Stand: 28.08.2019 12:21 Uhr

Naturpark Peenetal: Im Boot zu den Bibern

Wer das Peenetal kennenlernen möchte, sollte mit dem Boot fahren. Vom Wasser aus lassen sich die 85 Kilometer vom Kummerower See bis zur Mündung der Peene in den Peenestrom östlich von Anklam am besten entdecken. Die Landschaft im Osten Mecklenburg-Vorpommerns strahlt Ruhe aus. Selbst die Peene, ein stattlicher Fluss, fließt mit geringem Gefälle träge durch die Region und wird daher "Amazonas des Nordens" genannt. Die Peene ist Lebensader eines der größten zusammenhängenden Niedermoorgebiete Mittel- und Westeuropas mit einer Fläche von etwa 20.000 Hektar.

Ein fast unberührter Fluss

Stichwort Niedermoor

Im Gegensatz zu Hochmooren haben Niedermoore Kontakt zum Grundwasser. Sie sind daher von einem konstanten Wasserstand in ihrer Umgebung abhängig. In Niedermooren wachsen überwiegend niedrige Pflanzen wie Sauergräser, Moose und Röhrich. Geringer Sauerstoffgehalt an den Wurzeln führt dazu, dass sich aus Pflanzenresten Torf bildet. Beträgt die Torfschicht mindestens 30 Zentimeter, spricht man von einem Moor.

Typische, selten gewordene Pflanzen wie Ostsee-Knabenkraut, Mehl-Primel oder verschiedene Sumpfblumen, aber auch etwa zwölf Orchideen-Arten breiten sich dort aus. Ebenso haben viele Tiere ihre Heimat in der Peene und an ihren weitgehend naturbelassenen Ufern. Keine Staustufe, kein Wehr hält den Fluss auf, in dem allein fast 40 Fischarten leben - soviel wie in keinem anderen Fließgewässer Mecklenburg-Vorpommerns. Dazu kommen mehr als 150 Vogelarten, Amphibien, unzählige Insekten, Fischotter und Biber.

Sanfter Tourismus im Naturpark

Seit 2011 steht diese Landschaft unter Schutz: als Naturpark Flusslandschaft Peenetal. Der achte Naturpark im Nordosten ist das Ergebnis eines der größten Naturschutzprojekte in Deutschland. Von 1992 bis 2009 flossen 28,5 Millionen Euro in die Renaturierung von rund 40.000 Hektar des Peenetals, die zuvor weitgehend als landwirtschaftliche Flächen genutzt wurden. Jetzt verbindet der Naturpark fünf bereits zuvor existierende kleinere Naturschutzgebiete.

Kanufahrer auf der Peene © imago/Norbert Fellechner
Die Peene ist ein ideales Revier für Kanufahrer.

Sanfter Tourismus soll eine wirtschaftliche Alternative für die Bewohner des dünn besiedelten Landstrichs bieten. Bisher liegt der Schwerpunkt auf Wasser- und Angeltourismus. Zahlreiche Rastplätze für Wasserwanderer, Stadthäfen wie in Demmin und Anklam, Fahrten mit Ausflugsschiffen sowie Kanu-Verleiher bieten viele Möglichkeiten, die Flusslandschaft zu erkunden - etwa um Biber zu beobachten. Wer in der Dämmerung mit dem Boot unterwegs ist, sieht mit etwas Glück gleich mehrere dieser kräftigen Nager.

Gleichzeitig ist die Peene Bundeswasserstraße und darf auch von größeren Motorschiffen befahren werden. Selbst Flusskreuzfahrtschiffe sind dort gelegentlich unterwegs.

Ausflüge mit dem Naturpark-Ranger

Eine Anlaufstelle für Besucher des Naturparks ist das Informationszentrum im Dorf Stolpe. Eine kleine Personen- und Radfähre verbindet dort beide Ufer der Peene. Park-Ranger bieten geführte Touren an. Die Parkverwaltung plant, weitere Wege für Fußgänger oder Radfahrer auszuschildern, um das Peenetal auch von Land aus besser für Besucher zu erschließen.

Torfstich-Seenlandschaft bei Loitz

Bei der kleinen Stadt Loitz haben sich ehemalige Torf-Abbauflächen, sogenannte Stiche, mit Wasser gefüllt und sind über Zugänge mit der Peene verbunden. Die Torfstiche selbst stehen allerdings unter Naturschutz und dürfen nicht mit Booten befahren werden. Doch auch zu Fuß lässt sich die artenreiche Flora und Fauna von Loitz aus entdecken. Einen Überblick über touristische Angebote an der Peene bietet die Website Abenteuer Flusslandschaft.

Anklam, das Zentrum an der Peene

Die Holzbrücke über der Peene in Anklam. © NDR Foto: Thomas Scharwe aus Mühlacker
Nach einem Engpass in Anklam fließt die Peene in ihr Mündungsdelta.

Auch von Anklam aus, der größten Stadt im Peenetal, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Natur zu erkunden - ob bei Wanderungen durch wiedervernässte Wiesen, einer Kanu- oder Radtour. Auf dem neu gestalteten Marktplatz im Zentrum der Altstadt zeigt die Hansestadt ihre Geschichte in gepflasterten "Jahrhundertbändern": von 1243, der ersten Erwähnung Anklams, über die Blütezeit im 15. Jahrhundert, die französischen Besetzung 1806 bis zur Neuzeit. Die alte Hansestadt ist Teil der europäischen Route der Backsteingotik. Auch das Museum im Steintor verschafft Besuchern einen anschaulichen Blick auf die Historie der Stadt - und einen aktuellen Überblick aus der fünften Etage des 32 Meter hohen historischen Torhauses. Ein weiteres Museum widmet sich dem Flugpionier Otto Lilienthal, der am 23. Mai 1848 in Anklam zur Welt kam und bis 1864 dort das Gymnasium besuchte.

Karte: Naturpark Flusslandschaft Peenetal

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Dieses Thema im Programm:

Nordtour: Den Norden erleben | 24.08.2019 | 18:00 Uhr

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