DFB-Frauen: Von Marbella zum ersten Länderspiel des WM-Jahres
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat ihr sechstätiges Trainingslager in Marbella beendet. Jetzt wartet am Dienstag der erste echte Härtetest im WM-Jahr: das Test-Länderspiel in Duisburg gegen Schweden.
Dick eingepackt in Winterjacken und Decken sitzen einige der deutschen Nationalspielerinnen auf der kleinen Tribüne des Marbella Football Centers. Unten auf dem Platz läuft ein inoffizielles Testspiel gegen Irland. Zuschauer und Medien sind nicht zugelassen, die Szene wird vom mitgereisten DFB-Fotografen eingefangen und über die eigenen Social-Media-Kanäle verbreitet. Sie sagt einiges aus über diese Trainingslager-Woche an der Costa del Sol im Süden Spaniens, die am Sonntag endete.
Die erste - etwas banalere Botschaft - hat mit dem Wetter zu tun: Neben ein paar sonnigeren Tagen mit bis zu 20 Grad und blauem Himmel gab es auch viel Wind, etwas Regen und ungemütlichere Temperaturen in Andalusien.
Auf keinen Fall ausrechenbar sein
Die zweite - deutlich wichtigere - Botschaft hat mit dem Anspruch von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zum Start ins WM-Jahr zu tun. Die Tatsache, dass gegen Irland lediglich die gerade nicht eingesetzten Spielerinnen und der DFB-Staff zuschauen durften, ist ein Zeichen an die Konkurrenz: Nichts wird dem Zufall überlassen, kein noch so kleines taktisches Detail preisgegeben. Auf keinen Fall ausrechenbar sein lautet die Devise.
So wurden nach der Partie, die über zweimal 30 und einmal 45 Minuten angesetzt war, weder die Aufstellung noch das Ergebnis oder die Torschützinnen bekannt gegeben. "Wir hatten auf jeden Fall die Möglichkeit, viel auszuprobieren - ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen", berichtete Verteidigerin Kathrin Hendrich vom VfL Wolfsburg verhalten. "Es ist gut, wenn man im Trainingslager als Vorbereitung auf das wichtige Länderspiel gegen Schweden so ein Match spielen kann, in dem wir alle Spielerinnen einsetzen können", sagte Voss-Tecklenburg.
Auch viel Theorie auf dem Trainingsplan
Spärliche Einblicke, doch genau das ist es, was die Bundestrainerin als das Hauptziel auf dem Weg zur WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) ansieht: noch flexibler zu werden. Martina Voss-Tecklenburg möchte mehr Mut im Spielaufbau und in der Offensive sehen, um "noch torgefährlicher zu werden, noch mehr den Gegner überraschen zu können".
Weshalb für die Nationalspielerinnen in Marbella auch viel Theorie auf dem Trainingsplan stand. "Das ist jetzt natürlich nicht das Spaßigste, was man als Fußballerin macht, aber das gehört auch dazu", konstatierte Lina Magull vom FC Bayern München. Gleichzeitig sollen die altbekannten Stärken gefestigt werden, die das DFB-Team bei der EM im vergangenen Sommer ins Finale gebracht hatten. Wie etwa "unsere leidenschaftliche Defensiv-Arbeit und die Effektivität bei den Torabschlüssen", so Magull.
"Wir haben die Zeit in Marbella optimal genutzt aus meiner Sicht." Martina Voss-Tecklenburg
Am Dienstag gegen Schweden
All diese Fähigkeiten müssen die deutschen Nationalspielerinnen bestenfalls schon am Dienstagabend auf den Platz bringen - beim Länderspielauftakt 2023 gegen Schweden. Das Duell zwischen dem Weltranglistenzweiten Deutschland und den drittplatzierten Skandinavierinnen rund fünf Monate vor dem Start der WM ist ein echter Gradmesser.
Für die Bundestrainerin sowie für Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) ist es ein ganz besonderes Spiel: Voss-Tecklenburg ist in Duisburg geboren und hat genauso wie Popp jahrelang für den MSV gespielt. Die Kapitänin wird zudem gegen Schweden ihr 125. Länderspiel bestreiten - und damit in dieser Statistik zu Voss-Tecklenburg aufschließen.
Im Stadion wird dann weit mehr los sein als beim Testspiel gegen Irland im Trainingslager. Es werden mehr als 17.000 Zuschauer erwartet - darunter Bundeskanzler Olaf Scholz.