1:0-Sieg im Nordduell: Hannover 96 verschärft HSV-Krise
Nach der dritten Niederlage in Serie ist der Hamburger SV auf Platz vier der Zweitliga-Tabelle abgerutscht - allerdings mit nur zwei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Kiel. 96 stoppte mit dem ersten Auswärtssieg der Saison seinen Abwärtstrend.
Der HSV rannte am Sonnabendnachmittag im Volksparkstadion nach einer Gelb-Roten Karte gegen Sonny Kittel 65 Minuten in Unterzahl einem frühen Rückstand hinterher. Doch wie schon in den vergangenen vier sieglosen Partien fehlten der Mannschaft von Trainer Daniel Thioune die Ideen - und am Ende auch das Glück -, um die streng defensiv eingestellten Gäste in die Knie zu zwingen. Kenan Kocak hatte es geschafft, das bis dahin in der Fremde noch sieglose 96-Team über weite Strecken kompakt und diszipliniert einzustellen.
Terodde: "Normalerweise schieße ich drei Tore"
"Wir müssen das Positive mitnehmen, wir haben 70 Minuten auf ein Tor gespielt", sagte Simon Terodde, der etliche Torchancen liegen ließ, dem NDR. "Normalerweise schieße ich heute drei Tore. Ein Zentimeter hat gefehlt - oder es war Unvermögen." Man kann - wie Terodde - das Positive für den HSV herausstreichen, und das ist vor allem der Konkurrenz an der Tabellenspitze zu verdanken, die ebenfalls patzte. Trotz fünf siegloser Spiele hat der Aufstiegsfavorit nur zwei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Holstein Kiel.
Matchwinner Weydandt: "Es war nicht alles gut"
Hannover kletterte auf Platz elf und hat nur noch vier Punkte Rückstand auf den HSV (4.). "Nach vier schwierigen Wochen und schwachen Spielen von uns waren das ganz wichtige drei Punkte", sagte 96-Matchwinner Hendrik Weydandt. Aber: "Es war nicht alles gut." Der Stürmer kritisierte, dass Hannover nach dem Platzverweis gegen Kittel keinen Nutzen aus seiner numerischen Überlegenheit zog. "Intensität und Einstellung waren da, aber die taktische Disziplin war nicht ganz bei hundert Prozent."
Ducksch erstmals auf der Bank
Beide Trainer hatten vor dem Nordduell auf Schlüsselpositionen an der Personalschraube gedreht. Thioune wollte mit Klaus Gjasula anstelle von Moritz Heyer das defensive Mittelfeld stabilisieren. Kocak verordnete dem glücklosen Marvin Ducksch erstmals in dieser Saison eine Denkpause und ließ offensiv Patrick Twumasi von Beginn an spielen.
Weydandt bringt Hannover in Führung
Hannover startete mit der Maßgabe in die Partie im Volksparkstadion, das Heft des Handelns den Gastgebern zu überlassen. Dieser Plan ging zunächst komplett auf, weil zum einen der Defensivverbund von 96 funktionierte und zum anderen, weil der HSV zwar viel Ballbesitz hatte, aber so gut wie nichts Intelligentes daraus machte. Auf eigene Gelegenheiten musste Hannover nicht lange warten. Ein Versuch von Twumasi aus der Distanz, bei dem Sven Ulreich die Fäuste auspacken musste, war der erste Warnschuss (12.). Der nächste Anlauf glückte. Eine Ecke des sehr präsenten Twumasi verlängerte Jaka Bijol per Kopf ans Schienbein von Khaled Narey. Weydandt staubte zum 1:0 ab (13.).
Kittel kassiert früh einen Platzverweis
Kurz nach dem dritten Saisontor des Hannoveraners kassierte Kittel eine Gelbe Karte (14.). Nicht weiter erwähnenswert eigentlich, hätte Kittel - erneut gegen Sei Muroya - nicht eine ebenso ungeschickte wie überflüssige Aktion folgen lassen. Direkt vor der 96-Bank packte er gegen den Japaner die Sense aus. Gelb-Rot, der erste Platzverweis seiner Karriere, war die Folge - und der HSV nach 25 Minuten nur noch zu zehnt. Fast hätten die Hausherren eine schwache erste Hälfte dennoch zu einem versöhnlichen Ende gebracht. Aber 96-Keeper Michael Esser stand kurz vor dem Pausenpfiff gegen Terodde (43.) und Josha Vagnoman (44.) jeweils goldrichtig.
Esser hält den Sieg fest - Terodde und Hunt glücklos
In Unterzahl tat sich der HSV beinahe leichter, Lücken im Abwehrriegel der "Roten" aufzutun. Allein den Ball brachten sie nicht im Tor unter. Symptomatisch, dass sogar Terodde beste Chancen ungenutzt ließ. Mit einer Fußparade kaufte Esser dem Toptorjäger der Hanseaten (neun Treffer) in der 76. Minute den Schneid ab. Der eingewechselte Aaron Hunt versemmelte ebenfalls freistehend und unbedrängt mit seinem schwächeren rechten Fuß eine Großchance (85.), Terodde scheiterte erneut am starken Esser (90.). Den Niedersachsen stand das Wasser in der Schlussphase bis zum Hals. Aber mit Glück und Geschick retteten sie sich über die Zeit.
Für beide Teams geht es nun mit Auswärtsspielen weiter. Der HSV muss am kommenden Sonnabend in Darmstadt antreten, Hannover in Heidenheim.
