Stand: 08.04.2020 09:00 Uhr

96-Stürmer Doumbouya: Vom Dachdecker zum Millionär?

Angreifer Moussa Doumbouya vom Regionalligisten Hannover 96 II © imago images / Joachim Sielski Foto: Joachim Sielski
Stürmer Moussa Doumbouya steht vor einer Beförderung zu den Zweitliga-Profis von Hannover 96.

Stürmer Moussa Doumbouya soll zur kommenden Serie in den Zweitliga-Kader von Hannover 96 aufrücken. Für den aus Guinea geflüchteten Fußballer ist es ein nahezu unglaublicher Karrieresprung. Vor zweieinhalb Jahren kickte der Torjäger, der in seinem Hauptberuf auf den Dächern von Hannover unterwegs ist, noch in der Bezirksliga.

An fünf Tagen in der Woche sieht Moussa Doumbouya Hannover und Umgebung aus der Vogelperspektive. Der 22-Jährige absolviert eine Lehre als Dachdecker und hat immer schon acht Stunden Arbeit in den Knochen, wenn er abends zum Training beim Fußball-Regionalligisten Hannover 96 erscheint. Umso erstaunlicher, dass sich der Stürmer trotz der enormen körperlichen Strapazen in seinem Hauptjob binnen weniger Monate für einen Profikontrakt bei den "Roten" empfohlen hat. "Es läuft alles, ich werde den Vertrag demnächst unterschreiben", sagte 96-Mehrheitsgesellschafter Martin Kind dem "Sportbuzzer". Zur kommenden Saison soll der im vergangenen Sommer vom Oberliga-Aufsteiger MTV Eintracht Celle zur U23 der "Roten" gewechselte Torjäger zum Zweitliga-Kader gehören.

96-Legende Lala berät Doumbouya

Ein geradezu unglaublicher Karrieresprung für den aus seiner Heimat Guinea geflüchteten Doumbouya, der erst seit drei Jahren in Deutschland lebt und bis Ende 2017 noch für den Bezirksligisten SC Wietzenbruch kickte. "Er ist aus Libyen mit dem Boot gekommen. Er musste sich durchkämpfen und schwierige Zeiten überstehen", erklärte sein Berater Altin Lala der "Neuen Presse". Der langjährige 96-Profi ist fest davon überzeugt, dass sein Klient die Qualität für das Bundesliga-Unterhaus hat: "Ich habe ein gutes Gefühl, dass er sich in der ersten Mannschaft durchsetzt."

Schatzschneider begeistert vom "kleinen Balotelli"

Angreifer Moussa Doumbouya (l.) vom Regionalligisten Hannover 96 II © imago images / foto2press
Doumbouya (l.) war bisher sechsmal für die U23 von 96 erfolgreich.

Mit der Empfehlung von 34 Toren in 29 Partien für Celle, das in die Oberliga aufstieg, war Doumbouya nach Hannover gewechselt. Entdeckt hatte den Angreifer 96-Jugendchefscout Rainer Graf. Er lud ihn zu einem Probetraining ein. "Nach zehn Minuten war klar, das ist ein Kracher", berichtete Ex-Profi Dieter Schatzschneider, der ebenfalls für die "Roten" als Spielerbeobachter tätig ist, dem "Sportbuzzer". Der ehemalige Angreifer nennt den 22-Jährigen "meinen kleinen Balotelli", weil er dem italienischen Enfant terrible Mario Balotelli ähnlich sieht.

Anders allerdings als der immer wieder durch Disziplinlosigkeiten aufgefallene Stürmer von Brescia Calcio sei Doumbouya ein bodenständiger, bescheidener Typ, versicherte Lala: "Moussa ist klar im Kopf, ein vernünftiger Junge. Er spinnt nicht rum."

"'Ich habe richtig, richtig Bock"

Mit seinen damals 21 Jahren passte der Stürmer bei seiner Verpflichtung eigentlich nicht mehr so recht ins "Beuteschema" von Hannovers U23, in der überwiegend Spieler aus der eigenen A-Jugend oder andere jüngere Talente weiterentwickelt werden sollen. Aber auch weil in Hendrik Weydandt - er kam 2018 als 22-Jähriger vom Viertligisten 1. FC Germania Egestorf/Langreder in die 96-Reserve - schon einmal ein etwas älterer Akteur über den Talenteschuppen den Sprung zu den Profis geschafft hatte, gab der Club Doumbouya einen Vertrag. "Jeder Fußballer versucht, höher zu spielen, und ich habe jetzt die einmalige Chance, diese zu nutzen. Ich habe die letzte Saison hart gearbeitet, und der Wechsel ist jetzt das Ergebnis. Ich habe richtig, richtig Bock!", erklärte der Torjäger nach seiner Vertragsunterschrift.

Auf den Spuren von Hendrik Weydandt

Sechs Treffer und eine Vorlage schlagen für Doumbouya bis dato für die U23 zu Buche. Ein guter Wert für einen Mann, der vor dem Training noch acht Stunden lang hart arbeiten muss. Die Ausbildung hatte der 22-Jährige beginnen müssen, um nicht nach Afrika abgeschoben zu werden. Mit dem Profivertrag sollen die Zeiten, in denen Doumbouya vor Dienstbeginn bei 96 Hannover aus der Vogelperspektive sieht, dann aber vorbei sein. Denn: "Moussa steht um 6 Uhr auf, geht um 8 Uhr aufs Dach und kommt um 16 Uhr nach Hause - und dann muss er noch zum Training. Wie soll er dann noch Topleistung bringen?“, fragte sich Schatzschneider im Gespräch mit dem "Sportbuzzer".

Der 61-Jährige ist sich sicher, dass der "Kraftochse", wie er Doumbouya liebevoll bezeichnet, auch in Liga zwei "seine Tore machen wird". Und Berater Lala hofft, dass sein Schützling nach Weydandt "der nächste Märchenstürmer" bei den Niedersachsen wird. Wobei: Märchenhaft ist die Geschichte des Moussa Doumbouya ja im Grunde genommen schon jetzt...

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Sport aktuell | 08.04.2020 | 10:25 Uhr

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