Stand: 30.03.2020 13:09 Uhr

Betäubung beim Schlachten: Wie Schweine leiden

von Annette Niemeyer
Schweinehälften hängen in einem Schlachthof. © colourbox Foto: -
Vor dem Schlachten werden Schweine mit Strom oder CO2 betäubt.

Auf dem Schlachthof werden Schweine durch einen Stich in die Halsschlagader und den dadurch entstehenden Blutverlust getötet. Vor dem Schlachten werden die Tiere mit Strom oder Kohlendioxid (CO2) betäubt. Viele Schlachthöfe wählen die günstigere CO2-Betäubung, obwohl die Schweine dabei mehr leiden. Welche Betäubung zum Einsatz kam, können Verbraucher an der Fleischtheke in der Regel nicht erkennen.

Betäubung per Strom in kleinen und mittleren Schlachtereien

In kleinen Landschlachtereien werden Schweine in der Regel mit Strom betäubt. Die Methode wirkt sofort beim Ansetzen der Betäubungszange. Ein Nachteil ist, dass die Schweine für die Betäubung vereinzelt und in einer sogenannten Betäubefalle ruhiggestellt werden. Das kann je nach Befähigung des Schlachters und abhängig von den örtlichen Gegebenheiten zu Stress bei den Tieren führen. Auch an einigen mittelgroßen Schlachthöfen wird die Elektrobetäubung eingesetzt, allerdings in vollautomatischen Anlagen.

Große Schlachthöfe betäuben Schweine mit Gas

Große Schlachthöfe setzen bei der Betäubung in der Regel auf die Betäubung mit Kohlendioxid (CO2). Das hat mehrere Vorteile: Die Schweine müssen nicht vereinzelt werden, sondern werden in Gruppen in die Betäubungsgondeln getrieben. Das senkt den Stress für die Tiere. Vorteil für die Schlachthöfe: Durch die CO2-Betäubung sind höhere Schlachtraten möglich. Das Betäubungsgas CO2 ist relativ preisgünstig.

Qualen der Schweine durch CO2-Betäubung

Anders als die Elektrobetäubung wirkt die CO2-Betäubung allerdings nicht sofort. Die Schweine verlieren ihr Wahrnehmungs- und Empfindungsvermögen erst nach der sogenannten Einleitungsphase von 10 bis 30 Sekunden. In dieser Zeit bildet das Kohlendioxid auf den feuchten Schleimhäuten des Atemtrakts Kohlensäure, die einen stechenden Schmerzreiz verursacht.

Zusätzlich entsteht bei den Schweinen ein Gefühl des Erstickens. Denn die Atmung wird bei Säugetieren durch den CO2-Gehalt im Blut reguliert. Steigt der CO2-Gehalt, reagieren die Schweine mit vertiefter Atmung, die den CO2-Gehalt weiter erhöht. Die Tiere geraten in Atemnot und Panik. Im Blut der mit CO2 betäubten Schweine lassen sich deutlich erhöhte Konzentrationen von Stresshormonen wie Adrenalin oder Noradrenalin nachweisen.

Betäubung mit Gas: Alternativen zu CO2

An alternativen Betäubungsgasen wie Helium, Stickstoff oder Argon wird zwar geforscht, doch bisher ist keines der Verfahren praxisreif. Ein Grund für den langsamen Fortschritt sind möglicherweise die höheren Kosten.

Fleisch aus CO2-freier Schlachtung erkennen

Verbraucher haben derzeit nur geringe Chancen, Schweinefleisch aus CO2-freier Schlachtung zu erkennen. Ideal für das Tierwohl sind kleine Schlachtereien, in denen Schweine von sachkundigen Metzgern ohne Zeitdruck und Hektik betäubt werden. Solche Schlachtereien gibt es gelegentlich auf dem Land, aber noch seltener in großen Städten. Denn die wenigsten Metzger mit eigenen Läden schlachten die Tiere selbst.

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Die Tricks | 30.03.2020 | 21:00 Uhr

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