Palliativ © - Foto: Aleksandr

Würdevoll Sterben: psychologische und palliative Betreuung

Stand: 01.03.2021 12:52 Uhr

Bei der Palliativmedizin geht es darum, die Lebensqualität der schwerkranken Menschen auf vielen Ebenen zu verbessern - physisch, psychisch und seelsorgerisch.

Angst vor unerträglichen Schmerzen haben viele Menschen, nicht nur Schwerstkranke oder Sterbende - zu Unrecht, sagen Palliativmediziner. Sie sind Spezialisten für die Behandlung unheilbarer Erkrankungen - im Krankenhaus, in der Praxis oder im Hospiz. Sie lindern Schmerzen, leisten Hilfe im sozialen Umfeld und nehmen sich Zeit für die Patientinnen und Patienten und ihre Ängste. Die Palliativmedizin unterstützt also nicht (nur) in der Phase des Sterbens, sondern auch beim Leben mit der Krankheit. Und das nicht nur über Wochen, sondern auch mal über Monate oder gar Jahre hinweg. 

Palliativmedizin: Hilfe beim Leben mit der Krankheit

Deshalb sind Palliativstationen auch keine Sterbestationen, sondern besondere Einrichtungen mit dem Schwerpunkt, das Leben mit unheilbaren Krankheiten lebenswert zu machen. In der Regel haben die Menschen vor allem Angst vor Schmerzen, doch die sind in den allermeisten Fällen gut beherrschbar, wenn sie richtig behandelt werden.

Psychoonkologie hilft beim Leben mit Krebs

Die Psychoonkologie hat sich auf die Betreuung Krebskranker spezialisiert und unterstützt diese, Diagnosen, Therapien und Untersuchungen seelisch zu verarbeiten. Wer mit der Diagnose Krebs konfrontiert ist, für den bleibt häufig für einen Moment die Welt stehen. Psychoonkologen nehmen sich häufig bereits im Krankenhaus der Betroffenen an und sprechen mit ihnen über die Erkrankung und deren Folgen. Sie helfen ihnen auch, sich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen und sich dem Thema Sterben zu nähern.

Den meisten Betroffenen fällt es leichter, mit einem Psychologen darüber zu sprechen als mit Angehörigen oder Freunden, die sie vor der Trauer so weit wie möglich schützen möchten.

Psychologen raten, sich diese Fragen zu stellen

Die Beschäftigung mit folgenden Fragen ist für schwerkranke Menschen häufig sinnvoll und aufbauend:

  • Wie will ich die Zeit, die noch bleibt, nutzen?
  • Möchte ich noch etwas erledigen? Habe ich noch ein Ziel?
  • Mit wem möchte ich die letzte Zeit verbringen?
  • Was war gut in meinem Leben, was nicht?

Psychische und soziale Betreuung wichtig

Viele Menschen und auch Ärzte wissen nicht, welche und wie viele verschiedene Möglichkeiten die moderne Palliativmedizin bietet. Diese beschränken sich nicht auf die Wahl des optimalen Schmerzmedikaments, sondern umfassen auch psychische und soziale Betreuung - sowohl ambulant als auch stationär. Selbst bei sehr seltenen unerträglichen und schlecht behandelbaren Schmerzen, bei schweren Magen-Darm-Problemen oder bei Fällen, in denen der Patient zu ersticken droht, können die Ärzte helfen - etwa mit einer palliativen Sedierung. Diese leichte Narkose sorgt nach Rücksprache mit dem Patienten und den Angehörigen dafür, dass die Betroffenen ihre letzten Tage ruhig und friedlich verschlafen. Das Wissen um diese letzte Behandlungsoption würde viele Menschen beruhigen, sind sich Experten sicher.

Aber es gibt ein Versorgungsproblem: Während in Großstädten wie Hamburg in der Regel ein ausreichendes Angebot an spezialisierten Palliativmedizinern, entsprechenden ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen besteht, ist die Versorgung in ländlichen Regionen noch lückenhaft.

Palliativmedizin in Pandemiezeiten

Ob ambulant oder auch auf einer Palliativstation im Krankenhaus: Die Corona-Pandemie erschwert diese spezielle Form der Medizin besonders. Denn sie braucht vor allem Nähe, Kontakt, offene Gespräche, Ruhe und Zeit - alles, was derzeit meist fehlt. Der eigentlich so wichtige Körperkontakt geht durch Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe, Schutzausrüstung und den nötigen Abstand verloren. Eine Umarmung in schweren Momenten fehlt Therapeuten und Betroffenen derzeit gleichermaßen. Umso wichtiger ist es, so Experten, dass Angehörige auch bei Besuchsverboten versuchen, Kontakt mit den schwerkranken Menschen im Krankenhaus zu bleiben, sei es über Telefon, Skypeschalten, Fotos oder Kinderzeichnungen, die vielleicht auch nur an der Pforte abgegeben werden dürfen.

 

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Visite | 02.03.2021 | 20:15 Uhr

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