht einfach."
Herrmann nach Foil-Reparatur mit "kleinem Handicap"
Als hätte Boris Herrmann nicht schon genug damit zu tun, den Rückstand auf die Führenden zu verkürzen, musste der Weltumsegler nun auch Reparatur-Arbeiten durchführen. Die Hydraulik-Verstellung seines Foilkastens auf Backbord-Seite machte Probleme. Der Pin, der den Hydraulik-Zylinder hält, war herausgebrochen.
"Ich habe die Teile dann zusammengeklebt und es hat beim ersten Versuch gleich so gut funktioniert, als wäre nichts gewesen", berichtete Herrmann nach einer anstrengenden Nacht. Die Neigung dieses Foils kann er nun allerdings nicht mehr einstellen. Deshalb sprach der 43-Jährige von einem "kleinen Handicap".
NDR Segelexperte Tim Kröger erklärte: "Das ist für Performance-Segeln wirklich eher negativ. Darauf fußt schließlich die perfekte Leistung dieses Bootes." Andererseits hätte es auch schlimmer kommen können. "Er kann jetzt erst mal weitersegeln. Das ist jetzt nicht Alarm und nicht das Ende vom Lied."
Vorne geht es rund, aber Herrmann braucht wieder Geduld
Der Kampf um Rang zehn ist auf der Rückseite eines großen Tiefs in unruhiger See weiterhin offen. Nach wie vor behauptet ihn die Schweizerin Justine Mettraux (Teamwork-Team Snef) vor der Britin Samantha Davies (Initiatives-Cœur) und Boris Herrmann mit seiner Malizia - Seaexplorer. Die Französin Clarisse Crémer (L'Occitane en Provence) folgt dicht dahinter.
Das Quartett hat insgesamt etwas Boden gut gemacht auf die Führenden, es sind aber weiterhin rund 1.100 Seemeilen (rund 2.000 Kilometer) Rückstand auf Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) und Sébastien Simon (Groupe Dubreuil), die auf einen heftigen Sturm mit bis zu zehn Meter hohen Wellen zusteuern.
Bei Herrmann ist nun aber erst einmal wieder Geduld gefragt: Während es vorne stürmisch zugeht, zieht ihm wie am Vortag bereits prognostiziert das Tief davon und der Wind lässt nach. Das nächste Tief rückt von hinten heran - mitsamt einiger Verfolger.
Herrmann: "Nicht so, dass ich auf Platz 30 herumdümpel"
"Im Moment bin ich ein bisschen müde", vermeldete Boris Herrmann am Dienstag mit tiefen Augenringen im Gesicht von Bord, während seine Malizia immer wieder von hohen Wellen durchgeschüttelt wurde: "Es ist rau an Bord. Wenn ich mal 45 Minuten schlafe, ist das schon gut."
"Wir fallen raus aus dem Tief, es ist schneller als wir. Wir werden eine Leichtwindzone zwischen diesem und dem nächsten Tief durchsegeln." Boris Herrmann
"Wir sind im Moment langsamer als erwartet", ergänzte der Hamburger, der am Morgen noch mit einem Loch am kleinen Gennaker-Segel zu kämpfen hatte. "Das nervt etwas, aber mein Mindest ist gut, ich bleibe stark." Das Segel hätte ihm im ruppigen Agulhasstrom gute Dienste geleistet. "Für die kommende Zeit aber brauche ich es im Southern Ocean nicht. Ich werde es reparieren, wenn leichtere Winde sind", so Herrmann.
Der Skipper hofft auf seine Chancen im Südpolarmeer, wo die Führenden in den nächsten Tagen extreme Bedingungen ewarten. Mit dem Rennen an sich ist er trotz des großen Rückstandes auf die Spitze zufrieden. "Es ist ja nicht so, dass ich auf Platz 30 herumdümpel. Ich bin dran an den Top Ten, da kann ich vielleicht reinstoßen."
Video: Das Update nach drei Wochen
Drei Wochen sind die 39 im Rennen verbliebenen Boote der zehnten Vendée Globe unterwegs. Vorneweg die drei französischen "Ballermänner" Charlie Dalin, Sébastien Simon und Yoann Richomme. Sie hingen nicht wie viele andere in Flauten fest. Der Hamburger Boris Herrmann kämpft derzeit um einen Platz in den Top Ten. Aber nun werden im Süden die Bedingungen härter - möglicherweise beginnt ein ganz neues Rennen.
Cousin nach Kollision wohlauf - Boot offenbar unbeschädigt
Schreckmoment für Manuel Cousin: Die Coup de Pouce des französischen Skippers kollidierte in der Nacht bei einer Geschwindigkeit von etwa 15 Knoten mit einem unbekanntem Objekt oder Tier. Der Aufprall war so heftig, dass Cousin durchs Boot geschleudert wurde. Er sei aber bis auf ein paar Prellungen unverletzt, teilte der 57-Jährige der Rennleitung mit. Am Montagmorgen habe er sein Boot inspiziert und keinerlei Schäden festgestellt. Alles funktioniere normal und er sei weiter im Rennen. Mit einem Rückstand von rund 2.700 Seemeilen (rund 5.000 Kilometer) liegt die Coup de Pouce auf dem viertletzten Platz.
Herrmanns Rückstand am Kap: Fast drei Tage
Die Rennleitung der Vendée Globe hat nun auch für Boris Herrmann die offizielle Zeit für die Passage des Kaps der Guten Hoffnung veröffentlicht: Demnach erreichte der Hamburger Skipper mit seiner Malizia - Seaexplorer die Landmarke nach 22 Tagen, zwei Stunden und 31 Minuten. Der führende Charlie Dalin war fast drei ganze Tage schneller: Der Franzose benötigte 19 Tage, drei Stunden und 43 Minuten.
Herrmann: "Hoffe auf eine Art Re-Start"
Boris Herrmann hat das Rennen noch lange nicht aufgegeben. Bei der "Vendée live" sagte er: "Ich freue mich darauf, im Süden in den Rhythmus zu kommen und Selbstvertrauen zu tanken. Ich hoffe auf eine Art Re-Start und dass ich am 1. Januar Kap Hoorn umrunde."
Malizia-Co-Skipper Will Harris sagte zur möglichen Strategie Herrmanns. "Man muss jetzt entschieden, ob man weiter nach Norden oder weiter nach Süden segelt. Ich denke, Boris wird darüber nachdenken, wie viel er riskieren will, um Boden gutzumachen. Aber es ist gut, ihn wieder mit positiver Einstellung zu sehen."
Herrmann erreicht Kap der Guten Hoffnung
Boris Herrmann hat einen weiteren markanten Punkt der Vendée Globe erreicht: Der Hamburger kreuzte am Montagmittag den Längengrad des Kaps der Guten Hoffnung. Am Morgen hatte er einige Arbeiten zu verrichten: Unter anderem zog er den kleinen Gennaker hoch, sein "Südpolarmeer-Segel", wie er es nannte. "Es ist alles okay, auch wenn ich ein wenig müde bin", berichtete der Hamburger Malizia-Skipper.
Er sei mit guter Geschwindigkeit bei einem Wind zwischen 24 und 29 Knoten unterwegs, der Agulhasstrom sorge aber für schwierige Bedingungen. "Hier sind wir! Willkommen im Südpolarmeer. Es ist rauer, als ich es in Erinnerung habe", so Herrmann.
Schneller Herrmann holt auf und "fehlt" Richomme
Bei Boris Herrmann geht es aufwärts. Am Montagmorgen ist der Hamburger mit der Malizia der Schnellste im Feld, segelt gute 22 Knoten und holt etwas auf. Auf Rang zwölf hat der 43-Jährige nun rund 1.260 Seemeilen (circa 2.300 Kilometer) Rückstand auf den Führenden Charlie Dalin (MACIF).
Yoann Richomme (Paprec Arkéa) liegt als Dritter nur knapp 30 Seemeilen hintern seinem französischen Landsmann, "vermisst" vorne aber ein bisschen Herrmann. "Das Niveau ist ziemlich ähnlich wie bei den bisherigen Rennen. Wir haben Sébastien Simon (Anm. der Red.: auf Platz zwei), der sich in letzter Zeit wirklich gesteigert hat. Ansonsten sind es die üblichen Verdächtigen. Der große Fehlende ist Boris, ansonsten ist das Niveau so, wie ich es erwartet habe", sagte Richomme.
Advent, Advent bei Boris Herrmann
Bei Yacht.de übermittelte Boris Herrmann Grüße zum 1. Advent und verriet, dass ihm seine Ehefrau Birte einen Adventskalender mitgegeben habe. Außerdem hat er "eine kleine Durftkerze im Gläschen mit Deckel dabei. Die kann ich anmachen." Den ersten Albatros hat er auch gesichtet: "Es ist wunderschön hier draußen."
Für ihn habe der 1. Advent eine besondere Bedeutung, schilderte der Hamburger, "weil damit der Dezember begonnen hat. Der Dezember ist die eigentliche Vendée Globe. Ich hoffe, am 30. Dezember oder 1. Januar Kap Hoorn zu runden. Vier Wochen stehen jetzt Southern Ocean, in antarktischen Gefilden, im Südmeer an."
"Diese südlichen Meere sind ein wenig beängstigend und gleichzeitig sehr anziehend. Es sind wilde Länder. Wir durchqueren sie mit Demut, auf Zehenspitzen und entschuldigen uns dafür, dort zu sein, inmitten dieser wilden Natur." Vendée-Globe-Segler Fabrice Amedeo
Es sei keine leichte Woche gewesen, schilderte der fünfmalige Welumsegler, er sehe aber "keine massiven Fehler. Ich hatte einfach diesen Rückstand am Äquator, der zu viel war, um in dem System der vorderen Boote mitzufahren. Ich habe mein Bestes gegeben und hatte ein bisschen Pech. Und es hat sich dann so entwickelt. Solche separierenden Wettersituationen kann es geben. Diese hier ist eine drastische gewesen."
"Ich bin nicht euphorisch hier draußen. Das wäre ich sicherlich, wenn ich im Frontpack wäre." Boris Herrmann
Das schocke ihn aber nicht. "Das war jetzt so. Das habe ich inhaltlich verarbeitet." Der Tag, an dem er in der vergangenen Woche im Video gesagt habe, "dass ich gerne mal heulen würde, das war der schwärzeste Tag." Nun sei er "ganz okay drauf. Ich habe tatsächlich gute Hoffnung, am 30. Dezember oder am 1. Januar Kap Hoorn zu runden. Das ist meine große persönliche Challenge."
Richomme in Führung, Herrmann kann (noch) nicht aufholen
Der Rückstand von Boris Herrmann auf die Spitzengruppe hat sich in der Nacht zum Sonntag noch einmal leicht vergrößert. Der Hamburger liegt mit seiner Malizia nun rund 1.200 Seemeilen hinter Yoann Richomme (Paprec Arkéa). Der 41-Jährige liefert sich weiter ein packendes Duell um Rang eins mit seinem Landsmann Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance). Sébastien Simon (Groupe Dubreuil), der zwischenzeitlich ebenfalls geführt hatte, ist wie Thomas Ruyant (Vulnerable) etwas zurückgefallen.
Herrmann so schnell wie die Spitzengruppe
Nach Problemen mit einem Fischernetz und leichtem Wind hat Boris Herrmann in den vergangenen vier Stunden Fahrt aufgenommen. Mit im Schnitt 19,6 Knoten war die Malizia - Seaexplorer so schnell unterwegs wie die Boote in der Spitzengruppe. Aber: Mit nunmehr 1.162 Seemeilen ist der Rückstand trotzdem noch einmal leicht angewachsen und von seinen "Begleiterinnen" Clarisse Crémer (L'Occitane en Provence) und Justine Mettraux (TeamWork - Team Snef) hat sich der gebürtige Oldenburger auch nicht absetzen können.
Allerdings liegt das Trio nur noch gut 160 Seemeilen hinter der zehntplatzierten Samantha Davies (Initiatives-Coeur). Es winkt also zumindest die Top-Ten-Platzierung.
Team Malizia gewinnt Deutschen Nachhaltigkeitspreis
Für Boris Herrmann verläuft die Vendée Globe weiter nicht nach Wunsch. Mit 1.120 Seemeilen Rückstand auf die Führungsgruppe belegt der Hamburger aktuell Rang 13. Gute Nachrichten gibt es aber aus dem fernen Deutschland: Das Team Malizia ist mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025 in der Kategorie Sport ausgezeichnet worden.
"Ich bin stolz auf das Erreichte, aber sehe den Preis als Ansporn für unsere Ozean- und Klimaschutzkampagne." Boris Herrmann
Damit würdigte die Jury das Sammeln von Daten aus Ozeanen genauso wie das Bildungsprogramm "My Ocean Challenge" und die Wiederaufforstung von Mangrovenwäldern auf den Philippinen durch den Malizia Mangrove Park. "A Race We Must Win – Climate Action Now!", so lautet das Motto mit dem Herrmann über die Weltmeere segelt. Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann übergab den Preis an Cornelius Eich vom Team Malizia.
Was genau die Malizia in den Ozeanen für Daten sammelt und wie das funktioniert, erfahren Sie hier:
Totaler Stromausfall an Bord von Conrad Colman
Boris Herrmann hatte mit einem Fischernetz zu kämpfen, Conrad Colman mit weitaus schwerwiegenderen Problemen. Der Neuseeländer wurde am Freitag Opfer eines totalen Stromausfalls an Bord seiner MS Amlin. Mehrere elektronische Bauteile wurden durch die Überlastung an Bord zerstört. Colman musste seine Imoca-Rennyacht für Reperaturarbeiten zwischenzeitlich stoppen.
Mittlerweile ist der Neuseeländer, der auf Position 31 liegt, wieder mit gut zehn Knoten unterwegs. Allerdings konnte er noch nicht alle Systeme wiederherstellen, darunter auch den Hauptautopiloten und die Kielsteuerung, die Colman aktuell per Hand bedienen muss. Das zwingt den 40-Jährigen dazu, derzeit anders zu navigieren als der Rest der Flotte.
Wie die Organisatoren der Vendée Globe mitteilten, bleibt der Skipper in ständigem Kontakt mit seinem Team und der Rennleitung, um über den Fortschritt der Reparaturen an Bord der MS Amlin zu berichten.
Wie komplex die Elektronik und Energieversorgung bei den Imocas ist, erklärt Co-Skipper Will Harris am Beispiel der Malizia:
Fischernetz verfängt sich im Malizia-Kiel
Boris Herrmann hatte am Morgen des 20. Tages auf See eine kleine Schrecksekunde zu überstehen. Der Kiel seiner Malizia - Seaexplorer hatte sich in einem Fischernetz verfangen. Mit einem Messer konnte der Hamburger seine Rennyacht wieder befreien.
"Nach einem holprigen Start heute Morgen, seid ihr vielleicht froh zu hören, dass das Boot wieder frei ist und schnell segelt", teilte der Skipper mit. Nach einem Fast-Stillstand am Freitag ist der Deutsche nun wieder im Segel-Modus. "Ich bin so dankbar für zwölf Knoten Wind. Das Boot ist wieder am Leben", so Herrmann.
Enges Rennen an der Spitze - Herrmann fällt zurück
Yoann Richomme (Paprec Arkea) hat die Führung bei der Vendée Globe 2024 übernommen. Der Franzose hat sich um wenige Seemeilen an Sébastian Simon (Groupe Dubreuil) vorbeigeschoben. Das Führungs-Trio komplettiert Charlie Dalin (MACIF) auf Rang drei mit lediglich elf Seemeilen Rückstand auf Richomme. Thomas Ruyant (Vulnerable) als Vierter ist ebenfalls nicht weit zurück und sorgt dafür, dass so eng wie noch nie bei der Vendée Globe zu diesem Zeitpunkt zugeht.
Malizia-Skipper Boris Herrmann hat auf Platz 13 weiter mit schwachem Wind zu kämpfen und liegt nun mehr als 1.000 Seemeilen (circa 1.850 Kilometer) hinter der Spitze des Feldes.
Dalin als Erster am Längengrad des Kaps der Guten Hoffnung
19 Tage, 3 Stunden und 43 Minuten - diese Zeit benötigte Imoca-Star Charlie Dalin vom Start bis zum Kap der Guten Hoffnung, das er als Führender der Flotte erreichte. Vom Äquator bis zum Kap raste der Franzose auf Macif Santé Prévoyance dabei in nur 7 Tagen, 18 Stunden und 39 Minuten. "Es ging so schnell, dass ich gar nicht richtig weiß, wo ich bin", sagte Dalin, der sich am Morgen ein wenig über den frühen Tagesanbruch wunderte. Er wird nun in Kürze am Übergang vom Atlantik zum Indischen Ozean auf Höhe von Kap Agulhas, dem südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents, angelangt sein.
Herrmann kämpft mit einer mit einer Flaute und sich selbst
Für Malizia-Skipper Boris Herrmann läuft es bei der Weltumseglung schlecht. Der Hamburger liegt über 850 Seemeilen (circa 1.500 Kilometer) hinter der Spitze zurück, hat mit einer Flaute und auch sich selbst zu kämpfen.
Weöres überquert als Letzter den Äquator
Während sich die Führenden dem Kap der Guten Hoffnung nähern, hat Szabolcs Weöres (New Europe) als letzter noch im Rennen verbliebener Teilnehmer den Äquator überquert - mehr als eine Woche nach Ruyant, der diesen Punkt als Erster passierte.
Der Ungar musste in der ersten Rennwoche sein beschädigtes Großsegel vor Las Palmas flicken und hatte deshalb viel Zeit eingebüßt.
Rekord-Roundup: Simon mit 615,33 Seemeilen in 24 Stunden
Die Hatz der Hightech-Yachten rund um den Globus kennt kaum Verschnaufpausen, in den vergangenen Stunden vor allem nicht für Sébastian Simon (Groupe Debreuil). Der Franzose reihte gestern einen 24-Stunden-Einrumpf-Solorekord an den nächsten: Als Bestmarke hat der Skipper nun unglaubliche 615,33 Seemeilen (1.139,6 Kilometer) stehen, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,64 Knoten.
Rückstand wächst rapide an - Herrmann geht die Puste aus
Innerhalb der vergangenen vier Stunden hat Boris Herrmann rund 70 Seemeilen (circa 130 Kilometer) auf die Spitze des Feldes um Charlie Dalin (MACIF) verloren. Der Hamburger Skipper segelte durchschnittlich nur 8,3 Knoten mit seiner Malizia, während vorne bei weitaus besseren Bedingungen die "20-Knoten-Plus-Post" weiter abgeht. Allerdings fährt Herrmann auch ein Manöver gen Süden, um besseren Wind zu erhaschen.
Sébastien Simon übertrifft sich selbst
Sébastien Simon fliegt an Bord der Groupe Debreuil Richtung Kap der Guten Hoffnung. Der Franzose hat den 24-Stunden-Einrumpf-Solorekord im Laufe des Tages bereits mehrmals verbessert. Seine aktuelle Rekordmarke steht bei 614,25 Seemeilen.
Und die Rekordjagd könnte weitergehen. Wetterexperte Basile Rochut prognostizierte auf der Veranstalter-Website: "Die ersten Sechs bleiben in einem sehr starken Flow - mit 30 Knoten - bis morgen früh. Sie können deshalb weiter ordentlich pushen."
Inzwischen liegt Simon im Rennen als Dritter fast gleichauf mit dem zweitplatzierten Thomas Ruyant - rund 50 Seemeilen hinter dem Führenden Charlie Dalin. Boris Herrmann hat als Elfter inzwischen 507 Seemeilen Rückstand.
Schweizerin Mettraux verliert großes Vorsegel
Herber Schlag für Justine Mettraux: Die 38-Jährige muss nun ohne ihr großes Vorsegel auskommen. Das J0 der Schweizer Skipperin (TeamWork - Team Snef) riss in der vergangenen Nacht und ist damit unbrauchbar. Die zweimalige Ocean-Race-Gewinnerin konnte das Segel immerhin bergen, ohne weitere Schäden am Boot zu verursachen. Aktuell belegt sie bei ihrer Vendée-Globe-Premiere Rang 13 und hat rund 60 Seemeilen Rückstand auf Boris Herrmann auf Platz elf.
Und wieder Rekorde! Sébastien Simon verbessert 24-Stunden-Marke
Die Rekordjagd geht weiter bei der Vendée Globe: Gerade einmal zwei Tage hielt der 24-Stunden-Einrumpf-Solorekord von Yoann Richomme (579,86 Seemeilen). Der Franzose Sébastien Simon (Groupe Debreuil) brach die Bestmarke innerhalb kurzer Zeit zweimal. Zunächst schaffte er 596,23 Seemeilen, wenig später sogar 602,56 Seemeilen (entspricht 1.116 Kilometer).
"Aufgrund von Schlafmangel bin ich heute morgen zusammengebrochen. Aber es ist alles okay" Sébastien Simon nach seinem 24-Stunden-Rekord
"Das ist eine Wahnsinnsdistanz. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe", freute sich Simon, der im Rennen auf Platz drei liegt, nach seinem ersten Rekord. Und er behielt Recht mit seiner Einschätzung: "Das war es noch nicht, die Bedingungen werden noch besser für uns."
Eisformationen entpuppen sich als Fischerboote
Wie selbst prognostiziert, verliert Malizia-Skipper Boris Herrmann weiter an Boden auf die Spitzengruppe. Der Hamburger liegt nun über 400 Seemeilen hinter dem Führenden Charlie Dalin (MACIF).
Derweil hat die Vendée-Globe-Rennleitung beschlossen, die "Antarctic Exclusion Zone (AEZ)" um rund 100 Seemeilen weiter nach Süden zu verlegen, bis zu den Crozetinseln südöstlich von Südafrika. Das ermöglicht der Flotte, eine kürzere Route zu segeln und die weiter südlich verlaufenden Tiefdruckgebiete besser zu nutzen. "Mit dieser Änderung können wir gut in den Indischen Ozean starten, aber auch die theoretische Route ein wenig abkürzen", sagte der Viertplatzierte Sébastien Simon (Groupe Dubreuil).
"Zum Zeitpunkt des Starts und während der ersten Tage des Rennens hatte CLS, das die Vendée Globe bei der Verarbeitung von Radar- und Satellitendaten und bei der Modellierung von Meeresströmungen unterstützt, um das Vorhandensein von Eisbergen zu erkennen und ihre Drift vorherzusagen, Echos in der Nähe der Zone gemeldet", erklärte Fabien Delahaye, Mitglied der Rennleitung. "Inzwischen konnte anhand neuer Satellitenbilder festgestellt werden, dass es sich bei diesen Echos um Fischerboote handelt und die Eisberge und Eisformationen in Wirklichkeit recht weit entfernt sind."
Malizia superschnell, aber "Rückstand wird sich vergrößern"
Boris Herrmann hat derzeit knapp 400 Seemeilen Rückstand auf den Führenden Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance). Er geht davon aus, dass dieser auf dem Weg zum Kap der Guten Hoffnung anwachsen wird. "Der Rückstand ist überschaubar, wird sich aber vergrößern. In zwei Tagen verlieren wir den Wind. Das können durchaus 1.000 Seemeilen auf die Spitze werden. Dann kommt aber ein neues Tief, das uns eventuell anschiebt", sagte der Hamburger am Dienstag.
"Ich habe großen Respekt vor den vorderen Schiffen. Die Segler sind extrem gut vorbereitet." Boris Herrmann
An der Kante zum Tief ist er mal langsamer, mal schneller unterwegs. Trotz drohender Verluste gelang dem fünfmaligen Weltumsegler am Dienstagnachmittag mit 34 Knoten die bislang höchste Geschwindigkeit seit dem Rennstart am 10. November. Insgesamt ist er mit der Performance seiner Malizia zufrieden. "Ich vertraue dem Schiff zu 100 Prozent. Ich bin jetzt in meinem Rennen. Es kann noch viel passieren. Ich nehme das ganz gelassen und hoffe, dass ich schnell bin im Süden und da die eine oder andere Meile wieder gutmachen kann."
Nach weniger als 70 Tagen im Ziel? Renndirektor hält Bestzeit für möglich
Nach einem relativ langsamen Beginn der Vendée Globe hat das Tempo in den vergangenen Tagen enorm angezogen. Kommt der Sieger möglicherweise so schnell im Ziel an wie noch niemand zuvor? Bislang hält Armel Le Cléac’h den Rekord. Der Franzose benötigte 2016/2017 exakt 74 Tage, 3 Stunden, 35 Minuten und 46 Sekunden für die Weltumseglung.
Renndirektor Hubert Lemonnier glaubt, dass diese Bestzeit unterboten werden wird und sogar ein Meilenstein fallen könnte. Er sagte am Montagabend in der "Malizia Vendée Show", dass er es für möglich hält, dass der Gewinner weniger als 70 Tage brauchen wird. "Die neue Generation der Foil-Boote ist sehr schnell", so Lemonnier.
Dalin weiter vorn - Herrmann frustriert
Der Franzose Charlie Dalin liegt auf seiner Macif Santé Prévoyance weiter in Front. Am Sonntagmorgen war der 40-Jährige mit konstant 25 Knoten in Richtung Südafrilka unterwegs. Dalin profitiert dabei wie seine Verfolger von einem Tiefdruckgebiet, das bis zum Kap der Guten Hoffnung anhalten soll. Ärgster Verfolger des Spitzenreiters ist weiter sein Landsmann Thomas Ruyant.
Der Rückstand von Boris Herrmann auf den Führenden ist in den vergangenen Stunden weiter angewachsen. Der Hamburger liegt nun auf seiner Malizia knapp 260 Seemeilen hinter dem Franzosen. Vor Einbruch der Nacht hatte der gebürtige Oldenburger in seiner täglichen Videobotschaft von Bord keine Hoffnung auf eine Aufholjagd verbreiten können.
"Wir gehen eher sanft durchs Wasser, da ist keine Gischt", sagte Herrmann. Dass er wie aktuell Dalin und Co. auf dem Weg nach Südafrika auch noch von dem Tiefdruckgebiet profitieren wird können, glaubt der Hamburger nicht: "Der Ausblick ist katastrophal. Es sieht so aus, als würden wir dieses Tief verlieren."
Video: Der Weg bis zum Äquator in der Zusammenfassung
Knapp zwei Wochen sind die Skipper bei der Vendée Globe unterwegs und haben den Äquator passiert. Der Weg dahin in der Zusammenfassung.
Blinder Passagier an Bord der Malizia
Boris Herrmann liebt es, wenn seine Malizia ins "Fliegen" kommt, sprich auf den Foils richtig Knoten macht. Das wird der Hamburger auch brauchen, um im Rennen um die Welt vorne mitsegeln zu können. Womöglich ist der "Besuch" eines Fliegenden Fisches an Bord der Malizia ein gutes Omen für Herrmann.
Mit Party und Papagei in die südliche Hemisphäre
Ein großer Teil der Skipperinnen und Skipper hat mittlerweile den Äquator überquert - und die südliche Hemisphäre begrüßt. Dabei reichten die Emotionen von entspannt bis feierlich. Die Britin Pip Hare veranstaltete auf ihrer Yacht Medallia sogar eine kleine Party - beim Song "I Gotta Feeling" von den Black Eyed Peas mit einem aufblasbaren Papagei, einer Süßigkeit und Tee. Im Refrain des Liedes heißt es unter anderem: "Tonight′s gonna be a good night" (Anm.d.Red.: "Heute Nacht wird eine gute Nacht sein").
Die 50-Jährige liegt im aktuellen Ranking als 13. einen Platz vor Boris Herrmann. Rund zehn Seemeilen trennen die beiden voneinander.
Herrmann passiert Äquator kurz vor Sonnenaufgang
Nach genau 11 Tagen, 17 Stunden, 42 Minuten und 42 Sekunden hat auch Boris Herrmann den Äquator passiert. Seine Malizia - Seaexplorer liegt auf Rang 14. "Wir haben den Äquator um Punkt 6.45 Uhr überquert - eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang", sagte der Hamburger. Es sei eine "fantastische Nacht mit leichten Winden von zwölf bis 14 Knoten gewesen." Das sei "ziemlich moderat und komfortabel". Herrmann liegt knapp 135 Seemeilen hinter dem Führenden Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance).
Flotte so langsam wie seit 16 Jahren nicht
Wie die Veranstalter der Vendée Globe mitteilten, sind die Yachten ob der schwachen Winde so langsam unterwegs wie schon lange nicht mehr. Die Äquator-Überquerung von Thomas Ruyant (Vulnerable) war die langsamste eines Führenden seit dem Rennen 2008/2009.
Freude und Frust bei Herrmann und Co.
Wieder ein Weltrekord, der schwierige Kurs durch die Doldrums und das Leben an Bord der Imocas: So läuft es für Boris Herrmann und Co. bei der Vendée Globe 2024.
Ruyant überquert Äquator
Thomas Ruyant hat als erster den Äquator passiert. Der aktuell in Führung liegende Franzose vom Team Vulnerable legte in den vorherigen vier Stunden 65,1 Seeemeilen zurück (ca. 120 Kilometer). Doch die Konkurrenz holt auf: Teamkollege Sam Goodchild schaffte auf Platz zwei liegend im selben Zeitraum 78,5 Seemeilen (ca. 145 Kilometer), der auf Platz drei rangierende Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) kam sogar auf 87,6 Seemeilen (ca. 162 Kilometer). Boris Herrman schaffte 63,5 Seemeilen (ca. 118 Kilometer).
Oder wendet sich das Blatt zugunsten der anderen Verfolger weiter im Westen, zu denen auch Boris Herrmann auf Rang 14 gehört? Der gebürtige Oldenburger betonte, es sei derzeit ein wenig "tricky", die richtige Strategie zu finden.
Jack Bouttell, zweimaliger Sieger beim Ocean Race, prognostizierte in der "Vendée Globe Show", dass die Segler auf der westlichen Route im Vorteil seien. Für Le Cam werde es eine "große Herausforderung", mit seinem Kurs Rang eins für längere Zeit zu verteidigen.