Ein schwarzes Smartphone auf einem Holztisch mit eingestecktem Ladekabel © NDR Foto: Elke Janning
Ein schwarzes Smartphone auf einem Holztisch mit eingestecktem Ladekabel © NDR Foto: Elke Janning
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AUDIO: Wie Smartphone-Hersteller unsere Akku-Angst besiegen wollen (3 Min)

Handy richtig laden und nutzen: So halten Akkus länger

Stand: 04.04.2023 10:08 Uhr

Ein schwacher Akku veranlasst Handybesitzer oft zum Neukauf. Durch richtiges Laden lässt sich der Akku schonen. Moderne Lithium-Ionen-Akkus sollten weder vollständig entleert noch vollständig aufgeladen werden.

Früher galt für eine möglichst lange Nutzung von Handyakkus die Empfehlung, diese gänzlich leer laufen zu lassen und sie anschließend in einem ununterbrochenen Ladevorgang wieder vollständig aufzuladen. Schlossen Handybesitzer ihre Geräte hingegen wiederholt unentleert ans Stromnetz an, zeigte sich bei den damals vornehmlich verbauten Nickel-Cadmium-Akkus nach einiger Zeit der sogenannte Memory-Effekt: Die Akkus schienen sich an den geringeren Energiebedarf zu "erinnern", ihre Kapazität schwand. Handys mussten in der Folge häufiger aufgeladen werden, Akkus wurden mitunter unbrauchbar.

Lithium-Ionen-Akkus: Ladestand zwischen 20 und 80 Prozent

Heute sind in den meisten Smartphones Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Der Memory-Effekt ist bei diesen Batterien nicht mehr feststellbar. Lithium-Ionen-Akkus sollten im Gegensatz zu Nickel-Cadmium-Akkus weder vollständig entleert noch vollständig aufgeladen werden. Tristan Jorde, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Produktsicherheit bei der Verbraucherzentrale Hamburg, empfiehlt, den Ladestand von Lithium-Ionen-Akkus im Bereich zwischen 20 und 80 Prozent zu halten, um einen vorzeitigen Verschleiß zu vermeiden.

Nicht jedes Handy fürs Schnellladen geeignet

Jorde weist darauf hin, dass bei der Nutzung von USB-Schnellladegeräten Probleme auftreten können. Diese seien darauf ausgelegt, Smartphones innerhalb kürzester Zeit voll aufzuladen. Doch nicht jeder Akku sei auf die Aufnahme entsprechend hoher Stromstärken ausgelegt. Verbraucher sollten daher prüfen, ob das eigene Handy für die Schnelllade-Funktion geeignet ist. Jorde empfiehlt zudem, während des Schnellladens anwesend zu sein, falls der Akku überhitzt oder sich sogar entzündet.

Bei Ladegeräten auf Qualität achten

Für eine lange Lebensdauer von Akkus empfiehlt der Verbraucherschützer zudem, möglichst Original-Ladegeräte zu verwenden. Denn diese sind in ihrer Leistung und Stromstärke auf das jeweilige Handy abgestimmt. Der Einsatz billiger oder unzertifizierter Ladegeräte kann dem Akku schaden, weil zum Beispiel minderwertige Materialien und Netzteile verwendet wurden oder Kabel nicht optimal in den Ladeanschluss des Handys passen. Ein hoher Preis für Ladegeräte ist laut Jorde keine Garantie für gute Qualität. Ist ein neues Ladegerät vonnöten, sollten sich Handybesitzer möglichst das Original zulegen oder sich im Fachhandel beraten lassen.

Handy über Nacht laden?

Handys mit modernen Lithium-Ionen-Akkus über Nacht zu laden, ist im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit des Akkus meist kein Problem. Auch in Bezug auf die Sicherheit entwarnen die Hersteller: Moderne Akkus seien mit Schutzmechnismen ausgestattet, um Überhitzungen zu vermeiden.

Wer noch ein altes Handy mit Nickel-Cadmium- oder Nickel-Metallhydrid-Akku nutzt, sollte es bei vollständigem Ladestand immer vom Netz trennen.  Es kann sonst über Stunden zu sogenannten Mini-Aufladungen oder zu einer Überhitzung des Akkus kommen.

Schäden an Akkus können zu Überhitzung führen

Verbraucherschützer Jorde mahnt beim nächtlichen Laden zu Vorsicht: "Bei der Vielzahl an Geräten auf dem Markt kann es in Einzelfällen zu Beschädigungen von Akkus kommen - zum Beispiel bei der Herstellung". Überhitzungen bei einzelnen Akkus können infolge solcher Schäden nicht ausgeschlossen werden. Auch im täglichen Gebrauch können die Batterien beschädigt werden. Fällt ein Akku zum Beispiel aus Versehen auf einen harten Boden, kann er nachhaltig beschädigt sein, warnt die "Aktion Das sichere Haus e.V.".

Smartphones sicher laden

Beim Laden moderner Geräte wird die Stromzufuhr ab etwa 80 Prozent aufwärts automatisch gedrosselt, um das Risiko für das Überhitzen des Akkus zu minimieren. Da Lithium-Ionen-Akkus eine vergleichsweise große Menge Energie speichern, können sie aber trotz moderner Ladetechnik überhitzen, aufblähen, entflammen und in seltenen Fällen sogar explodieren.

Um Smartphones sicher zu laden, sollten Verbraucher das Handy deshalb

  • tagsüber laden, dabei anwesend und wach sein
  • beim Laden auf einen nicht brennbaren Untergrund legen und Umliegendes entfernen (z.B. freie Fensterbank)
  • beim Laden nicht unter ein Kissen oder eine Bettdecke legen (Hitze kann sich stauen)
  • keiner Hitze oder Kälte aussetzen (z.B. im Sommer nicht im Auto lassen)

Akku entlasten: Tipps zum Energiesparen

Moderne Handys verfügen häufig über Funktionen zum optimierten Laden von Batterien. Dabei wird zum Beispiel die Ladegeschwindigkeit und -zeit an Faktoren wie die Nutzungsgewohnheiten, das Alter der Batterie oder die Temperatur angepasst. In Apple-Geräten nennt sich diese Funktion "Optimized Battery Charging", in Samsung Galaxy-Modellen "Adaptive Fast Charging".

Darüber hinaus können Verbraucher Folgendes tun, damit ein voller Akku länger hält:

  • ungenutzte Apps entfernen
  • Apps nach der Nutzung schließen (laufen häufig im Hintergrund)
  • Bildschirm abdunkeln (ggf. Automatik fürs Abdunkeln einstellen)
  • Energiesparmodus anstellen
  • Ortung durch GPS in den Einstellungen deaktivieren
  • WLAN ausstellen, wenn man unterwegs ist (Handy sucht sonst dauerhaft nach Netzen)
  • Nah-Kommunikation NFC bei Nicht-Nutzung ausstellen (oft für Zahlung genutzt, z.B. mit Apple Pay)
  • Klingelton statt Vibrationsalarm nutzen
  • Handy bei Nichtnutzung ausschalten oder in den Flugmodus versetzen

Wann ein Akku gewechselt werden sollte, hängt von der Nutzung des Handys ab. Wird ein Akku so heiß, dass er nicht mehr angefasst werden kann, ist ein Defekt wahrscheinlich und ein Akku-Tausch ratsam. Mit der neuen Ökodesign-Richtlinie soll das Tauschen von Akkus für Verbraucher künftig einfacher sein.

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NDR Info | 01.03.2023 | 06:20 Uhr

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