17 Fußballspiele manipuliert? DFB schaltet Bundeskriminalamt ein

Stand: 07.09.2024 18:57 Uhr

Eine Reihe unterklassiger Fußballpartien, darunter auch Spiele in der Oberliga Hamburg, soll zum Zweck des Wettbetrugs beeinflusst worden sein. Es laufen Ermittlungen wegen Verdachts der Spielmanipulation, der DFB schaltete das Bundeskriminalamt ein.

17 Partien sollen womöglich in den vergangenen zwei Jahren manipuliert worden sein, nach NDR Informationen fanden mindestens zwei Spiele in Hamburg statt. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) befasst sich mit dem Fall und hat das Bundeskriminalamt eingeschaltet, es sei "in den Vorgang im Rahmen seiner Zentralstellenfunktion eingebunden", teilte ein BKA-Sprecher mit. Das BKA wird die Ermittlungen dann vermutlich an die Landesbehörden mit den meisten Fällen abgeben.

Zuvor hatte die "Hamburger Morgenpost" über den Manipulationsverdacht berichtet. Demnach könnten seit November 2022 Partien aus der 3. Liga, zwei Regionalligen und mehreren Oberligen zum Zweck des Wettbetrugs beeinflusst worden sein.

Spielergebnisse im Darknet verkauft?

Die mutmaßlichen Betrüger gingen offenbar sehr geschickt vor und waren bemüht, ihre Spuren zu verwischen - die im Raum stehenden Absprachen wurden vor allem digital vollzogen. Bei den 17 Begegnungen sollen Informationen über die zu erwartenden exakten Spielergebnisse im Darknet verkauft worden sein. So konnten womöglich hohe Wettgewinne erzielt werden. Entsprechende Chatverläufe sollen die kriminellen Deals belegen, die in Kryptowährung wie zum Beispiel Bitcoin bezahlt worden sein sollen.

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Polizei im Saarland und in Hessen aktiv

"Wir stehen bereits in Kontakt mit den zuständigen Behörden und unserem Monitoring-Partner Genius Sports", teilte der DFB auf ARD-Anfrage mit. "Belastbare Erkenntnisse" lägen aber noch nicht vor.

Die Polizei im Saarland ermittelt im Auftrag der Staatsanwaltschaft Saarbrücken wegen des Manipulationsverdachts bei einem Fußballspiel. Es gehe um eine Begegnung, die im Saarland stattgefunden habe, so die Behörde. Dem Hessischen Landeskriminalamt sind nach eigenen Angaben zwei "auffällige" Spiele bekannt. Beide "werden derzeit kriminalpolizeilich bewertet", hieß es.

Bei der Staatsanwaltschaft Hamburg sei "kein entsprechendes Ermittlungsverfahren anhängig", so eine Sprecherin am Freitagmittag. Die Hamburger Innenbehörde teilte mit, dass man jedem Verdacht nachgehe.

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Auffällige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter?

Laut "Mopo" zweifelt der DFB daran, dass Fußballspiele für das Eintreffen eines exakten Ergebnisses manipuliert werden können. Weitere Ausführungen seien mit Blick auf die angelaufenen Ermittlungen nicht möglich, so der Verband. Auch welche Spiele genau unter Verdacht stehen, soll aus diesem Grund zunächst nicht öffentlich werden.

"Die vorliegenden Fälle werden bereits analysiert und zusammen mit dem DFB aufgearbeitet." Christian Okun, Präsident Hamburger Fußball-Verband (HFV)

Die meisten der 17 Partien sollen unter der Woche abends stattgefunden haben, dabei tauchen vier Mannschaften mehrfach auf. Demnach finden sich auch Ansetzungen der Oberliga Hamburg unter den verdächtigten Spielen, eines aus der laufenden Saison 2024/2025, in der sechs Spieltage absolviert sind.

Vorfälle bei den Spielen des Niendorfer TSV und TSV Sasel

Das "Hamburger Abendblatt" berichtet von zwei Vorfällen bei den Spielen des Niendorfer TSV und des TSV Sasel am vergangenen Dienstag. Danach erhielten beide Clubs jeweils einen Hinweis, dass auf ihre Spiele Live-Wetten abgeschlossen werden sollen. Beide Vereine entdeckten auf ihren Sportanlagen jeweils einen Datenscout, der Informationen für die Live-Wetten an einen entsprechenden Anbieter weitergab. Als die Männer von den Anlagen verwiesen worden waren, konnten im Internet keine Wetten mehr auf die beiden Spiele abgeschlossen werden.

"Es gab einen Tipp, dass es da Auffälligkeiten gäbe und dass man auf das Spiel besonders wetten kann. Wir mögen die Augen aufhalten, ob sich da jemand auffällig verhält - und das war ja auch der Fall", berichtete Niendorfs Manager Marcus Scholz dem NDR. "Wir hatten dann jemand, der mit seinem Handy dastand und jede Situation beschrieben hat. Rechte Seite, linke Seite, Flankenwechsel, Ecke, Abstoß - da war relativ klar, dass er irgendwas für einen Wettanbieter macht." Scholz stellte den Mann zur Rede, der Hausverbot bekam.

Auch bei der Oberliga-Partie zwischen Altona 93 und Vorwärts Wacker Billstedt kam es am Sonnabend zu einem solchen Zwischenfall. Auch bei dieser Begegnung wurde ein mutmaßlicher Datenscout des Stadions verwiesen.

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HFV-Präsident Okun: "Für gute Aufklärung sorgen"

"Der Hamburger Fußball-Verband hat sich deutlich gegen illegale Wetten positioniert. Mögliche Spielmanipulationen müssen verfolgt und konsequent geahndet werden. Wir gehen dem selbstverständlich nach", sagte Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), dem NDR. Man befinde sich in der Analysephase.

"Sollte es sich wirklich um Fälle im Darknet handeln, zeigt es die kriminelle Energie, die dahinter steckt. Beim Darknet-Problem können wir als Verband nicht den Stecker ziehen", so Okun weiter. "Man wird es nicht unterbinden können, wir können aber für gute Aufklärung sorgen. Es ist ein nationales Thema." Die vorliegenden Fälle würden bereits analysiert und zusammen mit dem DFB aufgebarbeitet.

Gamesright: Verflechtung von Sport und Wetten ein Problem

Der Verdacht sei sehr plausibel, sagte Hannes Beuck, einer der Gründer von Gamesright. Das Hamburger Unternehmen setzt sich nach eigenen Angaben für Verbraucher ein, die Geld bei Online-Casinos und Online-Sportwetten verloren haben. Die Verflechtung von Sport und Wetten sei ein grundsätzliches Problem, sagte Beuck. Das Potenzial für manipulierte Spiele in den Amateurligen sei dabei besonders hoch. Denn Schiedsrichter und Spieler werden laut Beuck schlecht oder gar nicht bezahlt.

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"Im Amateurbereich ist es noch leichter für Leute, Spieler dafür zu gewinnen, vielleicht hier und da was zu machen, was sie sonst nicht machen würden, weil die Verdienstmöglichkeiten eben ganz andere sind. Hier sind 500 Euro sehr viel Geld für einen Spieler, im Profibereich vielleicht nicht unbedingt", bestätigte Scholz.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Regionalliga-Spiel

Laut Glücksspielstaatsvertrag sind Wetten auf Amateurspiele in Deutschland verboten. Bei ausländischen Anbietern sind diese Wetten aber weiter möglich. Zuletzt hatte im vergangenen Herbst die Staatsanwaltschaft Bochum Ermittlungen wegen ungewöhnlich hoher Wetteinsätze bei der Regionalliga-Partie FSV Frankfurt gegen TSV Steinbach Haiger aufgenommen. Damals hatte das Bundesinnenministerium von einem Wettanbieter Hinweise auf eine mögliche Manipulation bekommen.

Um Auffälligkeiten zu vermeiden, soll aber bei den nun ins Visier geratenen 17 Spielen verabredet worden sein, dass nur ein Maximalbetrag bei den Wettanbietern platziert werde, damit die Überwachungssysteme nicht anschlagen. Zudem sollen die Partien ganz bewusst nur an sehr wenige "Kunden" verkauft worden sein.

Fall Hoyzer die Mutter aller Wettskandale

Der Wettskandal mit dem damaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer hatte das Thema im Jahr 2005 in den öffentlichen Fokus gerückt. Später sorgten vor allem die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum gegen eine international agierende Bande für Aufsehen - Partien von der 2. Bundesliga über Champions und Europa League standen unter Verdacht, auch Profispieler in Deutschland wurden gesperrt, Betrüger zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

2009 hatte der damalige Zweitligaprofi des VfL Osnabrück Thomas Cichon eine Manipulationsabsprache sowie die Zusage von Bestechungsgeld an ihn gestanden. Bei der Zweitliga-Partie des VfL Osnabrück beim FC Augsburg (0:3) habe er nicht mit vollem Einsatz gespielt, erklärte Cichon später vor Gericht. Er wurde 2014 zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 06.09.2024 | 11:17 Uhr

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