Handball-Hatz: Gönnt Bundestrainer Gislason Topspielern eine Pause?
Die Handball-Bundesligasaison zu Ende zu spielen, wird ein Kraftakt. Doch schon in einem Monat stehen auch wieder Länderspiele an. Flensburg-Coach Maik Machulla hofft auf eine Pause für die Spitzenspieler. Aber macht Bundestrainer Alfred Gislason da mit?
In einem sind sich die Trainer vor dem Topspiel SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel am Sonnabend (18.05 Uhr, live im Ersten und im Stream bei NDR.de) einig. Nachdem Kiels Filip Jicha am Mittwoch erklärt hatte, dass die Terminhatz in diesem Frühjahr einige Profikarrieren "abkürzen" werde, zog Flensburgs Machulla nach. "Am Ende wird dieser Kraftakt auf dem Rücken der Spieler ausgetragen, weil es für die Jungs leider eine Belastung wird, die dann eigentlich schon nicht mehr tragbar ist", sagte der 44-Jährige dem NDR.
Mit Blick auf die Qualifikationsspiele in Bosnien-Herzegowina (28. April) und gegen Estland (2. Mai) zur EM 2022, für die die Auswahl des Deutschen Handballbundes bereits qualifiziert ist, fügte Machulla hinzu: "Es macht für den Bundestrainer Sinn, die Spiele zu nutzen, um sich junge Leute anzuschauen und auch ein paar Sachen zu trainieren. Den etablierten Spielern, die sowieso schon hochbelastet sind, könnte er dann auch mal eine Pause geben."
Bundestrainer ist hin- und hergerissen
Klingt nachvollziehbar, doch aus Sicht von Nationalcoach Alfred Gislason ist die Sache so einfach nicht. Weil die Bundesliga-Saison erst am letzten Juni-Wochenende beendet wird und schon am 24. Juli das olympische Handball-Turnier in Tokio beginnt, läuft Gislason ein wenig die Zeit davon. Wenn er die Topspieler erst Anfang Juli wiedersehen würde ("In welchem Zustand auch immer"), habe er eigentlich nur diese Woche Ende April und Anfang Mai, um die Mannschaft zu formen, erklärte er im NDR Interview.
"Ich glaube, dass der Bundestrainer eine clevere Entscheidung treffen wird." Flensburg-Coach Maik Machulla
Deshalb sei er hin- und hergerissen, erklärte der Isländer: "Es gibt zwei Ideen: Entweder verteilen wir die Spiele ein bisschen auf die Mannschaft, oder wir nutzen sie mehr für eine Mannschaft, die möglicherweise an den Olympischen Spielen teilnimmt. Das ist noch nicht so richtig entschieden."
Eine Pause kommt für Golla nicht infrage
Der 61-Jährige kündigte an, dass er "natürlich auch mit den Spielern sprechen muss, um zu schauen, wie die Lage ist". Patrick Wiencek vom THW hatte bereits zuvor erklärt, auch spielen zu wollen, wenn ihn der Bundestrainer berufen sollte. Der Flensburger Johannes Golla, der anders als Wiencek und seine Kollegen aus Kiel auch schon an der WM in Ägypten teilgenommen hatte und danach positiv auf Corona getestet worden war, betonte: "Eine Pause würde ich gern machen, aber nicht, wenn Nationalmannschaft ist."
"Wir sind als Team noch nicht da, wo wir sein könnten. Deshalb ist für uns als deutsche Nationalmannschaft jedes Training und jedes Spiel wichtig." SG-Nationalspieler Johannes Golla
Zwischenlösung ist wahrscheinlich
Wahrscheinlich läuft es auf eine Zwischenlösung hinaus. Gislason könnte im ersten Spiel in Bosnien-Herzegowina dem einen oder anderen Mann aus der zweiten Reihe die Chance geben, sich zu zeigen oder noch zu empfehlen. Im Heimspiel gegen Estland könnte dann die vermeintlich stärkste Mannschaft antreten.
Dieser Weg dürfte auch Machulla vorgeschwebt haben, als er betonte: "Alfred Gislason weiß auch, wie hoch die Belastung für die Spieler ist. Ich glaube, dass der Bundestrainer eine clevere Entscheidung treffen wird."
