"Unreflektiert" und "unfair": HBL-Bosse verärgert wegen Jicha
Die Chefs der Handball-Bundesliga (HBL) haben verärgert auf die Terminhatz-Aussagen von Filip Jicha reagiert. Der Trainer des THW Kiel hatte im NDR Interview schlimme Folgen für die Spieler prophezeit.
Frank Bohmann wollte die Bemerkungen Jichas "dringend ins rechte Licht rücken". Es sei "eine sehr steile Annahme", ob die aktuelle Spieltagsplanung tatsächlich karriereverkürzend sei, sagte der HBL-Geschäftsführer.
Der THW-Coach hatte von einer belastenden Situation für Spitzensportler gesprochen, "die definitiv Spuren hinterlassen wird. Hinten heraus werden diese Wochen der Terminhatz manche Profikarrieren sicherlich etwas abkürzen. Davon bin ich überzeugt", so Jicha. Die Terminhatz in der Corona-Krise sei "einfach irre".
"Wir könnten alternativ die Liga auch abbrechen. Das würde in dieser für alle existenzbedrohenden Situation den Geldhahn abdrehen, und es wäre für viele Beteiligte im gesamten Handball sicherlich deutlich karriereverkürzender." Frank Bohmann
Schwenker: "Wünsche mir mehr Konstruktivität"
Auch bei Uwe Schwenker stoßen die Aussagen des THW-Coaches auf Unverständnis. "Ich schätze Filip Jicha als Trainer und Persönlichkeit sehr, und sein Erfolg gibt ihm recht. Er darf auch mal einen raushauen, aber diese Aussagen sind unreflektiert und unfair", sagte der HBL-Präsident: "Es ist nicht die Art, wie man unter Sportlern miteinander umgeht. Ich wünsche mir in dieser Debatte mehr Konstruktivität."
Terminhatz früher noch größer?
Er wolle die Belastung für die Spieler in Kiel keinesfalls kleinreden, so der frühere THW-Manager. Doch in der Vergangenheit sei diese keinesfalls geringer gewesen. Im Gegenteil: Es sei festzustellen, "dass - im Vergleich zur Saison 2018/2019 - der THW zum heutigen Stand acht Spiele weniger in der Liga, drei Spiele weniger im Pokal und die deutschen Nationalspieler in Kiel zehn Spiele weniger bei der WM gespielt haben", so Schwenker und ergänzte. "Die sogenannte Terminhatz ist in den vorherigen Saisons größer gewesen."
Clubs waren gegen verkürzte Saison
Bohmann betonte, dass man die Spielplangestaltung "sowohl vor der Saison als auch kontinuierlich im wöchentlichen Jour Fixe mit allen Clubs und auch mit dem THW Kiel abgestimmt" habe. Eine verkürzte Saison, um weniger Spiele zu haben, ergänzte Schwenker, sei "bislang weder im Interesse der beiden Champions-League-Teilnehmer und schon gar nicht im Interesse der übrigen Bundes- und Zweitligisten" gewesen.
Szilagyi kritisiert Reaktion der HBL-Bosse
THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi wiederum irritierte die scharfe Reaktion der HBL-Bosse. Jicha habe "lediglich auf die besonderen Herausforderungen angesichts der Pandemie, die durch Quarantäne-Situationen verdichteten Spielpläne und mögliche Spätfolgen hingewiesen", sagte Szilagyi. Den THW-Coach "deshalb öffentlich persönlich anzugreifen, halte ich für wirklich unfair und unreflektiert. Die Schärfe, die dadurch in die Diskussion hineingebracht wurde, ist nicht konstruktiv und für mich nicht nachvollziehbar", ergänzte er.
