Stand: 18.01.2019 15:01 Uhr
Jonathas-Rückkehr zu Hannover 96 perfekt
Jonathas erzielte in zwölf Bundesligaspielen drei Tore für Hannover 96.
Die vorzeitige Rückkehr von Jonathas zum Fußball-Bundesligisten Hannover 96 ist perfekt. Der Brasilianer absolvierte erfolgreich den Medizincheck und wird in der Rückrunde wieder für die Niedersachsen auf Torejagd gehen. "Jonathas hat uns das klare Signal gesendet, dass er sehr gerne zu 96 zurückkommen würde. 'Johnny' hat bewiesen, welche Qualitäten er als Stürmer hat", sagte Sportchef Horst Heldt. Jonathas war im vergangenen Sommer eigentlich für ein Jahr in seine Heimat zu Corinthians Sao Paulo verliehen worden.
Finanziell kein Risiko
Teamcheck
Hannover 96 geht als Tabellenvorletzter in die Bundesliga-Rückrunde. Es gibt Unruhe im Umfeld und große Personalprobleme im Team. 96 steht vor turbulenten Monaten. Der Rückrunden-Check.
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Auf den ersten Blick erscheint die Personalie logisch. Da 96-Coach André Breitenreiter nach den Ausfällen von Niclas Füllkrug und Ihlas Bebou dringend einen Angreifer benötigt, liegt es nahe, denjenigen zu nehmen, der in einem halben Jahr ohnehin wieder in Hannover wäre - und einen Vertrag bis 2020 besitzt. Finanziell ist das Geschäft auch überschaubar: Corinthians übernahm das komplette Jonathas-Gehalt in Höhe von knapp zwei Millionen Euro. Davon muss Hannover jetzt die Hälfte wieder selbst zahlen. Weitere Zugänge schloss Clubchef Martin Kind aus. "Daran haben wir uns zu halten", sagte Manager Heldt etwas kleinlaut. Dennoch will er so lange "am Ball bleiben", bis das Transferfenster am 31. Januar schließt. "Vor allem, wenn wir noch auf etwas reagieren müssen."
Wie fit ist Jonathas?
Zu den Dingen, die es in den kommenden Tagen zu prüfen gilt, zählt vor allem die Leistungsfähigkeit von Jonathas. Der 1,92-Meter-Mann ist zwar aktuell nicht verletzt, stand aber für Corinthians letztmals vor drei Monaten auf dem Platz. Sechs Mal in Folge zählte er nicht zum Kader. Seine Bilanz in Sao Paulo ist ohnehin nicht überragend: Sieben Einsätze und ein Tor schlagen bislang zu Buche. Mehr werden es nicht, denn derzeit ruht der Spielbetrieb in Brasilien. Außerdem hat Jonathas die komplette 96-Vorbereitung verpasst und wird eine Weile brauchen, um die Abläufe und das Spielsystem Hannovers zu verinnerlichen.
Viele Verletzungen und familiäre Sorgen
Ob er dann auch tatsächlich die erhoffte Verstärkung ist, darf bezweifelt werden: Nach einem Traumstart in Hannover (Siegtreffer beim Debüt gegen Schalke 04) folgten 2017/2018 lediglich elf Einsätze und zwei Tore im 96-Trikot - für den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte eine dürftige Ausbeute. Jonathas plagte sich erst mit einer Oberschenkelzerrung, dann mit einem Sehnenanriss und schließlich mit einem Muskelfaserriss herum. Jüngst in Brasilien kamen familiäre Probleme hinzu. Jonathas' Eltern starben, seine Schwester hatte einen Unfall: "Ich möchte alles, was passiert ist, vergessen, und 2019 auf dem rechten Fuß beginnen", erklärte der 29-Jährige.
Hannover 96 - Werder Bremen: Mann gegen Mann
Zu Saisonbeginn begegneten sich Werder Bremen und Hannover 96 im Weserstadion auf Augenhöhe und trennten sich 1:1. Inzwischen liegen elf Zähler zwischen den beiden Nordclubs. Vor dem Wiedersehen zum Rückrundenstart am Sonnabend in Hannover hat NDR.de die Teams verglichen - Position für Position.
Tor: In Hannover hat sich Michael Esser als Nummer eins etabliert. Konkurrent Philipp Tschauner flüchtete nach Ingolstadt. Esser spielt nicht spektakulär, liefert aber solide Leistungen ab.
Jiri Pavlenka zählte in der vergangenen Saison mit starken Paraden zu den besten Torhütern der Liga. In dieser Spielzeit leistete sich der Tscheche zwar den einen oder anderen Patzer, präsentierte sich aber gegen Ende der Hinrunde wieder als Rückhalt der wackeligen Werder-Abwehr. Gegen Esser setzt er sich knapp durch.
Abwehr: Sollte sich 96-Coach André Breitenreiter für eine Viererkette entscheiden, wäre Oliver Sorg der Mann für die rechte Seite. Der Ex-Freiburger war zwischenzeitlich weg vom Fenster, hat sich aber wieder stabilisiert. Defensiv solide, offensiv zurückhaltend.
Wesentlich offensiver als Sorg interpretiert Werders Theodor Gebre Selassie seine Rolle auf der Außenbahn. Der tschechische Routinier verbuchte bereits zwei Saisontore und drei Vorlagen. Punkt für Werder.
Hannovers Neuzugang Kevin Akpoguma soll die Abwehrzentrale der Niedersachsen stabilisieren. In den Testspielen der Wintervorbereitung überzeugte der Ex-Hoffenheimer mit Schnelligkeit, Zweikampfstärke und klaren Anweisungen für seine Nebenleute.
Das Foto täuscht: Werders Abwehrchef Niklas Moisander ist ein eher ruhiger Vertreter seiner Zunft. Beim Finnen wechselten sich in dieser Saison wie in der gesamten Bremer Defensive starke und schwache Leistungen ab. Zudem ist er deutlich langsamer als Akpoguma - Punkt für Hannover.
Kevin Wimmer hat bislang eine enttäuschende Saison in Hannover gespielt. Der von Stoke ausgeliehene Österreicher bekam aber im Trainingslager ein Sonderlob von Trainer Breitenreiter: "Er hat sich stark verbessert."
Auch Sebastian Langkamp startet mit Rückendeckung in die zweite Saisonhälfte. Werder-Coach Florian Kohfeldt lobte die Spieleröffnung des 31-Jährigen, der Milos Vejlkovic vorerst verdrängt hat. Er teilt sich mit Wimmer den Punkt.
Auf Hannovers linker Abwehrseite ist Miiko Albornoz gesetzt. Die Flanken des chilenischen Nationalspielers können gefährlich sein und führten schon zu zwei Toren. Leider bringt Albornoz diese Stärke zu selten ein.
Ludwig Augustinsson stand in sämtlichen 17 Saisonpartien auf dem Platz, erzielte dabei ein Tor und bereitete drei Treffer vor. Auch die höhere Passquote (82% gegenüber 75%) spricht im Duell mit Albornoz für Augustinsson. Punkt für Werder, das im Teamvergleich mit 3,5:1,5 vorne liegt.
Defensives Mittelfeld: Auf der Sechser-Position hat sich der Ex-Hamburger Walace als echte Verstärkung für Hannover erwiesen. Der Brasilianer zählt zu den besten Zweikämpfern der Liga und ist inzwischen auch A-Nationalspieler seines Heimatlandes.
Nuri Sahin hatte Anlaufschwierigkeiten in Bremen, weil er durch den späten Wechsel die Saisonvorbereitung der Hanseaten verpasste. Noch hat der Ex-Dortmunder seine ganze Klasse nicht zeigen können. Er teilt sich den Punkt mit Walace.
Hannovers Waldemar Anton befand sich lange in einer Formkrise. Nach der Verpflichtung von Akpoguma rückt der Kapitän nun ins defensive Mittelfeld vor. Dort soll er als "Leadertyp" Verantwortung übernehmen.
Werders "Leader" im Mittelfeld ist ohne Zweifel Davy Klaassen. Der Niederländer ist technisch stark am Ball, spielt präzise Pässe und überzeugt kämpferisch. Punkt für Werder, das 5:2 führt.
Offensives Mittelfeld: Für Torgefahr hat Pirmin Schwegler in dieser Saison kaum gesorgt. Lediglich ein Assist schlägt bislang zu Buche. Auf sein erstes Ligator für Hannover wartet der Schweizer nach 42 Einsätzen immer noch.
Maximilian Eggestein hingegen hat in Bremen den nächsten Entwicklungsschritt gemacht. Mit vier Toren und starken Leistungen spielte er sich ins Notizbuch von Bundestrainer Joachim Löw. Punkt für Werder.
Nicolai Müller soll mehr Tempo in die 96-Offensive bringen. Das Problem: Dem Ex-Hamburger fehlt Spielpraxis. Er verpasste verletzt nahezu die komplette Vorsaison und kam dann bei Eintracht Frankfurt nur zu sieben (oft nur kurzen) Einsätzen. Immerhin erzielte er dabei zwei Tore.
Werder-Trainer Florian Kohfeldt bezeichnet Milot Rashica als "Riesenwaffe", dennoch fällt der Kosovare in Bremen oft dem offensiven Überangebot zum Opfer. Immerhin: In drei der letzten vier Hinrundenpartien stand Rashica in der Startelf. Er teilt sich den Punkt mit Müller.
Angriff: Florent Muslija wurde nach zwei Toren zu Saisonbeginn als neuer "Zauberfuß" gefeiert. Doch der 20-Jährige fiel anschließend in ein Leistungsloch, aus dem er sich erst einmal wieder herauskämpfen muss.
Auch Max Kruse hat bei Werder noch nicht an die Leistungen der Vorsaison angeknüpft - bei dem Ex-Nationalspieler ist das aber Jammern auf hohem Niveau. Der 30-Jährige macht auf dem Platz viele Kilometer und bringt es immerhin schon auf vier Tore und vier Vorlagen. Punkt für Werder.
Von Bobby Wood hatten sich die 96-Verantwortlichen sicherlich mehr versprochen als nur drei Tore in 14 Ligaspielen. Der US-Nationalspieler "glänzte" auch in den Testspielen der Wintervorbereitung als Chancentod.
Bei Werder hat Johannes Eggestein den Durchbruch bei den Profis geschafft. Der 20-Jährige erzielte seinen ersten Bundesligatreffer und stand zuletzt viermal in der Startelf. Er teilt sich (noch) den Punkt mit Wood. Werder führt 8:3.
Trainer André Breitenreiter genießt trotz der prekären sportlichen Lage die Rückendeckung der Vereinsführung. Der Aufstiegscoach von 2018 muss aber auch mit Vorwürfen leben, die Mannschaft falsch zusammengestellt zu haben.
Florian Kohfeldt hat das sportlich am Boden liegende Werder in der vergangenen Saison "wachgeküsst" und ließ begeisternden Offensivfußball spielen. Zuletzt schwächelte sein Team etwas, das Ziel Europa ist aber nach wie vor machbar. Auch der Trainerpunkt geht an die Bremer.
Fazit des Teamchecks, den Werder inklusive des Trainerpunktes deutlich mit 9:3 für sich entscheidet: Die Grün-Weißen gehen als klarer Favorit in das Nordduell. Bei Hannover bleibt abzuwarten, ob die Neuzugänge dem verunsicherten Team weiterhelfen können.
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Sport aktuell |
16.01.2019 | 11:25 Uhr