Bundesliga: "Fußball in seiner ursprünglichen Dichte"
Nun rollt der Ball in der Bundesliga wieder. Nicht alle halten dies für angemessen. Bei Alexander Solloch überwiegt jedoch die Freude darüber, ab diesem Wochenende an einem schwer zu fassenden Spektakel teilhaben zu dürfen.
Manchmal hat man in einer Sache so unabweisbar recht, dass man am Ende trotzdem falsch liegt. Recht haben heißt eben nicht unbedingt Recht verdienen.
All die guten Argumente gegen die notdürftige Ausrichtung von Geisterspielen sind genannt und bleiben triftig. Ihnen wäre aber doch immerhin entgegenzuhalten, dass man dem teuflischen Fußballbetrieb nicht immerzu seine Verdorbenheit entgegenhalten kann, wenn man ihm nicht wenigstens die Chance gibt, in krisenhafter Zeit sein engelshafteres Gesicht auszubilden.
Ein Spektakel für Fußball- und Sprachliebhaber
Hinzu aber kommt die von keiner Kritik anzufechtende Freude darüber, ab diesem Wochenende an einem schwer zu fassenden Spektakel teilhaben zu dürfen. Wir werden Profifußball in seiner ursprünglichen Dichte sehen. Das Fehlen der immergleichen Ultragesänge macht zugleich für den Fernsehzuschauer all die anderen Laute auf dem Platz hörbar. Wie Mats Hummels an Emre Can appelliert: "Nimm du ihn, ich tu's jedenfalls nicht", wie Manuel Neuer seinen Reklamierarm hebt und erläuternd "Nur ein Krampf" ruft, wie Trainer Nagelsmann, der den Fußball einst erfand, seine Spieler auf die Erfordernis eines volatileren Flügelspiels mit gleichwohl vertikal abkippendem Sechser hin- und Timo Werner eben diese Worte mit einem kraftvollen "Wa-??" zurückweist, wie also das Schöpfen aus unterschiedlichsten Sprachregistern wundersamerweise einen Ball laufen lässt - das dringt jetzt endlich einmal an unsere neugierigen Ohren.
Verhaltensregeln bei Torerzielung
Wer Sprache liebt und ihre Möglichkeiten, darf sich freuen auf unverhofften Erkenntnisgewinn. In den von der Deutschen Fußball-Liga formulierten neuen Verhaltensregeln für Spieler und Betreuer steht auf Seite 20 die Anordnung: "Bei Torerzielung sind gemeinsames Jubeln, Abklatschen und Umarmung zu unterlassen. Kurzer Ellbogen- oder Fußkontakt ist erlaubt."
Wem werden nicht die Augen überlaufen, wenn im Juni, Juli oder November Werder Bremen in letzter Sekunde den Klassenerhalt schafft und Claudio Pizarro diesen großen Moment mit kurzem Fußkontakt feiert?
