Jubel bei Flensburgs Handballern Marius Steinhauser, Lasse Svan und Holger Glandorf (v.l.). © imago / Agentur 54 Grad

Abschiedsspiel für Svan und Glandorf: SG ehrt zwei ihrer Größten

Stand: 19.08.2022 09:17 Uhr

Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt ehrt heute Abend zwei der besten Spieler seiner Club-Geschichte mit einem gemeinsamen Abschiedsspiel: Lasse Svan und Holger Glandorf haben zwei All-Star-Teams zusammengestellt. Für die beiden wird es noch einmal so schön wie früher - mindestens.

von Christian Görtzen

Gelächelt wurde im Halbdunkel des Tunnels selten. Dafür war das Kribbeln zu stark, die Anspannung zu mächtig und der Fokus längst zu scharf gestellt auf das Duell mit dem schon wartenden Gegner. Dann endlich die ersten Fanfarenklänge vom "Marsch der Toreros" aus der Oper "Carmen", der Einlaufmusik bei Heimspielen der SG Flensburg-Handewitt. Dazu der künstliche Nebel, die flackernden roten und blauen Lichter, der Konfettiregen auf der Stehtribüne und unüberhörbar das erwartungsvolle, rhythmische Klatschen der Zuschauer.

"Es bedeutet mir sehr viel, dass ich ein letztes Mal in die Arena einlaufen darf. Ich finde, dass es eine riesige Anerkennung dafür ist, was Holger und ich für die SG gemacht haben." Lasse Svan

Lasse Svan kann sich noch bestens an sein erstes Mal im Spielertunnel bei einer Bundesligapartie der SG erinnern. "Das war gegen Balingen-Weilstetten. Ich werde nie vergessen, wie ich da gestanden habe in dem Tunnel und die Fans die Namen gerufen haben. Und dann das Lied! Das ist jedes Mal ein unglaublicher Moment gewesen - du läufst aufs Spielfeld und hörst, wie die Fans brüllen", sagte er im Telefongespräch mit dem NDR.

Svan und Glandorf neun Jahre gemeinsam im SG-Team

Am 3. September 2008 bestritt der dänische Weltklasse-Rechtsaußen mit der SG gegen Balingen-Weilstetten sein erstes Bundesliga-Heimspiel und steuerte gleich fünf Tore zum 33:26 bei, am 8. Juni dieses Jahres absolvierte er gegen den Bergischen HC (21:24) das letzte einer glanzvollen Karriere mit dem Gewinn aller großen Titel auf Nationalteam- und Vereinsebene.

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14 Jahre liegen dazwischen. Knapp anderthalb Jahrzehnte, in denen er mehr als 300 Mal in der Flensburger Arena im Spielertunnel auf den Beginn hingefiebert hat. Neun Jahre davon stand in seiner Nähe ein schlaksiger Mann, der wegen seines knallharten Wurfes aus dem Rückraum von den Gegnern gefürchtet wurde: Holger Glandorf.

Sitzplatzkarten für Abschiedsspiel ausverkauft

Heute Abend (18 Uhr) werden sie noch einmal gemeinsam im Spielertunnel auf die Klänge von "Carmen" warten. Es ist ihr Abend, ihr gemeinsames Abschiedsspiel – ohne jeden Druck, dafür mit viel Spaß und Genuss. Die SG ehrt zwei der Größten der Club-Historie. Der Rahmen dafür wird angemessen sein: Sämtliche Sitzplatzkarten seien schon verkauft, es gebe nur noch Stehplatzkarten, sagte Glandorf dem NDR.

Eigentlich hätte sein Abschiedsspiel schon längst stattgefunden haben sollen, hat der heutige SG-Geschäftsführer seine aktive Laufbahn ja schon nach der Saison 2019/2020 beendet. Die Corona-Pandemie verdarb alles. Der Termin wurde aufgeschoben - bis jemand bei der SG die Idee hatte, in Sachen Abschied eine Doppelveranstaltung für Glandorf und Svan zu machen. Gedacht, getan. Und so trifft am Freitagabend in der Arena nun das "Team Holger" auf das "Team Lasse".

Deutsch-dänisches Handball-Spektakel

Bei den Mannschaftsnamen klingt es, als hätten sich zwei Jungs aus einer gemeinsamen Straße mit ihren jeweiligen Freunden zum Spielen auf einem Hinterhof-Platz mit zwei Toren verabredet. Und bei der Zusammensetzung der Mannschaften (siehe Infobox) könnte man meinen, als führte diese Straße in Flensburg über die Grenze, als verbünde sie Deutschland und Dänemark. Dies würde ja auch perfekt passen zur Philosophie der SG, die immer schon stark auf das nördliche Nachbarland ausgerichtet war.

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Für Glandorf ist dieses Spiel auch mit zeitlicher Verzögerung enorm wertvoll. "Natürlich wäre es super schade gewesen, wenn es nicht mehr dazu gekommen wäre. Denn durch Corona habe ich ja keinen richtigen Abschluss vor heimischem Publikum gehabt", sagte der 39-Jährige. "Aber wenn die Situation noch schlimmer geworden wäre, hätte ich es auch hingenommen. Aber so ist es natürlich perfekt. Mit Lasse zusammen, mit dem ich neun Jahre hier gespielt habe, passt das natürlich super für uns beide", sagte der Linkshänder, der sich unter anderem mit einer Einheit im Trainingslager der SG im dänischen Juelsminde für das Abschiedsspiel fit gemacht hat.

Svan mit fließendem Übergang zum Mentaltrainer

Svan profitiert dagegen natürlich noch sehr von der zeitlichen Nähe zu seiner Profi-Laufbahn. In beruflicher Hinsicht ist ihm ein fließender Übergang gelungen. Der bald 39-Jährige arbeitet als Mentaltrainer, er hatte sich schon in den vergangenen acht Jahren damit beschäftigt. "Lernen musste ich mehr so praktische Sachen, also zum Beispiel, wie man seine Zeit gut organisiert. Daran war ich nicht gewöhnt. In den letzten 20 Jahren habe ich ja immer jemanden gehabt, der mir gesagt habe, wann ich trainieren, soll, wann ich zu schlafen habe, wann ich essen soll und so weiter und so weiter. Das muss ich jetzt auf einmal selbst organisieren", erzählte der Welt- und Europameister.

Duo freut sich über "riesige Anerkennung"

Dafür könne er jetzt den Urlaub ganz anders genießen. Mit seiner Familie war er im Sommer auf Lanzarote. Svan: "Und das mit dem Wissen, dass ich nicht jeden zweiten Tag Intervall-Läufe machen musste." Für das Abschiedsspiel wird die Fitness in jedem Fall noch reichen. "Es bedeutet mir sehr viel, dass ich ein letztes Mal in die Arena einlaufen darf. Ich finde, dass es eine riesige Anerkennung dafür ist, was Holger und ich für die SG gemacht haben. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich so etwas erleben darf."

Glandorf sieht das genauso: "Ich werde es einfach nur genießen, lasse das Ganze auf mich wirken. Durch die Corona-Zeit war es nicht schwierig für mich, mit der Karriere aufzuhören. Es juckte danach auch gar nicht. Aber auf Freitag freue ich mich natürlich, das wird eine schöne Sache."

Die Mannschaften beim Abschiedsspiel

Team Lasse: Kevin Möller, Niklas Landin - Anders Eggert, Lars Christiansen, Mikkel Hansen, Thomas Mogensen, Henrik Möllgard, Mads Mensah Larsen, Rasmus Lauge Schmidt, Alexander Petersson, Klavs Bruun Jörgensen, Kasper Söndergaard, Lasse Svan, Hans Lindberg, Tobias Karlsson, Torsten Laen, Jesper Nöddesbo.
Trainer: Kai Johannsen, Nikolaj Jacobsen
Team Holger: Peter Gentzel, Mattias Andersson, Johannes Bitter - Arne Rigterink, Uwe Gensheimer, Torsten Jansen, Lars Kaufmann, Frank Schuhmann, Piotr Przybecki, Maik Machulla, Ljubomir Vranjes, Mark Bult, Steffen Weinhold, Holger Glandorf, Nicky Verjans, Mark Schmetz, Michael Spatz, Ian Marko Fog, Bjarte Myrhol.
Trainer: Stefan Kretzschmar

 

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 19.08.2022 | 19:30 Uhr

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