Mitgliederrückgang im DOSB gestoppt - doch es bleiben Sorgen
Der durch die Pandemie ausgelöste Mitgliederschwund ist zumindest vorerst gestoppt: Nach dem Verlust von fast 800.000 Vereinsmitgliedern im Jahr 2020 ging es für den Deutschen Olympische Sportbund (DOSB) im zweiten Corona-Jahr wieder bergauf. Doch die Energiekrise bereitet weiter Sorgen.
Einen Zuwachs von 0,17 Prozent (46.672 Personen) verzeichnete der DOSB. Das geht aus der aktuellen Erhebung hervor. Insgesamt sind 27 Millionen Mitglieder im DOSB organisiert. "Die aktuellen Zahlen machen Mut. Insbesondere, dass bei unseren Jüngsten - den Kindern bis sechs Jahren - die Zahlen durchweg wieder steigen, ist enorm wertvoll", sagte Michaela Röhrbein, im DOSB-Vorstand für die Sportentwicklung zuständig: "Wenn wir jedoch wollen, dass dieser Trend anhält oder bestenfalls sogar zunimmt und sich über alle Altersklassen und Geschlechter hinwegsetzt, dann müssen wir die Sportvereine jetzt weiter stärken."
Röhrbein verweist auf die Herausforderungen der Energiekrise, in der Sport und Politik "alles dafür tun" müssten, "die zusätzliche Belastung vor Ort an der Basis abzufangen und den Sport gut durch den Winter zu bringen". Wenn die Menschen vor verschlossenen Sportstätten und Schwimmbädern stehen, "dann wird sich der positive Trend sehr schnell wieder umkehren", warnt Röhrbein.
Rawe: Energiekrise größere Bedrohung als Corona
Reinhard Rawe, Vorstandschef des niedersächsischen Landessportbunds, sieht in steigenden Energiepreisen eine existenzielle Bedrohung für Sportvereine. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Energiekrise für die Vereine eine größere Bedrohung darstellt als die Corona-Krise", so Rawe. "Wir haben vor wenigen Wochen eine Videoschalte mit knapp 30 Großvereinen gehabt. Und jeder dieser Vereine nannte sechsstellige Beträge, die er an zusätzlichen Kosten durch die Energiepreis-Steigerungen zu schultern hat. Wenn man die Zahlen zusammenrechnet, ist man schon bei diesen wenigen Vereinen bei Millionen-Beträgen."
"Wenn wir die Sportvereine jetzt zum dritten Mal in eine Schließsituation bringen, dann ist der gesellschaftspolitische Schaden, gerade was Kinder und Jugendliche angeht, unermesslich." Reinhard Rawe
Meldezahlen der eingetragenen Vereine erreichen Tiefstand
Ohnehin hat sich trotz des gestoppten Mitgliederrückgangs ein negativer Trend auch 2021 fortgesetzt: Seit 2014 gehen die Meldezahlen der eingetragenen Vereine zurück und haben mit 86.895 einen Tiefstand erreicht. Betroffen seien mutmaßlich eher kleinere, ehrenamtlich geführte Vereine, teilte der DOSB mit.
Laut Dachverband gehören Tennis, Hockey und Golf zu den Gewinnern der im DOSB organisierten Sportarten. Trotz der beiden Pandemie-Jahre hätten die Verbände einen Mitgliederzuwachs vermeldet. Deutliche Verluste verzeichneten dagegen Tanzen, Taekwondo und Eisschnelllauf. Unter anderem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Basketball-Bund (DBB) konnten die Verluste aus dem ersten Pandemie-Jahr 2021 ausgleichen.
"Müssen noch viele Anstrengungen unternommen werden"
Mit dem vom Bundesinnenministerium mit 25 Millionen Euro geförderten Programm "ReStart" sollen die Vereine gestärkt und die Gesellschaft "wieder in Bewegung" gebracht werden. "Wenngleich der Mitgliederrückgang im organisierten Sport insgesamt zunächst gestoppt werden konnte, müssen noch viele Anstrengungen unternommen werden, um das Niveau von vor der Pandemie wieder zu erreichen und den Sport zu stärken", hieß es in der DOSB-Mitteilung.