Der Gänseliesel-Brunnen in Göttingen © Fotolia.com Foto: BildPix.de

Göttingen: Moderne Universitätsstadt mit Tradition

Stand: 04.05.2021 12:43 Uhr

"Stadt, die Wissen schafft" - so nennt sich Göttingen selbst. Tatsächlich prägen die traditionsreiche Hochschule und Tausende Studierende Stadtbild und Lebensgefühl der Stadt im Süden Niedersachsens.

Der Slogan spielt auf die Georg-August-Universität an. Wer durch die malerischen Altstadtgassen bummelt oder durch die belebte Fußgängerzone schlendert, trifft immer wieder auf Gebäude der Hochschule, Studentenkneipen, Buchhandlungen und Studierende. Mehr als 30.000 von ihnen sind allein an der Universität eingeschrieben - und sie ist nicht die einzige Hochschule in der Stadt.

Die größte Universität Niedersachsens

Ein Gebäude der Georg-August-Universität Göttingen. © Georg-August-Universität Göttingen
Die Universität ist renommiert und bietet zahlreiche Fächer an.

Etwa jeder vierte der rund 134.000 Einwohner Göttingens studiert, Tausende sind in den Bildungsinstituten beschäftigt. Seit 1737 besteht die Universität, die den Namen ihres Gründers trägt: Georg II., König von Großbritannien und zugleich Kurfürst von Hannover. Damit beherbergt Göttingen die älteste noch lehrende Universität Niedersachsens und zugleich die größte. Etwa 80 Fächer bietet sie an, ihr Ruf ist auch international hervorragend. Mehr als 40 Nobelpreisträger haben in Göttingen studiert, gelehrt oder gearbeitet. Auf Bundesebene gehörte die Georg-August-Universität zu den neun Unis, die sich bei der Exzellenzinitiative durchsetzen konnten und damit als herausragende Hochschulen oder Elite-Universität gefördert wurden.

Gänseliesel: Kuss vom Doktor

Blick auf das Göttinger Rathaus und die Türme der Johanniskirche © imago / Otto Werner
Vom Marktplatz sind alle vier Innenstadtkirchen zu sehen. hier St. Johannis.

So hat auch das Wahrzeichen Göttingens, das Gänseliesel, einen engen Bezug zur Universität: Jeder frisch promovierte Doktor gibt nach einem alten Brauch der Figur auf dem Marktbrunnen am Platz vor dem Alten Rathaus einen Kuss. Der Marktplatz ist bei Einheimischen und Besuchern gleichermaßen beliebt: Straßencafés laden zu einer Pause beim Stadtbummel ein. An einer Ecke des Platzes weist eine Metallplatte im Boden auf den Vier-Kirchen-Blick hin. Von dort sind die vier Innenstadtkirchen zu sehen: St. Albani im Osten, St. Johannis im Westen, St. Michael im Süden und St. Jacobi im Norden. Sie ist mit ihrem 72 Meter hohen Turm die höchste Kirche der Stadt und ein weiteres Wahrzeichen.

Göttingen hat eine 1.000-jährige Geschichte

Das Alte Rathaus, ein Bau, dessen Fundament aus dem 13. Jahrhundert stammt, wird heute als repräsentativer Veranstaltungsort genutzt. Die historische Halle bietet einen eindrucksvollen Blick auf die mehr als 1.000-jährige Geschichte Göttingens: Wandmalereien zeigen Stadt-Szenen aus vergangenen Jahrhunderten und Wappen von Hansestädten erinnern an die Mitgliedschaft in dem Städtebund. Ein mittelalterlicher Sitzungssaal dient dem Standesamt als Trauzimmer.

Bereits um 1200 bekam Göttingen das Stadtrecht verliehen und erlebte im 14. und 15. Jahrhundert als Mitglied der Hanse seine erste Blütezeit. Im 16. und 17. Jahrhundert ging es abwärts: Göttingen schrumpfte zu einem verschlafenen Landstädtchen. Das änderte sich erst mit der Gründung der Universität, die schnell zu einer der größten Hochschulen Europas aufstieg.

Die Göttinger Sieben: Protest gegen die Obrigkeit

Für die Verbindung von Politik und Wissenschaft stehen die "Göttinger Sieben": Sieben Professoren der Universität hatten 1837 dagegen protestiert, dass König Ernst August das hannoversche Staatsgrundgesetz, die Verfassung, aufheben wollte. Die Wissenschaftler wurden ihrer Ämter enthoben, einige mussten das Land verlassen. Seit April 2011 erinnert ein Denkmal des Nobelpreisträgers Günter Grass auf dem Campus der Universität an die "Rebellen".

Zustrom aus dem Osten

Nach dem Zweiten Weltkrieg, der in Göttingen vergleichsweise geringe Schäden verursacht hatte, strömten zahlreiche Flüchtlinge aus dem Osten in die Stadt: Die Einwohnerzahl stieg rasch an. In den 60er- und 70er-Jahre sorgten Gebietsreformen und Eingemeindungen dafür, dass die 100.000-Einwohner-Marke durchbrochen wurde - Göttingen war Großstadt. Außerhalb der Altstadt entstanden ganze Stadtteile und Industriegebiete, auch die Universität bekam ein neues Areal. Der Baustil dieser Jahrzehnte prägt bis heute das Bild Göttingens außerhalb des historischen Zentrums.

Studierende beleben die Kunst und Kulturszene

Die Universität und ihre Gelehrten sorgten in Göttingen früh für ein reges kulturelles Leben. Die Zahl der Theater, Bühnen und Museen übersteigt auch heute noch das übliche Maß für eine Stadt dieser Größenordnung. Allein das Deutsche Theater mit seinen drei Bühnen bietet pro Spielzeit rund 450 Vorstellungen. Für Liebhaber klassischer Musik gehören die Internationalen Händel-Festspiele zu den Höhepunkten des Jahres und der Göttinger Literaturherbst lockt seit 1992 prominente Autoren zu Lesungen und Vorträgen in die Stadt. Die aktuelle Musikszene trifft sich in zahlreichen Klubs zu Partys und Konzerten. Die vielen Studierenden sorgen dafür, dass Göttingen eine junge Stadt ist.

Grüne Oase mit 14.000 Pflanzenarten

Eingebettet in die hügelige, waldreiche Landschaft Südniedersachsens bietet Göttingen zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten für Naturfreunde. Das Eichsfeld im Osten sowie Harz und Solling sind schnell zu erreichen. Innerhalb der Stadt lockt mit dem Alten Botanischen Garten eine fünf Hektar große grüne Oase. Er gehört zur Biologischen Fakultät der Universität und besteht seit 1736. Mit mehr als 14.000 Pflanzenarten ist der Garten einer der umfangreichsten seiner Art bundesweit. Mehrere Gewächshäuser beherbergen tropische Pflanzen, Kakteen und Sukkulenten.

Karte: Markante Punkte in der Altstadt

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