Welterbestadt Wismar: Hafenflair und Backsteingotik

Stand: 14.12.2023 11:10 Uhr

Imposante Backsteinkirchen, schön restaurierte Giebelhäuser und ein geschäftiger Hafen, in dem Ausflugsboote, Fischkutter und Jachten festmachen - so präsentiert sich die UNESCO-Welterbestadt Wismar.

Anziehungspunkt in der Altstadt mit ihren vielen schönen Bürgerhäusern ist der quadratische Marktplatz, einer der größten in Norddeutschland. In seiner Mitte befindet sich die "Wasserkunst", ein auffälliges Brunnenbauwerk aus dem 17. Jahrhundert. Bis 1897 diente es der Trinkwasserversorgung der Stadt. Rund um den Platz gruppieren sich repräsentative Giebelhäuser aus verschiedenen Jahrhunderten. Fast die gesamte Nordseite des Platzes nimmt das mächtige klassizistische Rathaus ein.

Durch Wismars Altstadt: Vom Rathaus zum Schabbellhaus

Wer den Platz am Rathaus vorbei in nordwestlicher Richtung verlässt, steht schon bald vor dem ersten Karstadt-Kaufhaus. Im Erdgeschoss des Stammhauses, das auch nach der Schließung vieler Filialen im Norden erhalten bleibt, erinnert ein kleines Museum an den Gründer Rudolph Karstadt und die Anfangsjahre des Unternehmens im späten 19. Jahrhundert.

Über die Straßen Hinter dem Rathaus, Altböterstraße und ABC-Straße geht es zum Schabbellhaus. In dem prächtigen Renaissancebau, der nach einem früheren Bürgermeister benannt wurde, ist das stadtgeschichtliche Museum untergebracht.

An der Grube entlang bis zum Hafen von Wismar

Gewölbe an der Runden Grube in Wismar © Tourismuszentrale Wismar
Über dem Wasserlauf Grube liegt das sogenannte Gewölbe. Dort konnte das Wasser aufgestaut werden - etwa, um Brände zu löschen.

Vor dem Schabbellhaus verläuft die Mühlengrube, auch Runde Grube genannt. Sie ist einer der ältesten künstlichen Wasserläufe in einer deutschen Stadt und verbindet den Schweriner See mit der Ostsee. Im Mittelalter diente das Wasser der Grube zum Trinken, Waschen und Löschen und trieb zahlreiche Mühlräder an. Heute bietet der kleine Kanal Besuchern eine gute Orientierung und führt an vielen sehenswerten Gebäuden vorbei bis zum Hafen.

Auf der dem Schabbellhaus gegenüber liegenden Seite der Grube erhebt sich mit der Nikolaikirche eine der drei monumentalen gotischen Sakralbauten Wismars. Über die sogenannte Schweinsbrücke mit ihren kleinen, metallenen Schweineskulpturen gelangen Besucher an dieser Stelle über den Wasserlauf.

Prachtvolle Backsteingotik: Wismars Kirchen

Blick auf St. Georgen in Wismar aus der Luft © Tourismuszentrale Wismar
Die Georgenkirche wurde erst nach 1990 wiederaufgebaut. Sie wurde im Krieg stark beschädigt.

Neben St. Nikolai prägen der Turm der Marienkirche und die Kirche St. Georgen das Panorama der alten Hansestadt. Die Georgenkirche ist die größte und gleichzeitig die jüngste unter ihnen. Der mächtige Backsteinbau erhebt sich hoch über die Dächer der Altstadt. Der Turm an der Westfassade ist unvollendet.

Im Zweiten Weltkrieg wurden St. Georgen und St. Marien weitgehend zerstört. Von der Marienkirche ist bis heute nur der Turm erhalten, St. Georgen wurde nach der Wende wieder aufgebaut - neben der Dresdner Frauenkirche das größte Wiederaufbauprojekt in Ostdeutschland. Heute dient die Kirche in den Sommermonaten als Spielstätte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Ein Aufzug führt auf den 36 Meter hohen Turm mit einer Aussichtsplattform, die einen schönen Blick auf Stadt und Ostsee bietet.

Konzerte im früheren Heiligen-Geist-Hospital

Konzerte finden auch in der Heiligen-Geist-Kirche in der Lübschen Straße statt. Sie gehörte früher zu einem mittelalterlichen Hospital. Der Durchgang vom sogenannten Siechenhaus zum Kirchenraum, der auch als Herberge für Pilger und Obdachlose diente, war geöffnet - die Kranken sollten am Gottesdienst teilhaben dürfen.

Sehenswert: Das Welt-Erbe-Haus

In zwei mittelalterlichen Giebelhäusern in der Nähe (Lübsche Straße 23) befindet sich das Welt-Erbe-Haus. Im Inneren informiert eine Ausstellung über Wismars Geschichte und den Weg der Hansestadt zum UNESCO-Welterbe. Seit 2002 trägt die Altstadt - gemeinsam mit der Altstadt von Stralsund - den UNESCO-Titel. Beim Besuch der Ausstellung lohnt ein Blick in das sogenannte Tapetenzimmer mit wertvollen Papierdrucken aus dem Jahr 1823, die Szenen aus der griechischen Mythologie zeigen.

Spuren der Schwedenzeit: Die Schwedenköpfe

Schwedenköpfe vor dem Baumhaus im Hafen von Wismar © NDR Foto: Irene Altenmüller
Die Schwedenköpfe sind barocke Herkulesbüsten. Sie standen im 17. Jahrhundert in der Hafeneinfahrt.

Von 1648 bis 1803 gehörte Wismar zum schwedischen Königreich. Die Schweden ließen die Stadt zu einer der größten Seefestungen Nordeuropas ausbauen. An ihre Herrschaft erinnern heute die hölzernen "Schwedenköpfe" vor dem sogenannten Baumhaus im Alten Hafen. Sie sind originalgetreue Kopien der Köpfe aus dem 17. Jahrhundert, die einst auf Dalben in der Hafeneinfahrt standen. Das Baumhaus selbst war Sitz der "Bohmschlüter": Sie bewachten die Hafeneinfahrt, die nachts mit einem quergelegten Baumstamm abgesperrt wurde.

Alter Hafen und Hansekogge "Wismara"

Zur Hansezeit wurden im Alten Hafen Salz, Getreide, Wolle, Fische und vieles mehr umgeschlagen. Bis heute hat sich die Form des historischen Hafens kaum verändert, allerdings ist er nicht mehr von wirtschaftlicher Bedeutung, sondern vor allem ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen.

Die Kogge Wissemara im Alten Hafen in Wismar © NDR Foto: Fred Vorfahr aus Schwerin
Die Kogge "Wissemara" an ihrem Liegeplatz im Alten Hafen.

Mit etwas Glück ist im Hafen die Hansekogge "Wissemara" zu sehen, ein Nachbau der sogenannten "Poeler Kogge". Das Schiffswrack aus dem 14. Jahrhundert wurde 1997 vor der Insel Poel entdeckt. Interessenten können mitsegeln: Der Verein Poeler Kogge bietet regelmäßig Törns auf die Ostsee an (Tel. 03841/30 43 10).

Heringstage und Hafenfest

Alljährlich kurz vor Ostern feiert die Stadt die Heringstage. Dann wird der frische Hering vom Alten Hafen zum Marktplatz gebracht und verkostet. Im Juni steht beim viertägigen Hafenfest der Alte Hafen selbst im Mittelpunkt - mit Live-Musik, Fahrgeschäften und abendlichem Feuerwerk.

Naturwissenschaftliches Museum Phantechnikum und "Wonnemar"

Zwei Mädchen testen das Propellerkarussell im Phantechnikum Wismar. © phanTECHNIKUM Wismar Foto: Peter Lück
Nicht nur für Kinder ein Spaß: Eine Fahrt im Propellerkarussel des Phantechnikums.

Etwas außerhalb der Innenstadt befindet sich das Phantechnikum. In dem erlebnisorientierten Museum können Besucher an zahlreichen Mitmachstationen naturwissenschaftliche und technische Phänomene hautnah erleben - ein interessantes Ausflugsziel nicht nur für Familien mit Kindern.

Spaßbad und Tierpark

Ein weiteres beliebtes Familienausflugsziel ist das Erlebnisbad "Wonnemar" mit Rutschen, Wellenbad und großem Saunabereich. Am Stadtrand lockt der Tierpark mit vielen exotischen und einheimischen Tieren, einem Abenteuerspielplatz, Trampolinen, einer Wasserbobbahn sowie einer Bootsanlage mit Tretbooten.

Strände und Ostseebäder bei Wismar

Im Stadtteil Wendorf befindet sich ein kleiner Strand mit Seebrücke. Von der Altstadt ist er etwa fünf Kilometer entfernt. Wer etwas weiter fährt, kann zwischen verschiedenen größeren Seebädern wählen: Nordwestlich etwa liegt das Ostseebad Boltenhagen mit schöner Dünenpromenade und Kurpark. Nordöstlich von Wismar - zwischen Ostsee und Salzhaff - befindet sich Rerik. Das kleine Seebad ist ein gutes Revier für Segler und Surfer.

Ausflugsziele Insel Poel und Ostseebad Rerik

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Lohnend ist zudem ein Ausflug auf die nahegelegene Insel Poel mit viel Grün und naturbelassenen Stränden. Poel lässt sich bestens per Fahrrad erkunden. Eine 20 Kilometer lange Strecke führt einmal um die Insel und bietet dabei immer einen freien Blick aufs Wasser.

Radfahren an der Küste

Wer gern mit dem Rad unterwegs ist, kann von Wismar aus auf dem Ostseeküstenradweg über Kühlungsborn bis nach Warnemünde fahren. Die Strecke lässt sich entweder in zwei Etappen von etwa 45 und 25 Kilometern teilen oder als längere Tagesetappe von etwa 70 Kilometern planen. In Warnemünde empfiehlt sich für die Weiterfahrt nach Rostock die S-Bahn oder das Schiff, da es keine attraktive Radroute in die Stadt gibt.

Karte: Wismar und seine Sehenswürdigkeiten

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