Lars Gindorf im Trikot der U23 von Hannover 96 © IMAGO / foto2press

Lars Gindorf und der Beweis: Viele Wege führen ins Glück

Stand: 02.01.2024 22:25 Uhr

Hannover 96 bereitet sich seit Dienstag in Jerez de la Frontera auf die Rückrunde der 2. Liga vor. Mit ins Trainingslager gereist ist in Lars Gindorf auch der Kapitän der U23-Mannschaft. Der Offensivspieler hat einen steinigen Weg hinter sich. Der Profitraum des 22-Jährigen schien beinahe schon geplatzt zu sein.

Das Gefühl, plötzlich auf der Straße zu stehen und auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein, Lars Timo Gindorf kennt es trotz seines jungen Alters bereits. Im Sommer 2021 musste der aus dem saarländischen Wadgassen stammende Fußballer die zweite Mannschaft des Bundesligisten SC Freiburg verlassen, obwohl er gerade mit den kleinen "Breisgau-Brasilianern" in die Dritte Liga aufgestiegen war. Gindorf erhielt keinen neuen Vertrag. Ein bitteres Los für einen Spieler, der beim 1. FC Saarbrücken, dem FC Ingolstadt, der SV Elversberg sowie eben in Freiburg bestens ausgebildet worden war und seinem Ziel Profifußball danach schon so nah war.

Angebote aus den ersten drei Ligen blieben nach seinem Aus beim SCF aus. Also entschied sich der Offensivmann nach einigen Monaten der Vereinslosigkeit für einen Wechsel zum FC Memmingen, der seinerzeit noch in der Regionalliga Bayern um Punkte kämpfte. Gindorf wusste beim Provinzclub zu überzeugen, konnte den Abstieg der bayerischen Schwaben aber auch nicht verhindern.

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96 nach Memmingen-Abstieg Rettungsanker für Gindorf

Erneut stand er in einem Sommer vor der Frage, wie es nun mit ihm weitergehen würde. Abermals musste der Offensivakteur darum fürchten, mit dem Fußball seinen Lebensunterhalt nicht weiter bestreiten zu können. Dann aber erinnerte sich Marcus Mann an Gindorf. In seinen Zeiten als Sportlicher Leiter beim 1. FC Saarbrücken hatte der 96-Sportdirektor die Entwicklung des Blondschopfes beim Nachbarclub Elversberg genau verfolgt. Nun holte er ihn 2022 an die Leine. Allerdings nicht für das Profiteam, sondern für die U23.

Der große Karriere-Sprung war das für Gindorf nicht. Aber immerhin durfte er darauf hoffen, sich durch gute Leistungen in der Regionalliga-Mannschaft für den Zweitliga-Kader zu empfehlen. Und Gindorf lieferte auch zuverlässig. In seiner Premieren-Saison erzielte er 15 Tore, in dieser Spielzeit schlagen für ihn nun sogar bereits 18 Treffer in 19 Partien zu Buche.

U23-Coach Stendel traut Offensivmann Profikarriere zu

Der Lohn für diese tolle Ausbeute war ein Ticket für das Profi-Trainingslager in Spanien. In Jerez de la Frontera will sich der 22-Jährige nun für Einsätze im Bundesliga-Unterhaus empfehlen. Dass er den Schritt von der Vierten in die Zweite Liga packen kann, davon ist U23-Coach Daniel Stendel fest überzeugt. "Lars hat definitiv das Zeug dazu, sich noch den Traum vom Profifußball zu erfüllen. Dazu muss er weiter hart an sich arbeiten und sich anbieten, aber auch Geduld haben", sagte der Trainer dem "kicker".

Sein Kapitän habe sich in dieser Saison "definitiv noch einmal verbessert und weiterentwickelt", ergänzte Stendel. Gindorf sei "unser Anführer und für mich als Trainer ein wichtiger Ansprechpartner".

Zweitliga-Debüt ausgerechnet gegen Ex-Club Elversberg?

Möglicherweise aber muss der Tabellenführer der Regionalliga Nord in der Restrunde auf seinen Leitwolf verzichten. Denn sollte Gindorf in Spanien auch Hannovers Zweitliga-Coach Stefan Leitl von seinen Fähigkeiten überzeugen, könnte er sogar fest ins Profiteam rutschen. Stendel würde es mehr mit einem lachenden denn einem weinenden Auge sehen, schließlich ist es seine Aufgabe, Spieler für höhere Aufgaben auszubilden.

Im Falle von Gindorf war es allerdings eher eine Weiter- denn eine Ausbildung. "Der weiß, wie das ist, wenn man dranbleiben muss und Chancen findet", sagte Stendel der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" mit Blick auf dessen wellenartige Karriere.

Den vorläufigen Höhepunkt seiner bewegten Laufbahn könnte Gindorf am 20. Januar erleben, wenn für 96 auswärts der Rückrunden-Auftakt ansteht. Der Gegner der Niedersachsen heißt dann SV Elversberg. Für den 22-Jährigen wäre es eine Reise in die Vergangenheit - und möglicherweise der Beginn einer Zukunft als Fußball-Profi.

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Hallo Niedersachsen | 02.01.2024 | 19:30 Uhr

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