Pulverfass 3. Liga: DFB-Bundestag als Zerreißprobe
Die Debatte um die Dritte Liga hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) tief gespalten. Es wird heute hoch hergehen auf dem Außerordentlichen Bundestag. Generalsekretär Friedrich Curtius erwartet "eine kritische und kontroverse Diskussion" - andere sprechen von einer Zerreißprobe. Denn auch wenn der DFB hoffte, mit seiner Entscheidung zur Fortsetzung der Dritten Liga am 30. Mai für "Klarheit" zu sorgen, wollen das einige Landesverbände nicht hinnehmen. "Es ist so, dass mit harten Vorwürfen gegeneinander agiert wird. Wir hoffen, dass wir mit einer entsprechenden Beschlusslage noch mal ein Signal bekommen und dass am Samstag der Spielbetrieb stattfinden kann", sagte Curtius im Ersten.
Anträge gegen Fortsetzung der Saison
Sachsen und Sachsen-Anhalt sollen allerdings bereits einen Abänderungsantrag eingebracht haben, in dem sie den Abbruch der Saison fordern. Die Spielzeit 2019/2020 würde demnach mit dem aktuellen Tabellenstand ohne sportliche Absteiger gewertet. Aufsteigen sollen die ersten drei Teams, die Relegation des Tabellendritten gegen den Zweitliga-16. soll entfallen. Letzteres liegt aber gar nicht in der Macht des DFB, schließlich ist die Relegation auch Sache der Deutschen Fußball Liga (DFL). Der Saarländische Verband geht sogar schon einen Schritt weiter und will eine zweigleisige Dritte Liga mit jeweils 18 Mannschaften pro Staffel beschließen.
"Sportlicher Wettbewerb soll auf dem grünen Rasen stattfinden und nicht am grünen Tisch. Wir wollen Rechtsstreitigkeiten vermeiden, die mit einem Saison-Abbruch zwingend verbunden wären." DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius
DFB-Präsident Fritz Keller richtete vor dem ersten virtuellen Bundestag in der 120-jährigen Geschichte bereits mahnende Worte an die 262 Delegierten: "Es geht darum, das Fußball-System zu erhalten."
Drittliga-Clubs zwischen Können und Wollen?
Der Streit lässt sich auf eine einfache Formel reduzieren: Auf der einen Seite machen einige Vereine geltend, dass sie aus verschiedenen Gründen nicht weiterspielen können. Auf der anderen Seite vermutet der DFB, dass diese Clubs aufgrund eigener Interessen nicht weiterspielen wollen.
Hintergrund ist die Verfügungslage an einigen Standorten, die kein Mannschaftstraining oder auch Spiele im Stadion nicht zulässt. Andererseits betonen einige Clubs nun, nicht mehr genug Zeit für die im Hygienekonzept geforderten Corona-Tests zu haben. Das wiederum lässt nicht nur Geschäftsführer Roland Maul vom SV Meppen im Gespräch mit dem NDR Sportclub beinahe sprachlos zurück: "Wir diskutieren jetzt seit sechs Wochen über den gleichen Prozess. Wann man jetzt auf einmal überrascht ist, dass gespielt werden soll, dann fehlen mir die Ideen für diese Gedanken." Ohnehin ist die Meinung bei den Nordclubs einhellig pro Saisonfortsetzung. "Wir sind glücklich, dass wir unserem Sport nachgehen können", sagte Trainer Marco Antwerpen von Eintracht Braunschweig.
Gegenwind für DFB-Führung absehbar
Die Planer des Bundestags waren jedenfalls sehr optimistisch: In gerade einmal 180 Minuten soll die rund 80 Seiten starke Tagesordnung abgearbeitet werden. Wenn es nach der DFB-Führung geht, sollen auch "lediglich" zwei Formalien beschlossen werden. Erstens sollen die Entscheidungsträger nicht für die Auswirkungen ihrer Beschlüsse während der Pandemie haftbar gemacht werden können. Und zweitens soll der Vorstand dazu ermächtigt werden, über einen möglichen Saison-Abbruch der Dritten Liga (wie auch der Frauen-Bundesliga) sowie die daraus resultierende Auf- und Abstiegsregelung zu entscheiden. Doch bei der hitzigen Debatte, die schon vorab geführt wird, dürfte es mächtig Gegenwind für die DFB-Führung geben.
