Hannover 96 bei Schott Mainz: Pokalspiel in Zeiten der Unruhe
Beim Fußball-Zweitligisten Hannover 96 gibt es derzeit nur ein Thema: die Abberufung von Geschäftsführer Martin Kind. Das Team gastiert heute beim Fünftligisten TSV Schott Mainz. Eigentlich machbar - oder erhöht die unruhige Vorbereitung die Stolpergefahr?
Sie haben es einige Male versucht. Doch Stefan Leitl ließ sich am Freitag in der Pressekonferenz nicht locken. Als es die ersten dezenten Andeutungen der Medienvertreter zur Abberufung von Kind als Geschäftsführer der ausgegliederten Profifußball-Gesellschaft gab, machte es der 96-Trainer im Stile eines gewieften Politikers. Er griff dankbar einen eher nebensächlichen Aspekt auf und sprach dann so ausführlich darüber, dass er sich thematisch immer weiter vom Kern der eigentlichen Frage wegbewegte. Und als es einer aus dem Kreis der Journalisten dann sehr direkt versuchte, gab ihm der Coach zu verstehen: "Ich möchte mich zu dem Thema nicht äußern. Die Mannschaft ist entscheidend."
96-Coach Leitl verspürt "gute Energie" im Team
Leicht ist es dem 44-Jährigen wahrlich nicht gemacht worden. Seit vergangenem Mittwochabend, seit der Mitteilung von Hannover 96 zur Kind-Abberufung, dreht sich alles nur noch um ein Thema: Wie geht es weiter mit dem Club, den Kind seit 1997 mit nur einer kurzen Unterbrechung gelenkt hat? Am Donnerstag folgte die Meldung, dass der 78 Jahre alte Unternehmer seine Abberufung juristisch prüfen lasse, und am Freitag brachte sich dann auch noch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in das Thema ein. Er sehe die Abberufung von Kind skeptisch, teilte er mit.
Leitl gab sich auf dem Podium sehr professionell. Er machte keinerlei Andeutungen, dass die Unruhe im Verein einen negativen Einfluss auf den Ausgang der Pokalpartie beim TSV Schott Mainz (Sonntag, 15.31 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) haben könnte. "Wir bereiten uns gewissenhaft auf das Spiel vor, um eine Runde weiterzukommen." Und dann sagte er sogar noch: "Ich verspüre eine gute Energie in der Mannschaft, die Jungs sind mit Freude und Spaß bei der Arbeit."
Hannover ohne Börner und Weydandt
Die Partie sorgt bei ihm für nostalgische Gefühle. Ausgetragen wird sie im Bruchwegstadion, der ehemaligen Heimstätte des 1. FSV Mainz 05. "Ich freue mich sehr darauf, ich durfte da selbst noch spielen", sagte Leitl. Ohnehin verspüre er Vorfreude. "Der DFB-Pokal ist ein kurzer Wettbewerb, in dem man sehr erfolgreich sein kann. Wir freuen uns auf das Spiel - und es ist auch klar, dass wir eine Runde weiterkommen wollen." Zwei 96-Spieler werden dabei nicht mithelfen können: Verteidiger Julian Börner fehlt wegen einer Oberschenkelverletzung, Stürmer Hendrik Weydandt aufgrund einer Gelenksentzündung.
Spielbeginn ist heute nicht wie ursprünglich geplant um 15.30 Uhr, sondern um 15.31 Uhr. Im Rahmen einer DFB-Aktion zum Umwelt- und Klimaschutz werden alle Erstrundenpartien im DFB-Pokal an diesem Wochenende eine Minute später angepfiffen. Wie der Deutsche Fußball-Bund dazu erklärte, solle die Zeit für Lautsprecherdurchsagen zum Thema Klimaschutz genutzt werden.
Mögliche Aufstellungen:
TSV Schott Mainz: Hansen - Kern, Ahlbach, Haas, Schlosser - Schneider - Schwarz, Müller, Portmann, Sinanovic - Merkel
Hannover 96: Weinkauf - Dehm, Neumann, Börner, Köhn - Kunze - Schaub, Besuschkow - Kerk - Nielsen, Beier