Stand: 18.04.2011 15:57 Uhr

Manfred Kaltz: Der stille Rekordmann

von Johannes Freytag, NDR.de

Libero in der Nationalelf

Manfred Kaltz © picture alliance Foto: picture alliance
WM 1978: Manfred Kaltz (l.) kommt zu spät gegen Hans Krankl (r.). Der schießt Österreich 3:2 in Front, die "Schmach von Cordoba" ist perfekt.

Auch in der Nationalelf erfährt Kaltz nicht immer die Wertschätzung, die ihm gebührt. Sein erstes Länderspiel macht er am 3. September 1975 in Wien gegen Österreich. 69 Einsätze im DFB-Trikot sind es am Ende. Mehr werden es nicht, weil sich Kaltz mit Bundestrainer Jupp Derwall überwirft. Kaltz wird Europameister 1980 und Vizeweltmeister 1982. Aber es gibt auch Tiefpunkte: 1978 hat der Hamburger beim WM-Turnier in Argentinien die undankbare Aufgabe, erster Libero nach dem Ende der DFB-Karriere Franz Beckenbauers sein. Das Experiment misslingt. Beim 2:3 gegen Österreich, der "Schmach von Cordoba" macht Kaltz zudem beim Siegtreffer Hans Krankls keine gute Figur. Vier Jahre später, bei der WM in Spanien, wirkt Kaltz beim 1:0-Sieg gegen die Österreicher mit, der als "Schande von Gijon" in die Geschichtsbücher eingeht: Nach dem Führungstreffer durch Hrubesch schließen die Mannschaften quasi einen Nichtangriffspakt, weil das Ergebnis beiden Teams zum Weiterkommen reicht. Ein weiterer negativer Aspekt von Kaltz‘ Länderspielkarriere: Sein Eigentor (!) in der 85. Minute leitet am 1. Januar 1981 die 1:2-Niederlage gegen Argentinien ein, die Derwalls beeindruckende Rekordserie von 23 ungeschlagenen Länderspielen beendet.

Hin und Her auch nach der Karriere

Manfred Kaltz und seine Ehefrau Vineeta Oertel © picture alliance Foto: picture alliance
Manfred Kaltz und seine dritte Ehefrau Vineeta.

Auf und ab geht es auch in Kaltz' Privatleben und in der Zeit nach seiner Spielerlaufbahn: Kaltz ist bereits in dritter Ehe verheiratet. Zwar ist er im Besitz einer Fußballlehrerlizenz, doch seine Anstellung an der Seite vonFelix Magath als Co-Trainer von Eintracht Frankfurt (2000/2001) erweist sich bisher als einziger Ausflug in den Profibereich. Anfragen, beim Hamburger SV in irgendeiner Form tätig zu werden, gibt es nicht. Dabei könnte er, der sozusagen als "Mister HSV" gilt, seinem Verein viel zurückgeben. Aber: "Es hat sich nie ergeben, ich war in der freien Wirtschaft, und immer wieder gab es im Verein Leute mit vielen Ideen und Plänen. Das ist im Grunde bis heute so geblieben. Von Konzepten und Strategien wird kaum was umgesetzt", spart Kaltz nicht mit Kritik an "seinem" Club. Kaltz ist lange Jahre als Vertriebsdirektor eines italienischen Mineralwasser-Konzerns tätig, als Immobilienmakler, als Vermögensberater und er engagiert sich in einem Rehabilitationszentrum. Seit 2002 gibt er seine Erfahrungen in einer Fußballschule an den Nachwuchs weiter. Seit 2009 ist er auch Repräsentant einer Sport- und Eventvermarktungsagentur. Und er betreibt in der Pfalz gemeinsam mit seiner Schwester ein Weingut - ein Hin und Her eben. Darüber reden will er selten. Auf eine Interviewanfrage reagierte er einmal mit den Worten: "Ein Bericht über mich? Wer will das denn lesen?"

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 29.09.2012 | 22:00 Uhr

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