Tugend aus der Not: Jugend forsch bei Werder Bremen
Nach der schlechtesten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte war bei Werder Bremen auch noch die Kasse leer. Doch Trainer Florian Kohfeldt hat das Beste draus gemacht: Sein Team hat gute Karten im Kampf gegen den Abstieg.
Der 22-jährige Marco Friedl ist einer von nur drei Bremer Feldspielern, die in der Hinrunde jede Minute auf dem Feld gestanden haben. Der noch zwei Jahre jüngere Joshua Sargent ist zu Werders Stürmer mit den meisten Einsätzen aufgestiegen. Felix Agu und Jean-Manuel Mbom, ebenfalls gerade in den Zwanzigern angekommen, sind mittlerweile Stammspieler, Romano Schmid auf dem besten Weg dahin. Und mit Nick Woltemade hat Kohfeldt ein Sturmtalent noch vor seinem 19. Geburtstag Mitte Februar in dieser Saison bereits sechsmal auf den Bundesliga-Rasen geschickt.
"Ich glaube, dass wir einen schweren Start hatten, weil man nicht wusste, wie diese Spieler auf Bundesliga-Niveau reagieren", sagte der Trainer. "Aber sie haben sich nach und nach reingefuchst."
Herausgekommen sind vier Punkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt in der Vorsaison. Einen Platz und einen Zähler steht Werder als Tabellen-13. vor dem kommenden Gegner: Ausgerechnet bei Hertha BSC gastieren die Grün-Weißen am Sonnabend (18.30 Uhr/im NDR Livecenter) zum ersten Rückrunden-Spieltag.
"Big City Club" hinkt Erwartungen hinterher
Ausgerechnet? Die Hertha ist dieser Tage der Gegenentwurf zu Werder. Während in Bremen nach der schlechtesten Saison der Vereinsgeschichte im vergangenen Sommer auch noch die Kassen leer waren, ging der selbsternannte "Big City Club" dank der Millionen von Investor Lars Windhorst groß einkaufen. Doch das zusammengekaufte Aufgebot ist noch lange keine Mannschaft. Die Misere könnte Trainer Bruno Labbadia seinen Job kosten. Und nicht nur ihn: Auch Manager Michael Preetz, der in den vergangenen Jahren stets treu zu den Übungsleitern des Clubs stand, findet sich ob seiner Kaderzusammenstellung im Zentrum der Kritik wieder.
Verletztenmisere ebnet Youngstern den Weg
Anders als in Berlin bestanden an der Weser im Sommer "keinerlei Möglichkeiten, im eigentlichen Sinne eine sportliche Kaderplanung zu machen", erklärte Kohfeldt und lobte nach dem Abschluss der Hinrunde Sportchef Frank Baumann, der "unter diesen Möglichkeiten einen sehr, sehr guten Job gemacht" habe.
Und der Chefcoach fand auch lobende Worte für seine Mannschaft: "Ich finde, wir haben unter sehr schwierigen Bedingungen eine mindestens solide Hinrunde gespielt." Zumal mit Milot Rashica, Niclas Füllkrug, Ludwig Augustinsson, Milos Veljkovic und Ömer Toprak als Schlüsselspieler eingeplante Profis jeweils über einen längeren Zeitraum fehlten.
Doch wer weiß, welche Rolle die Agus, Mboms oder Schmids des Bremer Kaders gespielt hätten, wenn die Platzhirsche nicht ausgefallen wären? So konstatierte Kohfeldt: "Wir haben uns getraut, die Hierarchie der Mannschaft zumindest mal ein Stück anzukratzen."
Kohfeldt optimistisch: "Traue uns das zu"
Allerdings beträgt Werders Vorsprung auf den Relegationsrang nach der Niederlage in Mönchengladbach (0:1) am Dienstag und den Kölner Sieg auf Schalke am Mittwoch gerade einmal drei Punkte. Deshalb forderte Youngster Agu noch am Niederrhein: "Es gilt, in der Rückrunde genauso zu performen." Kohfeldt ist optimistisch, dass dies gelingt. "Der Abstand nach unten ist leider noch nicht groß. Die drei Punkte Vorsprung müssen wir verteidigen", betonte der 38-Jährige in seiner vierten Saison als Cheftrainer und fügte hinzu: "Ich traue uns das zu."
So könnten sie spielen:
Hertha: Schwolow - Pekarik, Stark, Torunarigha, Mittelstädt - Tousart - Darida, Guendouzi - Matheus Cunha - Piatek, Cordoba
Werder: Pavlenka - Gebre Selassie, Veljkovic, Toprak, Friedl, Agu - Eggestein, Möhwald, Mbom - Selke, Sargent
