Almuth Schult und Felicitas Rauch umarmen sich. © picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Duell unter Freundinnen - Schult und Rauch treffen in den USA aufeinander

Stand: 09.11.2024 11:45 Uhr

Felicitas Rauch tritt am Sonnabend mit ihrem Club North Carolina Courage in Kansas City an, wo Almuth Schult im Tor steht. Drei Jahre lang spielten beide gemeinsam beim VfL Wolfsburg. Im Viertelfinale der Play-offs der US-Profiliga NWSL wollen die Freundinnen mit ihren Teams nun den ersten Schritt in Richtung Meistertitel machen.

von Inka Blumensaat

Eigentlich ist Rauch eine Eckenspezialistin - kaum eine Spielerin dreht die Bälle so schön und maßgenau Richtung Tor wie die Verteidigerin. "Kürzlich habe ich aber selbst per Kopf getroffen. Mal bei Almuth einnicken, wäre auch nicht schlecht", sagt die ehemalige Wolfsburgerin und lacht. Gerade ist sie in ihrem Apartment 15 Minuten entfernt vom Trainingsgelände ihres Clubs in Raleigh eingetroffen.

Rauch hat sich in North Carolina schnell eingelebt

Raleigh, North Carolina? Wie die meisten Menschen in Deutschland hatte auch Rauch von der Stadt im Osten der USA noch nie gehört - bis zum vergangenen Winter. "Am Anfang der Gespräche musste ich erstmal gucken: Wo liegt das überhaupt?" Etwa anderthalb Autostunden von der Küste entfernt. Raleigh hat knapp 500.000 Einwohner und die Niedersächsin hat sich nach ihrem Wechsel im Januar schnell dort eingelebt.

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"Wenn ich von den Länderspielen in Europa zurückkehre, fühlt sich das wie nach Hause kommen an. Das ist unglaublich schön", sagt die 47-malige Nationalspielerin im ARD-Interview. "Ich bin in ein Umfeld gekommen, in dem man sich wahnsinnig schnell integrieren und wohlfühlen kann, obwohl einem sportlich und menschlich alles abverlangt wird. Ich kann mich hier weiterhin weiterentwickeln. Es ist genau das, was ich gesucht habe."

"Wir gehen mit dem Mindset an die Play-offs heran, dass wir bis zum Ende bleiben wollen." Felicitas Rauch

Rauchs Club North Carolina Courage (NCC) hat 2018 und 2019 den Meistertitel in der NWSL gewonnen, es folgten schwierige Jahre, in der vergangenen Saison wurde gar der Einzug in die Play-offs verpasst. Jetzt ist NCC als Fünfter der regulären Saison wieder dabei und trifft auf den Vierten, Schults Team Kansas City Current. Es gibt nur eine Partie im Viertelfinale, also kein Hin- und Rückspiel.

"Ich persönlich mag Spiele, in denen es um alles geht", sagt Rauch. "Wir gehen mit dem Mindset an die Play-offs heran, dass wir bis zum Ende bleiben wollen. Mit etwas anderem beschäftigen wir uns nicht."

Schults Club Kansas City leicht favorisiert

"Jede, die die Play-offs erreicht hat, möchte den Titel holen", erwidert Schult, die zum Zeitpunkt des Gesprächs mit der ARD gerade 1.800 Kilometer westlich von Raleigh in ihrem Auto mit den drei Kindern unterwegs ist. Erledigungen nach dem Training in Kansas City.

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Der Club der langjährigen deutschen Nummer eins geht leicht favorisiert in die Begegnung heute (18 Uhr MEZ) im ausverkauften Stadion der Stadt in Missouri, schon allein wegen des Heimvorteils. "Wir sind seit acht Spielen ungeschlagen. Wir stehen defensiv sehr gut, dazu kommt unsere Variabilität im Angriff. Wir sind in vielen Situationen torgefährlich, sei es nach Kombinationen oder im Umschaltspiel", sagt Schult.

Topstürmerin Chawinga überzeugt bei Kansas City

Schlüsselspielerin in der Offensive in Schults Team: Temwa Chawinga, die mit 20 Treffern in 26 Spielen einen Torrekord in der NWSL aufgestellt hat. Zuletzt fiel die Stürmerin aus Malawi mit Kniebeschwerden aus, für die Play-offs aber ist mit ihrem Einsatz zu rechnen.

"Bevor wir in der Liga gegen Kansas City gespielt haben, hatten wir extra einen männlichen Trainingsgast, der Chawingas Physis darstellen sollte - von der lebt sie ja unheimlich", erzählt Rauch. "Darauf muss man sich in der Verteidigung einstellen. Klar ist aber, dass auch andere starke Spielerinnen im Team sind. Aber wir wissen, wie wir dem entgegenwirken können."

Gegenseitige Wertschätzung

In der regulären Saison hat Rauch mit NCC das Heimspiel gewonnen, in Kansas City verlor das Team. Nun das Wiedersehen in den Play-offs. Schult und Rauch, die von 2019 bis 2022 gemeinsam beim VfL Wolfsburg spielten, hoffen, dass es auch mit einer Verabredung abseits des Platzes klappen wird. "Feli ist ein toller Mensch, hilfsbereit, einfach immer da, wenn man sie braucht. Ich freue mich darauf, sie am Wochenende zu sehen", so Schult über ihre langjährige Mitspielerin.

"Gegen Almi zu spielen ist tatsächlich komisch, gehört aber zum Geschäft", entgegnet Rauch. "Ich schätze sie wahnsinnig als Spielerin und als Person. Ich ziehe meinen Hut davor, wie sie das mit den drei Kids managed und es geschafft hat, sich in Kansas City als Nummer eins zu etablieren. Das hindert mich aber nicht daran, gegen sie gewinnen zu wollen."

Lob für die Bedingungen in der NSWL

Felicitas Rauch (r.) im Trikot von North Carolina Courage © IMAGO / Imagn Images
Felicitas Rauch (vorne) im Trikot von North Carolina Courage.

Beide eint die Begeisterung für die NWSL und die Bedingungen in ihren Clubs - Schult spielt seit August für Kansas City und hat bereits früher die professionellen Bedingungen in den USA und auch die Unterstützung für Spielerinnen mit Familie hervorgehoben. Auch Rauch lobt das Gesamtpaket. "Es ist krass, wie sich der Frauenfußball hier bereits seit einigen Jahren entwickelt und wie das Ganze voranschreitet. Die Liga ist wahnsinnig ausgeglichen. Ich muss jedes Wochenende gegen Topstars verteidigen."

Es sei genau die Art der Herausforderung, die sie gesucht habe, erklärt sie: "Das Umfeld ist sehr professionell, man kann sich darauf konzentrieren, seine Leistung zu bringen." Dazu gehören unter anderem die exzellent ausgebildeten Athletiktrainer in den Clubs. Und, so Rauch weiter: "Es gibt einen großen Fokus auf Daten, alles wird ausgewertet. In der Trainingswissenschaft und auch der Praxis entwickeln sich die Experten sogar immer noch weiter."

Wer verliert, ist raus

Dass Rauch sie am Sonnabend per Kopf überwinden wird, scheint Schult nicht zu fürchten. "Ich gehe eher davon aus, dass Feli mit ihrer Cleverness und ihrem starken linken Fuß per Standard für eine Mitspielerin auflegen könnte - aber auch das werden wir hoffentlich verhindern."

Das Wiedersehen in den Play-offs bedeutet für den Verlierer das Aus und somit das Saisonende. Natürlich wollen beide das verhindern. "Es gäbe nichts Schöneres, als in meinem ersten Jahr hier einen Titel zu holen", sagt Rauch und hofft, dass Schult, ihre Freundin, diesen Traum nicht bereits im Play-off-Viertelfinale beenden wird.

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 10.11.2024 | 08:17 Uhr

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