Punkten die Bremer "Eichhörnchen" auch in Wolfsburg?
Werder Bremen will dem überraschenden 1:1 bei Bayern München heute (20.30 Uhr) einen Sieg beim noch ungeschlagenen VfL Wolfsburg folgen lassen. Die Vorzeichen dafür stehen gar nicht so schlecht.
Was hatte Coach Florian Kohfeldt in der vergangenen Bremer Seuchensaison, die beinahe im Abstieg mündete, nicht für Verletzungssorgen. Zuweilen stellte sich die Werder-Startelf ob des überfüllten Lazaretts beinahe von alleine auf. Die chronische Personalmisere war der Hauptgrund für den sportlichen Sinkflug, der erst in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim gestoppt werden konnte. Ein paar Monate später stellt sich die Situation für Kohfeldt komplett anders dar.
Mit Ausnahme von Verteidiger Milos Veljkovic und Angreifer Niclas Füllkrug, die beide aber auch in Kürze wieder fit sein werden, kann der Trainer gegen die "Wölfe" personell aus dem Vollen schöpfen. Ein Umstand, der ihm Kopfzerbrechen bereitet.
Werder winkt Bundesliga-Rekord
"Ändere ich etwas an dieser erfolgreichen Mannschaft oder nicht - diese Frage treibt mich schon die ganze Woche um", sagte der 38-Jährige. Lediglich eine Pleite schlägt für die Hanseaten bis dato zu Buche. Und die gab es bereits am ersten Spieltag gegen Hertha BSC (1:4). Seitdem hat der viermalige Meister in Eichhörnchen-Manier Pünktchen gesammelt. Fünf Mal in Serie hieß es zuletzt 1:1.
Sollte dieses Resultat auch am Freitagabend nach 90 Minuten auf der Anzeigetafel im Wolfsburger Fußball-Tempel aufleuchten, hätte Werder einen Bundesliga-Rekord aufgestellt. Bislang gelang es keinem Club in der deutschen Beletage, sechs Mal in Folge 1:1 zu spielen.
Kohfeldt will auf Sieg spielen
Kohfeldt bekräftigte im Vorfeld des Duells mit dem Werksclub aber, dass seine Bremer "'Eichhörnchen" eigentlich noch viel gefräßiger sein wollen: "Du gehst in jedes Spiel, um es zu gewinnnen. Deshalb bist du nach einem 1:1 nie vollständig zufrieden. Ich bin kein Unentschieden-Fan. Und in den Köpfen der Spieler ist es auch verankert, dass wir auf Sieg spielen wollen."
Gegen Bayern fehlte am vergangenen Sonnabend nicht viel zu einem Erfolg. Die Hanseaten hatten den Siegtreffer in der Schlussphase auf dem Fuß. Dass es für Werder nach dem Teilerfolg beim Rekordchampion bei den "Wölfen" leichter wird, glaubt Kohfeldt nicht. "Wolfsburg ist als Mannschaft natürlich anders strukturiert. Aktuell sind jedenfalls kaum Schwächen zu erkennen, das Spiel dort ist für uns eine sehr, sehr große Herausforderung", erklärte der Coach.
VfL-Coach Glasner: "Wird eine harte Nuss"
Fürwahr. Der Werksclub ist neben Bayer Leverkusen als einziger Bundesligist noch ungeschlagen und siegte zuletzt völlig ungefährdet mit 2:0 beim einstigen Spitzenclub FC Schalke 04 mit 2:0. Was der Erfolg bei den im Chaos versunkenen Gelsenkirchenern wert ist, wird sich nun aber gegen Werder zeigen, wie auch Coach Oliver Glasner weiß.
"Nicht nur der Achtungserfolg der Bremer in München zeigt, dass sie sehr gut drauf sind. Auch zuvor haben sie einige Spiele nicht verloren, auch wenn es viele Unentschieden waren. Sie haben gute Lehren aus der vergangenen Saison gezogen, in der sie viel auf Ballbesitz gesetzt haben", lobte der Österreicher die Bremer und bezeichnete die Aufgabe gegen sie als "harte Nuss".
Wolfsburg punktet und überzeugt
Der 47-Jährige sitzt nach dem zwischenzeitlichen Zwist mit Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke wieder fest im Sattel beim Meister von 2009. Die Ergebnisse und die Art und Weise, wie der VfL nach fußballerisch etwas holprigen Beginn inzwischen auftritt, stimmen. "Über alle acht Spiele gesehen, haben wir eine gute Leistung gezeigt. Man darf sagen, dass wir uns unsere Punkte auch verdienen", freute sich Glasner.
Obgleich seine Mannschaft auf Tuchfühlung zu den Champions-League-Plätzen ist, will der Trainer noch keine höheren Ziele formulieren. "Uns ist immer nur der nächste Gegner wichtig", sagte er.
Guilavogui und Pongracic fallen aus
Wie Kohfeldt muss auch Glasner im Nordduell auf zwei wichtige Spieler verzichten. Kapitän Josuha Guilavogui und Verteidiger Marin Pongracic fallen aus. Der Franzose laboriert noch an einer Muskelverletzung, Pongracic ist nach einer Coronavirus-Infektion erst am Donnerstag wieder zur Mannschaft stoßen. "Wenn der Kapitän fehlt, dann schmerzt das immer. Vermutlich wird uns Josuha auch in der nächsten Woche noch nicht zur Verfügung stehen", erklärte Wolfsburgs Coach.
Mögliche Aufstellungen
VfL Wolfsburg: Casteels - Baku, Lacroix, Brooks, Roussillon - Schlager, Arnold - Steffen, Mehmedi, Brekalo - Weghorst
Werder Bremen: Pavlenka - Groß, Toprak, Friedl - Gebre Selassie, Eggestein, Möhwald, Augustinsson - Bittencourt, Rashica - Sargent
