Stand: 21.01.2015 09:24 Uhr

Addy Menga - VfL-Torjäger mit Erziehungsauftrag

von Florian Neuhauss, NDR.de
Addy-Waku Menga (r., Archivbild aus dem Jahr 2008) © picture-alliance/dpa-zentralbild Foto: Bernd Wüstneck
Für Hansa Rostock stürmte Addy-Waku Menga (r.) in der Bundesliga.

Doch erst einmal ruft die große Karriere. Bundesligist Hansa Rostock fragt beim Torjäger an und der nimmt das Angebot an, das mit 250.000 Euro Ablöse auch für den VfL attraktiv ist. Der 23-Jährige fühlt sich wie im Wunderland: "Stefan Beinlich kannte ich aus dem Fernsehen und plötzlich habe ich mich in der Kabine mit ihm unterhalten", schwärmt Menga noch heute und lacht. "Viktor Agali war eine Legende in Nigeria und plötzlich saß ich neben ihm." Schon am ersten Spieltag steht das Rostocker Auswärtsspiel vor 69.000 Zuschauern bei Bayern München an. 82 Minuten lang verfolgt Menga das Spiel von der Seitenlinie, Luca Toni und Miroslav Klose treffen für die Bayern. Dann gibt Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf seinem Neuzugang das Zeichen zur Einwechslung. Und für den Deutsch-Kongolesen wird der Traum wahr. Dass Klose wenig später das 3:0 erzielt - Schwamm drüber. Addy, der Junge aus Kinshasa, hat es geschafft, er ist ein richtiger Fußball-Profi.

Monatelang nicht im Kader

Es folgen drei weitere Einsätze als Joker und dann - lange nichts mehr. Ab dem siebten Spieltag kommt Menga nicht mehr zum Einsatz und steht teilweise monatelang nicht einmal im Kader. In der Mannschaft fühlt er sich sehr wohl, aber der erste Rückschlag in seiner noch jungen Karriere nagt an ihm. Erst am 23. Spieltag gibt Menga sein Comeback, steht erstmals in der Startelf und darf sogar durchspielen. Meist bleibt es aber bei Einwechslungen. Bei einem seiner Joker-Einsätze gelingt Menga sein einziges Bundesliga-Tor. Dass es beim 1:2 gegen Leverkusen ein Muster ohne Wert ist, passt allerdings ebenso ins Bild seiner Rostocker Zeit wie der Abstieg am Saisonende.

Eilts setzt nicht mehr auf den Stürmer

Auch eine Liga tiefer wird Menga bei Hansa nicht glücklich. Selbst der Trainerwechsel von Pagelsdorf zu Dieter Eilts hilft ihm nicht. In der Winterpause 2008/2009 teilt ihm der neue Coach mit, dass er nicht mehr mit ihm plant. Trotz allem blickt Menga heute nicht im Groll zurück. "Ich bereue meinen Wechsel nicht. Die Bundesliga war mein Traum", betont der 31-Jährige. "Mit 23 Jahren stand mir die Tür offen; es war das perfekte Timing nach sechs Jahren beim VfL, dem Aufstieg und meinem Durchbruch. Die Erfahrung war es wert, davon kann ich noch meinem Sohn erzählen."

Erstes und einziges Länderspiel für den Kongo

Menga nimmt einen neuen Anlauf in der Dritten Liga bei Werder Bremen II. In der Bundesliga-Reserve ist er erstmals nicht mehr das Talent, sondern von Trainer Thomas Wolter, der ihn gern schon früher an die Weser geholt hätte, als feste Größe im Kader eingeplant. Nach erneut eineinhalb Jahren zieht Menga weiter und unterschreibt beim ambitionierten Ligakonkurrenten SV Wehen Wiesbaden einen Zweijahresvertrag. Noch bevor er allerdings in Hessen kickt, reist der frischgebackene Familienvater erstmals zur Nationalmannschaft und bestreitet im Sommer 2010 sein erstes und bis heute einziges Länderspiel für die Demokratische Republik Kongo (45 Minuten beim 1:2 gegen Saudi Arabien).

Auf das Hoch in Wiesbaden folgt das Tief

Addy-Waku Menga vom SV Wehen Wiesbaden mit seinem Sohn © imago/Martin Hoffmann
Sportliches und privates Glück in Wiesbaden: Addy mit seinem Sohn Marlon.

In Wiesbaden findet Menga zurück zu alter Stärke. Schnell wird der Stürmer, der in seiner ersten Saison je sieben Tore und Vorlagen verbucht, zum Publikumsliebling. Die Hessen verpassen 2011 den Relegationsrang nur um einen Punkt. Doch mit Mengas Glücksgefühlen ist es schon bald vorbei. Zwei Bandscheibenvorfälle bringen ihn aus dem Tritt - und sein Vertrag wird nicht verlängert. "Dann war ich zwei Monate arbeitslos, habe Probetrainings absolviert und mich bei den vertragslosen Fußballern fit gehalten", blickt Menga auf die schwere Zeit vor dem Vertragsabschluss bei Preußen Münster zurück. Allerdings ist in Münster im Sommer 2013 schon wieder Schluss. Anfragen von Drittligisten gibt es keine mehr, er trainiert eine Woche in Thailand zur Probe, "aber daraus ist nichts geworden". Dann ruft sein Kumpel Alex Nouri an.

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 31.01.2015 | 13:55 Uhr

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