HSV-Vorstand Boldt: Mit Kühne-Angebot muss man sich auseinandersetzen
Jonas Boldt steht dem 120-Millionen-Angebot des umstrittenen Milliardärs Klaus-Michael Kühne aufgeschlossen gegenüber. Auch den Vertrag mit Trainer Tim Walter würde der HSV-Sportvorstand gerne verlängern. Beides liegt aber nicht in seiner Entscheidungsgewalt.
Investor Kühne, der von vielen Fans kritisch gesehen wird, hatte dem Fußball-Zweitligisten zuletzt viel Geld in Aussicht gestellt, dafür aber mehr HSV-Anteile und Mitspracherecht gefordert. Der Club lehnte zunächst ab, um später aber Gesprächsbereitschaft zu signalisieren.
Boldt: "Schade, dass alles schwarz-weiß gesehen wird"
Für Boldt ist der Fall klar. "Das ist ein Angebot, mit dem du dich definitiv auseinandersetzen musst", sagte der Sportvorstand dem NDR. "Wenn jemand bereit ist, einem Verein so viel Geld zur Verfügung zu stellen, auch offenkundig Strukturen zu stabilisieren, das Stadion mit auf Vordermann zu bringen, dann finde ich es etwas schade, dass alles populistisch schwarz-weiß gesehen und negativ dargestellt wird."
Kühne, der seinen Aktienanteil an der HSV Fußball AG mit dem Angebot auf 39,9 Prozent erhöhen möchte und damit eine Sperrminorität hätte, hatte in den vergangenen Jahren oft mit öffentlichen Äußerungen über die HSV-Führung für Wirbel gesorgt.
"Ich bin drei Jahre hier und seitdem gab es keinen negativen Einfluss von seiner Seite", so Boldt. "Der Austausch insbesondere über Markus Frömming, der im Aufsichtsrat sitzt, ist sehr positiv - sehr kritisch, aber transparent."
Machtkampf hinter den Kulissen
Es ist kein Geheimnis, dass beim HSV hinter den Kulissen ein Machtkampf stattfindet: Boldt und die sportliche Leitung um Trainer Tim Walter gegen Aufsichtsratschef Marcell Jansen und Vorstand Thomas Wüstefeld. Boldt würde gerne den auslaufenden Vertrag mit Walter verlängern. Der Aufsichtsrat hatte die Personalie auch mit Blick auf die Transferphase und angesichts knapper Kassen nach hinten geschoben.
Walter-Vertrag? "Muss man nicht bis zum Saisonende ziehen"
Das Transferfenster ist nun geschlossen und das Walter-Team steht nach acht Saisonspielen und zuletzt drei Siegen in Folge als Tabellenzweiter sehr gut da. Für Boldt anscheinend der richtige Zeitpunkt, um einen neuen Vorstoß zu wagen. "Er macht hervorragende Arbeit", sagte der 40-Jährige. "Ich glaube, man muss es nicht bis zum Ende der Saison ziehen, um abzuwarten, ob du aufsteigst oder nicht. Entweder du hast eine Überzeugung, oder du hast sie nicht. Aber das ist eine Entscheidung, die ich nicht alleine treffe."
