Flensburg: Schmäschke in den "Unruhezustand" - Glandorf übernimmt
Bei der SG Flensburg-Handewitt bricht eine neue Zeitrechnung an. Ex-Profi Holger Glandorf übernimmt die Geschäfte beim Handball-Bundesligisten. Der langjährige Manager Dierk Schmäschke rückt ins zweite Glied und hat nun viel mehr Zeit für seine Enkel und auch seine Alpakas.
"Nicht mehr 16 Stunden am Tag erreichbar sein. Es ist gut, dass dieser Schritt erfolgt. Ich habe jahrzehntelang unter Strom gestanden", sagt Schmäschke zum Abschied. Heute ist sein erster Tag als Präsident der SG Flensburg-Handewitt. Der 64-Jährige hat mit dem letzten Juni-Tag seinen Job als Geschäftsführer in die Hände von Ex-Profi Holger Glandorf übergeben.
Nun steht erst mal ein Urlaub mit seiner Frau auf Fuerteventura an. Im Juli! An Freizeit in der für Manager besonders stressigen Zeit vor Beginn der neuen Saison war für Schmäschke lange Jahre nicht zu denken.
"Nicht mehr 16 Stunden am Tag erreichbar sein. Es ist gut, dass dieser Schritt erfolgt. Ich habe jahrzehntelang unter Strom gestanden." Dierk Schmäschke
Von 1996 bis 2003 amtierte er als Geschäftsführer der SG. Ehe er von 2003 bis 2011 als Berater, Geschäftsführer und hauptamtlicher Vizepräsident des HSV Hamburg tätig war, folgte eine kurze Rückkehr in den Lehrerberuf. Seit elf Jahren nun spielte Schmäschke wieder die Hauptrolle an der Förde.
Wechsel von Schmäschke zu Glandorf schon lange klar
Der Wechsel zu Glandorf kommt mit Ansage, steht er doch schon seit Mitte 2021 fest. "Wir sitzen seit Januar in einem Büro, damit jeder weiß, was der andere macht", erklärt Schmäschke. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn in der wegen Corona abgebrochenen Saison 2019/2020 schnupperte der frühere Weltklasse-Halbrechte in die Arbeit auf der Geschäftsstelle hinein, übernahm immer mehr und wichtigere Aufgaben. "Wir wollten Holger eine berufliche Perspektive bieten. Am liebsten natürlich bei der SG."
Glandorf: Blickwinkel als Geschäftsführer ein anderer
Glandorf, der sich einst parallel zu seiner Profikarriere zum Speditionskaufmann ausbilden ließ, sieht die SG sehr gut aufgestellt. Dass die SG nach dem vierten Platz aus der Vorsaison nun nur in der European League antritt, soll kein Dauerzustand werden. Der Anspruch bleibe, oben mitzuspielen. Dennoch sei auch die European League "hochspannend und hochinteressant".
In jedem Fall habe SG-Coach Maik Machulla ein starkes Team zur Verfügung. Glandorf: "Wenn alle fit sind, haben wir eine gute Truppe." Dass er und Machulla sowohl bei der heutigen HSG Nordhorn-Lingen als auch bei der SG gemeinsam spielten, sei nicht von Nachteil. Allerdings gibt Glandorf, der als Spieler um längere Spielpausen und Nationalmannschafts-Abstellungen kämpfte, zu: "Als Geschäftsführer ist der Blickwinkel teilweise ein anderer."
Schmäschke weiter im Forum Club Handball
Schmäschke will als SG-Präsident nun seltener in die Geschäftsstelle an der Flensburger Schiffbrücke kommen. Einer seiner Schwerpunkte wird die Sponsorenpflege sein. Aber auch als bis 2026 gewählter Vizepräsident des Forum Club Handball, der Interessenvertretung der europäischen Spitzenclubs, wird er weiter an wichtigen Stellschrauben drehen.
Zwischen Handball, Familie und Alpakas
Doch der Fokus verschiebt sich dennoch. "Jetzt hole ich schon mal die Enkel aus dem Kindergarten ab", freut sich Schmäschke, der als "Unruheständler" aber auch mehr Zeit für seine Alpakas hat. Sechs Tiere sind es, die er gemeinsam mit Freunden betreut. Jüngst wurde Nachwuchs erwartet. "Das ist ein schöner Ausgleich", sagt der Mitt-60er und lächelt entspannt.
Glandorf-Abschiedsspiel am 19. August
Wenn aber in der Arena die Lichter angehen, ist auch Schmäschke wieder im Handball-Film. Das wird schon am 19. August der Fall sein. Dann bekommt Glandorf sein bislang ausgefallenes Abschiedsspiel. Gegner seines Allstar-Teams ist eine Auswahl, die die kürzlich verabschiedete SG-Legende Lasse Svan zusammengestellt hat. "Handball ist die Sportart Nummer zwei in Deutschland", betont Schmäschke. "Das soll gerne so bleiben."