Ein Corona-Selbsttes steht neben dem Etui eines Grundschülers. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Klassen im Distanzunterricht: Corona verschärft Lehrermangel

Stand: 19.08.2022 07:10 Uhr

Bereits in der ersten Schulwoche nach den Sommerferien müssen die ersten Schüler in MV in den Distanzunterricht. Corona-bedingt und wegen möglicherweise anderer Krankmeldungen fallen so viele Lehrer aus, dass an 16 Schulen nur noch eingeschränkter Unterricht möglich ist.

Sowohl der Landeselternrat als auch die Schulleitungsvereinigung MV halten dieses Modell für die beste Lösung im Rahmen der Möglichkeiten. Heike Walter, die Vorsitzende der Schulleitungsvereinigung Mecklenburg-Vorpommern begründet das so: "Wenn plötzlich ganz viele über einen längeren Zeitraum fehlen, kriege ich das nicht kompensiert. Die Schüler stehen morgens in der Schule und müssen Unterricht haben. Und dafür ist das Phasenmodell dann da. Und für meine Begriffe gibt es im Moment auch keine Alternative. Wenn keine Leute da sind, müssen Sie sich was ausdenken, was sie dann machen."

Präsenz- und Distanzunterricht im Wechsel

In 14 Schulen fehlen laut Bildungsministerium so viele Lehrer, dass der Unterricht vor Ort nicht im vollen Umfang abgesichert werden kann. Nur noch die Klassen 1 bis 6 würden an diesen Schulen unterrichtet, die Größeren ab Klasse 7 erhielten Wechselunterricht, hieß es. Das heißt, ein Teil der Schüler lernt in der Schule, der andere Teil zu Hause. Regelmäßig wird gewechselt.

Zwei Schulen ohne Präsenzunterricht

In zwei weiteren Schulen ist nach Angaben des Bildungsministeriums derzeit gar kein Präsenzunterricht für die Schüler ab Klasse 7 möglich - abgesehen von den Abschlussklassen. Die Schüler werden aus der Ferne zu Hause unterrichtet. "Das haben sich die Eltern sicher nicht so vorgestellt, dass der Start ins neue Schuljahr gleich damit beginnt, dass wir im Phasenmodell die Kinder unterrichten", sagte der Vorsitzende des Landeselternrates, Kay Czerwinski im Interview mit dem NDR in MV.

97 Prozent der Schüler im Präsenzunterricht

Jeder, der mit offenen Augen durch die Gesellschaft laufe, wisse, dass es nach wie vor Coronavirus-Infektionen gibt. "Fakt ist, dass wir das gleiche Bild haben wie momentan im Gesundheitswesen, die ja auch große Probleme haben, die Versorgung abzusichern, weil viele Schwestern, Krankenpfleger oder auch Ärzte zu Hause sind, weil die Kinder erkrankt sind oder weil sie selber erkrankt sind", so Czerwinski weiter. Schule sei Bestandteil dieser Gesellschaft und könne nicht extra betrachtet werden. Deswegen überrasche ihn die derzeitige Situation auch nicht. "Schön ist es nicht, aber Corona ist nun einmal gekommen, um zu bleiben und wir müssen einfach damit umgehen lernen. Wir haben ja auch 97 Prozent der Schüler im Normalunterricht. Und das ist gut so, denn Schule ist nach wie vor der beste Ort zum Lernen", so der Landeselternrats-Chef.

300 Lehrer mehr als im vergangenen Schuljahr in MV

Zu Beginn des Schuljahres waren an den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern 690 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt worden - nach Angaben von Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) so viele wie seit dem Schuljahr 2015/16 nicht mehr. Allerdings ist auch die Zahl der Schüler im Vergleich zum Vorjahr um rund 4.500 auf 160.200 gestiegen. Die Zahl der Lehrkräfte nahm den Angaben zufolge um knapp 300 auf 13.610 zu. Das neue Schuljahr begann am Montag. Knapp ein Drittel der neu eingestellten Lehrer - 32 Prozent - sind laut Ministerium Quereinsteiger. "Wir wissen alle, dass das noch nicht ausreichend ist, sondern dass wir mehr Lehrer brauchen, dass so viele wie möglich Lehrer ins System reinkommen müssen", so Czerwinski. "Es rächt sich die falsche Politik der letzten Jahrzehnte, die eben jetzt zum Tragen kommt - insbesondere auch aufgrund der Corona-Pandemie."

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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 18.08.2022 | 06:50 Uhr