Sendedatum: 28.05.2018 | 22:00 Uhr | 45 Min | Archiv
1 | 19 Raps ist die wichtigste Futterpflanze für Bienen auf dem Land. Doch nach dem Frühsommer ist er verblüht. Die Insekten suchen sich den Nektar anderer Blüten.
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2 | 19 Die sind genauso schön gelb wie Raps: die Blüten des Jakobskreuzkrauts. Doch das ist giftig. Eine Alternative finden Bienen wegen der modernen Landwirtschaft kaum noch: Statt blühender Wiesen gibt es oft nur noch Mais und Getreide.
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3 | 19 Gerade auf geschützten Brachflächen - wie hier in Schleswig-Holstein - breitet sich die Pflanze aus. Sie enthält giftige Pyrrolizidin-Alkaloide, um Fressfeinde abzuhalten.
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4 | 19 Der Eutiner Hobby-Imker Rainer Korton findet es im Prinzip gut, dass es auf solchen Flächen wieder blüht. Aber dem Jakobskreuzkraut hat er den Kampf angesagt. Nach Feierabend beseitigt der Hobby-Imker regelmäßig einige Müllsäcke voll von der giftigen Pflanze - allerdings nur, wenn er Handschuhe trägt.
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5 | 19 Lange dachte man, dass Bienen die Giftpflanze meiden. Doch das stimmt nicht. Offenbar lieben sie die großen Bestände des Jakobskreuzkrautes. Der Honig, der nach der Rapsblüte geerntet wird - der Sommerhonig - ist daher äußerst gefährdet.
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6 | 19 2012 findet Rainer Korton das Pflanzengift in seinem Honig und geht an die Öffentlichkeit. Ihm wird Panikmache vorgeworfen. Doch das ändert sich gerade. "Ich will weder Pflanzenschutzmittel in meinem Honig haben noch Pflanzengifte", sagt Imker Korton. "Das hat im Honig nichts zu suchen, weil Honig für mich das gesündeste Lebensmittel überhaupt ist und das soll es auch bleiben."
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7 | 19 Zusammen mit Kollegen hat Rainer Korton die "Interessengemeinschaft Jakobskreuzkraut" gegründet. Sie finanziert die erste wissenschaftliche Studie zum Thema. Ein Doktorand der Universität München führt sie durch. Der Forscher will klären, wie viel der giftigen Pyrrolizidin-Alkaloide aus dem Jakobskreuzkraut in den Sommerhonig gelangt.
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8 | 19 150 Bienenstöcke in Schleswig-Holstein werden dafür untersucht. Der Forscher Matthias Zimmermann entnimmt die Proben direkt aus den Waben, damit die Herkunft eindeutig ist.
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9 | 19 "Wir müssen ja jede Angreifbarkeit dieser Studie ausschließen können", erklärt Doktorand Matthias Zimmermann. "Wir tragen über Geokoordinaten ein, von welchem Stand die Völker beprobt worden sind."
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10 | 19 Wie wirkt das Gift dieser hübschen einheimischen Pflanzen? "Beim Menschen kommen vor allem die Langzeitauswirkungen zum Tragen", meint Matthias Zimmermann. "Das ist schon gruselig. Denn dieses Gift reichert sich im Körper an und kann dadurch zu chronischen Erkrankungen führen. Es ist krebserregend, mutagen und lebertoxisch."
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11 | 19 Viele Imker wissen nicht, ob das Gift des Jakobskreuzkrauts in ihrem Honig steckt. Tests auf die giftigen Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) sind teuer. Einen gesetzlichen Grenzwert gibt es nicht. Aber Schleswig-Holstein arbeitet mit einem unverbindlichen Richtwert von 140 Mikrogramm pro Kilogramm.
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12 | 19 Den Imker dieses Honigs hat es erwischt. Sein Honig ist drei Mal höher belastet als der Richtwert. Andere Imker berichten vom Zehnfachen und sogar noch mehr. Der Honig muss dann entsorgt werden. Er wird mit Wasser aufgegossen und schließlich in einer Biogasanlage entsorgt.
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13 | 19 Viele halten den Richtwert von 140 Mikrogramm für viel zu hoch. Der Wert geht von einem Durchschnittsverbrauch von täglich drei Gramm aus. Das ist gerade mal eine Messerspitze Honig. Für ein ordentliches Honigbrot braucht man eher 20 Gramm.
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14 | 19 Wer schützt die Verbraucher vor dem Pflanzengift in unserem Honig? Das Problem Jakobskreuzkraut ist im Kieler Landtag angekommen. Hier werden die Ergebnisse einer vom Umweltministerium finanzierten PA-Untersuchung präsentiert.
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15 | 19 Bei der Untersuchung gab es zwar auch eine große Zahl an Sommerhonig-Proben, in denen nichts gefunden wurde. Dafür sind die Werte in den belasteten Honigen teilweise erschreckend hoch - bis zu 17.843 Mikrogramm: das 127-fache des Richtwertes.
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16 | 19 Landesumweltminister Robert Habeck sieht die Bundesbehörden in der Pflicht. "Sie würden wirklich helfen, die Debatte zu befrieden, wenn sie einen Grenzwert hätten. Dann können unsere Landeslaborleute tätig werden." Gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz hat sein Ministerium nun ein Pilotprojekt gestartet, mit dem die Giftbelastung im Honig verringert werden könnte.
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17 | 19 Anders als selbstständige Imker kann es sich die Lebensmittelindustrie finanziell erlauben, den Honig, den sie einkauft, genau zu untersuchen. In diesem riesigen Rohwarenlager von Langnese stehen gerade 10.000 Tonnen Honig aus aller Welt.
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18 | 19 Das Kontrollsystem für den Supermarkthonig ist aufwendig. Von jedem einzelnen Fass wird eine Probe genommen und im betriebseigenen Labor auf Rückstände untersucht. Wird etwas gefunden, geht die Ware zurück: Hier wollen sie kein Risiko eingehen.
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19 | 19 Damit die Bienen nach der Rapsblüte auf dem Land gar nicht in Versuchung geraten, das Jakobskreuzkraut anzufliegen, bleibt den Imkern nur, ihre Bienenstöcke weit ab davon aufzustellen. Wie etwa in der Heide.
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