Basketball-Saison startet - Nordclubs erleichtert
Am Freitag beginnt mit dem Spiel der BG Göttingen in Ludwigsburg in schwierigen Zeiten die neue Saison der Basketball-Bundesliga (BBL). Die Clubs stehen vor einem Kraftakt.
"Wir fangen an, alles andere ist keine Option. Wir sind zuversichtlich und gelassen" - diese Sätze hatte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz Ende September formuliert. Er bezog sich damit auf den Saisonstart am 6. November und den BBL-Pokal, der zuvor noch ausgetragen werden sollte. Sechs Wochen nach Holz' optimistischer Einschätzung stellt sich die Situation anders dar.
Sechs Vereine mit Zusage für eine Finanzspritze
Zuschauer sind nach einem Beschluss der Bundesregierung und der Länder mindestens für den November nicht zugelassen, und der BBL-Pokal konnte aufgrund mehrerer positiver Corona-Tests bei den Profis auch noch nicht zu Ende gespielt werden. Immerhin erhielten kurz vor dem Saisonstart schon sechs Vereine die Zusage für eine Finanzspritze, nachdem alle BBL-Clubs die Corona-Nothilfe des Bundes beantragt hatten. "Das ist gutes Geld, definitiv", sagte Holz: "Es macht Mut."
Bis zu 800.000 Euro kann jeder Club aus dem Sportpaket erhalten. "Ich würde vermuten, dass zehn bis zwölf Millionen Euro in die Liga kommen", sagte Holz. Da normalerweise die Zuschauereinnahmen bei gut 25 Millionen liegen, würden "50 Prozent erstattet werden. Das kann man von unten oder oben betrachten - halbvoll oder halbleer". Der Geschäftsführer hofft, dass die Maßnahme über den 31. Dezember hinaus verlängert wird. Das sei "zwingend erforderlich".
Fünf norddeutsche Clubs in den Startlöchern
Am Saisonstart der 54. Spielzeit wird festgehalten. Der Schritt sei auch "logisch", so Holz. Pragmatismus bestimmt offenbar das Handeln. So schmerzhaft für die Vereine die fehlenden Erlöse aus dem Ticketverkauf auch sind - so wie im Juni mit der Austragung des Finalturniers in München geht es für den Sport nun erneut vor allem darum, im Werben um Sponsoren präsent zu bleiben. Und so stehen auch fünf norddeutsche Clubs - Baskets Oldenburg, SC Rasta Vechta, BG Göttingen, Löwen Braunschweig und die Hamburg Towers - in den Startlöchern.
Aufbruchstimmung bei den Hamburg Towers
Die Towers starten mit einem runderneuerten Kader in die neue Saison. Der Umbruch war laut Geschäftsführer Marvin Willoughby die logische Konsequenz aus der Vorsaison: "Wir haben es nicht geschafft, eine Mannschaft aufzustellen, die in der Bundesliga konkurrenzfähig ist." Als Aufsteiger gewannen die Hamburger nur drei ihrer 20 Spiele und waren zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs Letzter. Cheftrainer Pedro Calles ist genauso neu wie Bryce Taylor. Der Kapitän erklärte: "Eine genaue Zielvorgabe ist schwierig, weil wir ein fast komplett neues Team haben. Aber ich sehe sehr viel Potenzial."
Calles möchte "einen aggressiven und physischen Basketball spielen" - und am liebsten schon im ersten Heimspiel am Sonntag (15 Uhr) gegen Bamberg den ersten Sieg einfahren.
Umbruch bei Rasta Vechta
Bis zum Sommer war der 37 Jahre alte Spanier für Rasta Vechta verantwortlich. Calles-Nachfolger Thomas Päch ist nun darin gefordert, die Abgänge Luc van Slooten (Braunschweig), Max DiLeo (Hamburg) und Trevis Simpson (Gaziantep/Türkei) zu kompensieren und ein Team zu formen, das wieder in der oberen Tabellenhälfte mitmischen kann. Immerhin konnten Kapitän Josh Young und Nationalspieler Philipp Herkenhoff gehalten werden. Der Saisonstart ist hart: Am Sonntag (18 Uhr) steht die Partie beim Titelkandidaten Bayern München an.
"Winning-Team" in Oldenburg
Obwohl sie im BBL-Pokal früh gescheitert sind, sollten die Baskets Oldenburg im Kampf um die deutsche Meisterschaft ein Wörtchen mitreden können. Mit Sebastian Herrera (Crailsheim), Keith Hornsby (Torun/Polen), dem früheren NBA-Profi Phil Pressey (Estudiantes Madrid) und Martin Breunig (Bonn) haben sich die Baskets, die zum Auftakt am Sonntag (18 Uhr) in Braunschweig gastieren, gar verstärken können. Ein "Winning-Team" nennt es Geschäftsführer Hermann Schüller: "Durch die individuellen Qualitäten der Neuen sind wir deutlich besser. Wir haben zehn gleichwertige Spieler."
Löwen und "Veilchen" wollen überraschen
Spannend wird es zu sehen sein, wie sich die Löwen Braunschweig in dieser Saison schlagen werden. Zwar mussten sie einerseits in Scott Eatherton einen Top-Spieler nach Spanien ziehen lassen. Andererseits hat der Club von Eigentümer und NBA-Star Dennis Schröder auch bei den Zugängen für Aufmerksamkeit gesorgt. In dem ehemaligen Oldenburger Bryon Allen, dem nach seiner Suspendierung wieder eingegliederten Top-Talent Kostja Mushidi und van Slooten (Vechta) haben sich die Niedersachsen prominent ergänzt.
Für eine erste positive Überraschung hat bereits die BG Göttingen gesorgt. Unter dem neuen Trainer Roel Moors qualifizierten sich die "Veilchen" als erstes Team für die Finalrunde im BBL-Pokal. Dieser frühe Erfolg dürfte dem niedersächsischen Traditionsclub, der im Sommer aus wirtschaftlichen Gründen einen Totalumbruch hatte vollziehen müssen, Hoffnung für die Liga machen.
"Nicht die Hände in den Schoß legen"
Zu einer Herausforderung wird die Saison für alle werden, nicht nur für die Nordteams, auch für Titelverteidiger Alba Berlin. Dessen Geschäftsführer Marco Baldi nahm im Gespräch mit dem NDR die Gesamtsituation in den Blick: "Wir brauchen einen Spirit, eine Idee, wie wir mit dem Ganzen umgehen. Ich glaube, wir müssen uns verzeihen dürfen. Aber wir dürfen nur nicht die Hände in den Schoß legen und warten, dass irgendjemand die Dinge für uns löst."
Die BBL habe es mit dem Abschluss der vergangenen Saison schon bewiesen, dass sie dies könne. "Das ist der Geist, den wir brauchen", sagte Baldi. "Wenn wir in den Winterschlaf gehen und hoffen, dass danach alles vorbei ist, dann wird es tatsächlich den einen oder nicht mehr geben. Es ist immer wie im Sport: Wenn man verliert, dann ist es so, aber man muss immer alles gegeben haben."
