FC St. Pauli im Transfer-Datencheck: Luxusprobleme auf den Flügeln
Zweitliga-Herbstmeister FC St. Pauli hat etwas überraschend Kurs auf den Bundesliga-Aufstieg genommen. Braucht das Team von Trainer Timo Schultz überhaupt Winter-Verstärkungen? Der Datencheck offenbart zumindest zwei kleine Baustellen.
"Ich kann nur so viel verraten: Im Trainingslager wird kein Neuer dabei sein", hatte Schultz kurz vor dem Abflug ins spanische Benidorm gesagt und dabei sein typisch verschmitztes Lachen ausgepackt. Der St.-Pauli-Coach kann das Thema Transfers tatsächlich entspannt angehen. Neue Spieler fordern möchte der Ex-Profi ohnehin nicht.
"Ich bin nicht der Typ Trainer, der sagt: Jetzt brauche ich noch hier, jetzt brauche ich noch da. Ich konzentriere mich sehr, sehr gerne auf die Jungs, die da sind." Timo Schultz
Ganz ausschließen will Schultz Neuzugänge im Januar allerdings nicht. "Aber es müsste wirklich passen. Da müsste man wissen: Das funktioniert, das macht Sinn", so der 44-Jährige. "Wir haben vor Weihnachten gesagt, dass wir uns grundsätzlich Gedanken machen, was das Fein-Tuning angeht."
St. Pauli fehlt ein "echter Linksaußen"
Ein personeller Feinschliff des überdurchschnittlich gut zusammengesetzten Kaders der Kiezkicker wäre laut der GSN-Daten auf den beiden Flügeln sinnvoll.
Einen "echten Linksaußen" haben die Hamburger derzeit nicht im Bestand. Allerdings macht Marcel Hartel es auf der linken Seite der St. Paulianer bislang sehr gut. Mit seinem "Performance-Score" von 54,00 liegt er deutlich über dem Ligaschnitt von 50,98. Der 25-Jährige hat ein gutes Passspiel (84,56 % Passgenauigkeit - Ligaschnitt 75,03 %) und holt sich das Spielgerät oft selbst (3,79 Balleroberungen pro Spiel, Ligaschnitt 2,68), ist im letzten Drittel aber nicht der klassische Vorbereiter. Lediglich drei Torvorlagen hat er bislang geliefert, einen Treffer selbst markiert. Im Schnitt kreiert Hartel nur 0,92 Torchancen pro Partie (Ligaschnitt 1,03).
Mit Leart Paqarada hat St. Pauli zwar den besten Linksverteidiger der Liga ("Performance-Score" 57,56), der auch die Offensive sehr stark mit ankurbelt, doch ein "linker Vorbereiter" könnte den Kiezickern eine Investition wert sein.
Im Blick haben Sportchef Andreas Bornemann und Schultz diese kleine Kader-Baustelle anscheinend. Laut englischen Medien hat der Zweitliga-Spitzenreiter ein Auge auf den walisischen Nationalspieler Mark Harris geworfen. Der 23 Jahre alte Linksaußen steht beim englischen Zweitligisten Cardiff City noch bis 2023 unter Vertrag, könnte aber ins Beuteschema der Hamburger passen.
Auch rechts könnte ein "Positions-Experte" helfen
St. Pauli könnte links wie rechts nachbessern. Auch auf der rechten Außenbahn fehlt prinzipiell ein "Positions-Experte". Jackson Irvine ("Performance-Score" 52,67) und Finn Ole Becker (ebenfalls 52,67) machen ihre Sache gut, beide sind von ihrer Veranlagung her aber Spieler für die Zentrale. Das macht sich bei den Flanken bemerkbar, die sowohl bei Becker als auch bei Irvine unterdurchschnittlich sind.
Ein Rechtsfuß mit Expertise für den genauen Ball von außen könnte St. Paulis Daten-Goldstück Guido Burgstaller (14 Ligatore und vier Assists, "Performance-Score" 56,44) in der Mitte noch mehr zum Glänzen bringen. Und die Aufstiegswahrscheinlichkeit für die Kiezkicker noch weiter steigern.
