Reiseübelkeit: Warum Kindern im Auto oft schlecht wird
Die Fahrt in den Urlaub ist für viele Kinder, aber auch etliche Erwachsene oft anstrengend und unangenehm, denn sie leiden an Reiseübelkeit. Welche Maßnahmen können dagegen helfen?
Übelkeit, aber auch Symptome wie Schwindel, Kopfweh oder Schweißausbrüche: Manche Menschen werden krank, wenn sie länger im Auto, Bus oder Flugzeug unterwegs sind. Sie leiden an einer sogenannten Kinetose.
Reiseübelkeit: Gehirn empfängt widersprüchliche Informationen
Zu einer Reiseübelkeit kann es kommen, wenn unser Gehirn widersprüchliche Informationen empfängt - etwa wenn unser Gleichgewichtsorgan im Innenohr andere Bewegungen wahrnimmt, als unsere Augen sehen. Die Augen melden etwas Stehendes, Unbewegliches, etwa den Innenraum eines Autos oder Flugzeugs. Ganz andere Informationen sendet das Gleichgewichtsorgan im Innenohr: Es nimmt Schwankungen und Erschütterungen wahr, also Bewegung. Damit kommt der Körper nicht klar und reagiert darauf mitunter ziemlich heftig.
Kinder leiden besonders häufig unter Reiseübelkeit
Dass Kindern im Auto oder Bus übel wird, ist nichts Ungewöhnliches. Gerade jüngere zwischen zwei und zwölf Jahren leiden häufig an der Reisekrankheit, weil ihr Gehirn die verschiedenen Sinneseindrücke noch nicht richtig verarbeiten kann. Viele müssen sich dann übergeben. Meist verliert sich dieser Effekt mit der Zeit, bei einigen Menschen hält er aber bis ins Erwachsenenalter an.
Auf die richtige Platzwahl kommt es an
Um der Übelkeit vorzubeugen, gibt es verschiedene Maßnahmen. Dr. Johannes Wimmer empfiehlt, es zunächst ohne Medikamente zu versuchen. Wem schnell schlecht wird, der sollte im Auto oder Bus vorne sitzen. Tipp: Am besten möglichst viel nach draußen schauen und sich auf einen unbewegten Punkt am Horizont konzentrieren. Erwachsene sollten selbst fahren, dann sind sie den verwirrenden Sinneseindrücken deutlich weniger ausgesetzt. Frische Luft ohne unangenehme Gerüche trägt zum Wohlbefinden bei.
Top-Plätze im Flugzeug sind am Gang auf Höhe der Tragflächen, weil es dort am wenigsten wackelt. Auf einem Schiff halten sich Reisende am besten in der Mitte auf, denn dort ist der Seegang am geringsten. Auf See kann es auch sehr gut tun, an Deck zu gehen, gen Horizont zu schauen und die frische Luft zu genießen.
Lesen hilft nicht gegen Reisekrankheit
Hilfreich ist es auch, sich abzulenken, Lesen oder die Nutzung elektronischer Geräte ist allerdings keine gute Idee. Damit verwirrt man das Gehirn nur noch mehr. Bewährt haben sich Spiele wie zum Beispiel "Ich sehe was, was du nicht siehst" oder Autokennzeichen-Raten. "Musik zum Mitsingen oder ein Hörspiel sind auch eine wunderbare Sache, um Kindern mit Reiseübelkeit zu helfen", so Dr. Wimmer.
Ingwer und Akkupressur gegen Reisekrankheit
Das Kauen von Kaugummi, Obst oder Gemüse kann die Symptome vermindern. Auch Akupressur kann helfen. Der Punkt, der in diesem Fall bearbeitet werden sollte, sitzt am Unterarm, etwa drei Finger breit über der Handgelenksfalte zwischen Elle und Speiche. Dort kann man mit dem Daumen drücken. Alternativ gibt es spezielle Armbänder mit einer Plastik-Halbkugel, die an dieser Stelle Druck ausübt.
In Apotheken sind außerdem Reisetabletten, Zäpfchen, Kaugummis und Pflaster erhältlich, die sogenannte Antihistaminika enthalten. Sie lindern den Brechreiz, können aber Nebenwirkungen wie Schwindelgefühl, Mundtrockenheit und erhöhten Herzschlag verursachen. Eltern sollten vor der Anwendung solcher Medikamente den Kinderarzt fragen. Wer lieber auf pflanzliche Wirkstoffe gegen Übelkeit setzt, kann Ingwer ausprobieren.