Stand: 29.10.2018 12:16 Uhr

Bluthochdruck: Grippe-Impfung schützt das Herz

Ein Arzt impft eine Patientin gegen Grippe. © picture alliance / Markus Scholz Foto: Markus Scholz
Die Grippeschutzimpfung muss jedes Jahr erneuert werden.

Eine Schutzimpfung gegen Grippe empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) insbesondere Menschen über 60 Jahren, chronisch Kranken und allen, die beruflich viel mit anderen Personen Kontakt haben. Dass eine Grippe-Impfung auch für Menschen mit Bluthochdruck sinnvoll ist, zeigt eine aktuelle Studie aus Dänemark mit mehr als 600.000 Teilnehmern: Bei ihnen lag das Sterberisiko insgesamt um 18 Prozent niedriger, wenn sie gegen Grippe geimpft waren.

Studie: Grippe-Impfung bei Bluthochdruck

Noch ist nicht genau geklärt, wie die Influenza Menschen mit Bluthochdruck schadet. Die Forscher vermuten, dass die starke Immunreaktion auf Influenza-Viren dafür verantwortlich sein könnte und der Entzündungsprozess möglicherweise die Stabilität der Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßwänden beeinträchtigt. Sie könnten aufbrechen und zu lebensbedrohlichen Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Die Ergebnisse der Studie sind so eindeutig, dass die Wissenschaftler allen Menschen mit Bluthochdruck eine Grippe-Impfung empfehlen.

Impfung bei eingeschränkter Nierenfunktion

Empfehlenswert ist eine Grippe-Impfung auch für Nierenkranke: Da eine eingeschränkte Nierenfunktion auch zu einer Schwächung des Immunsystems führt, sind die Betroffenen gegenüber Grippeviren sehr anfällig und schutzlos. Besonders häufig sind daher Menschen mit Nierenkrankheiten unter den Todesopfern der Grippewellen.

Influenza-Viren: Gefahr fürs Herz

Auch für Menschen ohne Vorerkrankungen kann eine Infektion mit Influenza-Viren gefährlich werden: In den ersten sieben Tagen nach einer Grippe ist das Herzinfarkt-Risiko um das Sechsfache erhöht.

Außerdem können die Viren zu einer Entzündung des Herzmuskels führen, einer sogenannten Myokarditis. Sie schwächt das Herz vorübergehend, was Betroffene aber oft gar nicht mitbekommen. Belasten sie sich nach einer überstandenen Grippe zu früh, zum Beispiel durch Sport oder andere körperliche Anstrengung wie Gartenarbeit, kann es zu Herzrhythmusstörungen und zum plötzlichen Herztod kommen.

Grippe: Unterschiede zur Erkältung

Die Beschwerden bei Grippe und Erkältung sind anfangs ähnlich. Unterschiedlich sind Verlauf und Schwere der Erkrankung:

  • Eine Erkältung wird von rund 200 verschiedenen Virenarten hervorgerufen, zum Beispiel Rhino-, Adeno- und Coronaviren. Dabei treten nacheinander Symptome wie Halskratzen, verstopfte Nase und Husten auf. Da die Erreger so vielfältig sind, kann man sich mehrmals hintereinander anstecken. Eine Impfung ist nicht möglich.

  • Eine Grippe wird durch das Influenza-Virus ausgelöst, von dem es drei verschiedene Typen gibt - Influenza A, B und C. Sie ist durch einen plötzlichen und heftigen Beginn gekennzeichnet. Symptome wie hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und trockener Husten treten oft gleichzeitig auf. Auch Luftnot und massive Erschöpfung können zum Krankheitsbild gehören.

Grippe mit Medikamenten behandeln

Gegen die Grippe helfen Medikamente nur begrenzt: Der sogenannte Uncoating-Hemmstoff Amantadin und die Neuraminidase-Hemmstoffe Oseltamivir, Zanamivir und Peramivir können den Krankheitsverlauf geringfügig verkürzen und die Symptome etwas lindern. In den USA neu zugelassen wurde 2018 der sogenannte Endonuklease-Inhibitor Baloxavir.

Grippe-Impfstoff an Erreger anpassen

Wirklichen Schutz vor der Grippe bietet allein eine Impfung. Auch wenn der Schutz nicht bei jedem vollständig ist, verläuft die Erkrankung bei Geimpften in der Regel weniger schwer. Außerdem gilt: Je mehr Menschen sich impfen lassen, umso besser. Denn jeder Geimpfte ist eine Hürde für das Virus, sich weiter auszubreiten.

Doch Grippeviren können sich rasant verändern. Deshalb versuchen Wissenschaftler jedes Jahr vorherzusagen, welche Virenstämme sich in der kommenden Saison verbreiten werden. Gegen diese Stämme wird ein Impfstoff hergestellt.

Ob die Experten mit ihrer Prognose richtig liegen, ist nicht sicher. Der Impfstoff wird in Hühnereiern produziert. Das dauert sechs bis acht Monate. Wenn sich die Virenstämme in der Natur in der Zwischenzeit verändern, kann man den Impfstoff nicht mehr anpassen.

Grippe: Schutz vor Ansteckung

Ansteckungsgefahr mit Grippeviren besteht vor allem dort, wo sich viele Menschen aufhalten, beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, Arbeitsstätten, Schulen oder Kaufhäusern. Übertragen werden Grippeviren durch eine Tröpfcheninfektion:

  • Beim Niesen, Husten, Sprechen oder durch Händeschütteln: Bis zu 15 Stunden nach einer Berührung lassen sich noch Keime auf der Haut nachweisen.
  • Über kontaminierte Gegenstände: An Türklinken, Telefonhörern oder Computer-Tastaturen können Grippeviren mehrere Stunden überleben, an Geldstücken haften sie bis zu 17 Tage.

Beim Reiben von Nase oder Augen werden sie Grippeviren dann von der Hautoberfläche auf die Schleimhäute übertragen.

Als sicherster Schutz vor der Übertragung der Keime gilt häufiges Händewaschen. Es reduziert das Ansteckungsrisiko um 50 Prozent.

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Prof. Dr. Norbert Frey, Direktor
Klinik für Innere Medizin III mit den Schwerpunkten Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin
Arnold-Heller-Straße 3
24105 Kiel
(0431) 500-22 800
www.uksh.de

Prof. Dr. Thorsten Feldkamp, Leitender Oberarzt
Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten
Klinik für Innere Medizin IV
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein - Campus Kiel
Arnold-Heller-Straße 3
24105 Kiel
www.uksh.de

Weitere Informationen
Robert Koch-Institut
Seestraße 10
13353 Berlin
Fragen und Antworten zur Grippe
www.rki.de

Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
www.impfen-info.de

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Visite | 30.10.2018 | 20:15 Uhr

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