Blick in die Liether Kalkgrube © Christine Raczka Foto: Christine Raczka
Blick in die Liether Kalkgrube © Christine Raczka Foto: Christine Raczka

Erdgeschichte in der Liether Kalkgrube entdecken

Stand: 13.06.2019 15:07 Uhr

Einzigartige Gesteinsformationen, wilde Orchideen, Graureiher und seltene Schmetterlinge: Die Liether Kalkgrube in der Nähe von Elmshorn ist eine geologische Rarität und ein kleines Naturparadies.

Die steinernen Überreste eines uralten Meeres lassen Besucher in längst vergangene Erdzeitalter blicken. Es sind die ältesten Gesteinsschichten der norddeutschen Tiefebene, die in der Grube in Klein Nordende sichtbar werden.

258 Millionen Jahre altes Gestein

Zu erkennen sind die uralten Erd- und Gesteinsschichten als rot leuchtendes und graues Gestein an den Wänden der Grube. Diese Schichten sind rund 258 Millionen Jahre alt und stammen aus einem Zeitalter, als sich in Mitteleuropa das sogenannte Zechsteinmeer bis nach England erstreckte. Normalerweise findet sich dieses Gestein nicht an der Erdoberfläche, sondern erst in Tiefen von sechs bis acht Kilometern.

Seltener oberirdischer Salzstock

Da es in dem flachen Zechsteinmeer kaum Wasseraustausch mit anderen Meeren gab, versalzte es zunehmend und es bildeten sich Gipse und Salze. In großer Tiefe begann später Steinsalz unter anderem durch den hohen Druck zu fließen, drückte sich empor und brachte dabei auch andere Gesteinsschichten mit an die Erdoberfläche. Die Spitze des emporgestiegenen Salzstocks ist heute als weißer Gipshut im Zentrum der Grube zu erkennen. Es entstand also ein oberirdischer Salzstock - eine absolute geologische Rarität. Salz allerdings können Besucher dort nicht mehr finden - es wurde längst durch das Wasser ausgewaschen.

Naturparadies Kalkgrube

Doch nicht nur geologisch hat die Liether Kalkgrube viel zu bieten. Ob Orchidee oder Sumpfherzblatt, Graureiher oder Knoblauchkröte: Der kleine Teich und die kalkreichen, trockenen und wechselfeuchten Böden und Schotterflächen bieten vielen seltenen Tieren und Pflanzenarten ideale Lebensbedingungen, darunter mehreren, die auf der Roten Liste stehen.

Ziegen pflegen das Naturschutzgebiet

Zur Landschaftspflege sind seit 2017 in den Sommermonaten rund 60 Ziegen in der Kalkgrube unterwegs. Sie verhindern, dass die interessanten geologischen Schichten überwuchern und die Kalkgrube verwaldet. Die Tiere dürfen nicht angefasst oder gefüttert werden.

Findlingsgarten und Panorama-Rundweg

Eingang zum Rundweg der Liether Kalkgrube © Christine Raczka Foto: Christine Raczka
Um die Kalkgrube herum führt ein ausgeschilderter Rundweg.

Im Eingangsbereich der Grube befindet sich ein Findlingsgarten. Woher die großen Steine stammen, die während der Eiszeiten mit den Gletschern aus Skandinavien nach Norddeutschland transportiert wurden, zeigt eine Karte. Am Findlingsgarten startet ein Rundweg, der auf der Höhe am Rand der Grube entlang und an verschiedenen Aussichtspunkten vorbeiführt. Zusätzlich führt ein Stichweg in die Grube hinein zu dem Teich und dem markanten, etwa vier Meter aus dem Gelände herausragenden Gipshut. An den Wegen informieren mehrere Tafeln über die interessante Geschichte und die geologischen Besonderheiten des Gebiets.

Ton- und Kalkabbau bis 1986

Dass das Gebiet bei Klein Nordende entdeckt wurde, ist einem historischen Zufall zu verdanken. Als im Jahr 1844 die erste Eisenbahnverbindung in Schleswig-Holstein von Altona nach Kiel gebaut wird, stößt man auf die wertvollen Erdschichten - und beginnt, sie auszubeuten. Jahrzehntelang, bis ins Jahr 1986, wurden in der Liether Kalkgrube roter Ton für Ziegel sowie Zechstein und Kalk in Tagebau abgebaut. Im 19. Jahrhundert hatte man zunächst auch gehofft, Steinkohlevorkommen zu finden. An eine entsprechende Tiefbohrung zur Rohstofferkundung in den 1870er-Jahren erinnert heute ein Gedenkstein. Mit 1.338 Metern Tiefe war sie damals die tiefste Bohrung der Welt.

Seit 1991 steht die Liether Kalkgrube unter Naturschutz. Seit 2006 zählt sie wegen ihrer überragenden geologischen Bedeutung zu den "Nationalen Geotopen" in Deutschland.

Geführte Spaziergänge durch die Grube

In der Liether Kalkgrube. © Christine Raczka Foto: Christine Raczka
Der kleine Teich in der Mitte ist der Lebensraum vieler seltener Tiere, darunter Kröten, Eidechsen und Libellen.

Für einen Spaziergang sollten Besucher etwa eineinhalb bis zwei Stunden einplanen, dann bleibt ausreichend Zeit, um auch die Tafeln zu studieren, die interessante Informationen zur Geologie und zum Naturraum geben. In den Sommermonaten bietet der Arbeitskreis Liether Kalkgrube einmal im Monat kostenlose Führungen durch das Geotop an. Interessierte können sich auch aktiv am Erhalt des Geotops und Naturschutzgebietes beteiligen. Der Arbeitskreis freut sich über freiwillige Helfer.

Zu erreichen ist die Liether Kalkgrube am besten über Klein Nordende bei Elmshorn. Von dort ist sie ausgeschildert. Radfahrer können sie über Radwege ab Uetersen, Elmshorn oder Tornesch erreichen, die durch die schöne Umgebung mit Mooren, Wiesen und Wäldern führen.

Karte: Die Liether Kalkgrube

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