Stand: 03.03.2009 22:39 Uhr

Löwen-Sponsor erneuert Vorwürfe gegen Kiel

Der dänische Sponsor des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen hat die Bestechungsvorwürfe gegen den THW Kiel am Dienstag erneuert. "Wir wissen, dass es rund um die Champions-League-Spiele des THW Kiel Unregelmäßigkeiten gegeben hat", sagte Jesper Nielsen, Geschäftsführer des Hauptsponsors Kasi-Group und zugleich Gesellschafter der Löwen, am Dienstag dem Kopenhagener Sender "TV2 Sport". Dieses Wissen basiere auf Aussagen von "Schlüsselpersonen innerhalb des THW Kiel und aus dessen Umfeld", so der neue Großsponsor weiter. Wegen dieser Problematik habe der bisherige Kieler Trainer Noka Serdarusic auch nicht zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln können. Nielsen deutete zudem an, dass in der nächsten Zeit noch mehr Details an die Oberfläche kämen, die die bisherigen Behauptungen unterstützten. Im Interview mit der NDR 1 Welle Nord bestätigte Nielsen seine Aussagen und kündigte ein Gespräch mit Serdarusic und THW-Manager Uwe Schwenker an.

THW behält sich rechtliche Schritte vor

Der THW Kiel wies am Dienstagnachmittag in einer Pressemitteilung noch einmal nachdrücklich alle Bestechungsvorwürfe zurück. "Die auch nach dieser Klarstellung bleibende Rufschädigung des THW, seiner Repräsentanten, der namentlich genannten Schiedsrichter und des gesamten Handballs in Deutschland wären vermeidbar gewesen, wenn vor Weitergabe an die Presse zunächst dem THW Kiel Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben worden wäre", hieß es weiter. Man behalte sich rechtliche Schritte vor. Die Möglichkeit einer Verleumdungsklage durch den Club hatte Schwenker zunächst ausgeschlossen.

HBL-Aufsichtsrat: Weiter recherchieren

Zuvor hatte die Aufsichtsratssitzung der Handball-Bundesliga (HBL) in Hamburg zu den Manipulationsvorwürfen gegen den deutschen Rekordmeister kein Ergebnis gebracht. Das gesamte Gremium schenkte den Ausführungen von Schwenker vom Vortag Glauben, dass Kiel an keinen Spielmanipulationen beteiligt war. Allerdings soll trotzdem weiter recherchiert werden. In welche Richtung und auch von wem, wollte der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Werner nicht sagen. "Wir haben den gesamten Themenkomplex ausführlich diskutiert. Der Aufsichtsrat sieht weiteren Informationsbedarf", so der Flensburger. Damit bleiben vor der Sitzung des HBL-Präsidiums am Mittwoch in Dortmund weiterhin Fragen offen. Am Freitag nimmt sich das Präsidium des Deutschen Handballbundes (DHB) bei seiner turnusmäßigen Sitzung des Themas an. Neue Erkenntnisse, wer die Manipulationsgerüchte an die Öffentlichkeit getragen hat, gibt es ebenfalls nicht. Das Thema wird den deutschen Handball somit weiter beschäftigen.

EHF wartet Ergebnisse ab

Auf mögliche Ergebnisse der Beratungen innerhalb der Liga wartet auch die Europäische Handball-Föderation (EHF). Der europäische Verband macht von den Resultaten abhängig, ob sie im Zusammenhang mit den Manipulationsvorwürfen gegen den deutschen Meister tätig wird. "Wir möchten erst reagieren, wenn die Beratungen abgeschlossen sind", sagte Markus Glaser, Spielleiter für die Europacup-Wettbewerbe, am Dienstag. Mit den polnischen Schiedsrichtern Marek Goralczyk und Miroslaw Baum habe die EHF am Montag gesprochen, teilte Glaser mit. Das Duo hatte im April 2007 das Final-Rückspiel der Champions League gegen die SG Flensburg-Handewitt (29:27) geleitet. Dieses Spiel steht unter anderem unter Manipulationsverdacht. "Wir haben mit den Schiedsrichtern gesprochen, um uns abzustimmen und Informationen auszutauschen", so Glaser.

Polnisches Schiedsrichter-Duo reagiert geschockt

Die Referees zeigten sich am Dienstag schockiert über die Bestechungsvorwürfe. Er habe darüber im Internet gelesen und sei aus allen Wolken gefallen, sagte Goralczyk der "Berliner Zeitung". "Jeder macht Fehler, ich auch. Aber nicht für 50.000 Euro. Ich würde wegen so einer Sache niemals meine Reputation riskieren." Baum erwiderte im "Flensburger Tageblatt" auf die Frage, ob er Geld angenommen habe: "Nein, um Gottes Willen." Seit er von dem Vorwurf wisse, sei er psychisch angeschlagen. An das Spiel in Kiel habe er eine "gute Erinnerung. Es gab keinerlei Beschwerden." In der einzig strittigen Szene bei Kiels 29:27-Sieg hatte der damalige SG-Kapitän Joachim Boldsen die Rote Karte (19. Minute) gesehen. "Das war eine total lächerliche Entscheidung", konstatierte der Däne.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 03.03.2009 | 22:40 Uhr

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