Heringsdorf, Bansin, Ahlbeck: Usedoms Kaiserbäder
Schmucke Villen und schöne Strände prägen die Kaiserbäder Heringsdorf, Bansin und Ahlbeck auf der Ostseeinsel. Eine Promenade verbindet sie und führt bis ins polnische Swinemünde.
Feiner Sandstrand, ein ruhiges Hinterland und eine der sonnigsten Lagen Deutschlands: Diese Vorzüge Usedoms wussten bereits die deutschen Kaiser, der Adel und das wohlhabende Bürgertum zu schätzen. Noch heute tragen Heringsdorf, Bansin und Ahlbeck den Beinamen "Kaiserbäder". Ihre bis zu 60 Meter breiten und kilometerlangen Bilderbuch-Strände sind selbst im Hochsommer selten überfüllt.
Eine Besonderheit ist die lange Strandpromenade - die längste in Europa: Auf zwölf Kilometern verbindet sie die Kaiserbäder im Südosten Usedoms untereinander und führt weiter nach Osten bis ins polnische Swinemünde.
Usedomer Bäderarchitektur mit restaurierten Villen
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich aus den kleinen Fischerdörfern mondäne Seebäder, in denen Fürsten und Adlige ihren Sommerurlaub verbrachten. Davon zeugt die prächtige Bäderarchitektur, die alle drei Orte prägt. Die liebevoll restaurierten weißen Villen, einst von Adligen und reichen Berliner Stadtbewohnern als Sommerresidenzen erbaut, werden heute meist als Ferienwohnungen genutzt.
Das mondäne Ostseeheilbad Heringsdorf
Prachtvolle historische Villen, umgeben von großzügigen Parkanlagen mit alten Bäumen, prägen Heringsdorf, das älteste und bekannteste Seebad Usedoms. Viele Villen grenzen direkt an die Strandpromenade, leider auch einige wenige Plattenbauten aus der DDR-Zeit. Heringsdorfs Wahrzeichen ist die 508 Meter lange Seebrücke, die längste Deutschlands. Sie beginnt in einem Gebäudekomplex mit Cafés, Geschäften und Ferienwohnungen. Fast am Ende, über dem Meer, steht eine gläserne Pyramide mit einem Restaurant, dann folgt ein Schiffsanleger. Der heutige Brückenbau stammt aus dem Jahr 1995 - die ursprünglich hölzerne Anlage vom Ende des 19. Jahrhunderts war in den 1950er-Jahren abgebrannt.
An der Promenade nahe der Seebrücke steht der nach Herstellerangaben "größte Strandkorb der Welt". Er ist 6,40 Meter breit, 4,15 Meter hoch und soll bis zu 70 Menschen gleichzeitig Platz bieten. Der blau-weiß gestreifte Strandkorb, der von einer ansässigen Manufaktur gefertigt wurde, gehört heute zu den beliebtesten Fotomotiven Heringsdorfs.
Urlaubsort der Reichen und Künstler
Im 19. Jahrhundert entdeckten Adlige und wohlhabende Bürger Heringsdorf als Ziel für die Sommerfrische. Prachtbauten wie die Villa Oechsler oder die Villa Oppenheim, wo einst der Künstler Lyonel Feininger residierte, zeugen noch heute davon. Auch viele weitere Künstler zog es an die Küste. Im "Nizza des Ostens" trafen sich Persönlichkeiten wie Theodor Fontane, Maxim Gorki und Leo Tolstoi. Zwischen 1895 und 1913 war auch Kaiser Wilhelm II. regelmäßig in Heringsdorf zu Gast.
Zur Beliebtheit trug auch die gute Eisenbahnverbindung nach Berlin bei. Sie rückte das Seebad so nah an die Hauptstadt, dass die Berliner es "fast schon als Ausflugsort zu betrachten anfingen", wie der Schriftsteller Victor Klemperer in seinen Tagebüchern notierte. Heute dauert die Bahnfahrt dreieinhalb bis vier Stunden.
Baumwipfelpfad mit 33 Meter hohem Aussichtsturm

Wer einen Spaziergang in luftiger Höhe ausprobieren möchte, kann auf Augenhöhe mit den Baumkronen von Buchen und Fichten auf dem neuen Baumwipfelpfad durch den Heringsdorfer Heilwald wandern. Entlang der Wegstrecke können sich Besucher auf Info-Tafeln über Usedoms inseltypische Flora und Fauna informieren - auch Führungen sind im Angebot. Etwa auf halber Strecke des rund 1,4 Kilometer langen Rundkurses, der auch für Rollstuhlfahrer geeignet ist, liegt der 33 Meter hohe Aussichtsturm. Das Bauwerk bietet einen schönen Weitblick über das Kaiserbad und die Ostsee. Der Holzturm steht dort, wo sich einst die Bismarckwarte befand. Sowjetische Soldaten hatten das Denkmal 1946 gesprengt, um auf den Fundamenten eine Flakstellung zu errichten.
Ahlbeck: Seebad mit historischer Seebrücke
Das benachbarte Ahlbeck, das östlichste der drei Kaiserbäder, liegt dicht an der Grenze zu Polen. Ein Markenzeichen Ahlbecks ist der dreieinhalb Kilometer lange und bis zu 70 Meter breite, flach ins Meer abfallende weiße Sandstrand. Auch die Seebrücke gilt als Attraktion: Sie ist die älteste noch erhaltene Deutschlands und stammt aus dem Jahr 1882. 1898 wurde ein Seesteg mit Schiffsanleger hinzugefügt. Seit 1986 steht die Seebrücke, die schon mehrfach als Kulisse für Film- und Fernsehaufnahmen diente, unter Denkmalschutz.
Die charakteristische Bäderarchitektur mit weißen Villen prägt Ahlbeck ebenso wie Heringsdorf. Allerdings zog Ahlbeck als Badeort neben wohlhabenden auch weniger betuchte Urlauber an. 1907 hatte es schon mehr als 16.000 Gäste. Ab 1930 nahm der Ort mit Villen und Mietshäusern städtischen Charakter an. Doch auch prominente Gäste wussten das Flair des Seebades zu schätzen: So beherbergte der "Ahlbecker Hof", eines der bekanntesten Häuser des Ortes, unter anderem den österreichischen Kaiser Franz Joseph I. und die schwedische Königin Silvia. Ahlbeck ist noch heute der größte Badeort auf Usedom und offiziell - wie auch Bansin - Teil der Gemeinde Heringsdorf.
Das kleine Bansin mit Strandpromenade
Besonderheit Bansins, des jüngsten und kleinsten der "Drei Kaiserlichen", ist die schöne Lage. Direkt hinter dem Ort beginnt die Steilküste des Langenbergs mit einem Buchenwald. Im Süden grenzt Bansin an den Gothen- und den Krebssee. Sie bieten sich als Ausflugsziele für Rundwanderungen und Radtouren in die Umgebung an. Besonders schön ist ein Spaziergang auf der Strandpromenade in Richtung Heringsdorf und Ahlbeck, da bei Bansin weder Häuser noch Bäume den freien Meerblick verstellen.
Auch in Bansin reihen sich schmucke Villen und Hotels aneinander. Anders als in Ahlbeck und Heringsdorf ist die 285 Meter lange Seebrücke eher schlicht gehalten. Sie besitzt weder Brücken- noch Landgebäude und dient allein als Flaniermeile und Anlegeplatz für Ausflugsschiffe. Gegründet wurde das Seebad Bansin 1897, als die Badekultur immer mehr Gäste nach Usedom lockte.
Karte: Usedom im Überblick
